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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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einem Wirbel aus Paukenschlägen eine gewaltige Entladung nieder.
    „Mama!“, schrie Katharina verzweifelt.
    Sie warf die Decke auf den Boden, sprang panisch aus dem Bett und rannte barfuß durch den Flur die Treppe hinunter. Die Tür zum Wohnzimmer stand einen Spaltbreit offen und ließ einen Lichtstreifen in den schmalen Flur fallen. Das Grollen hatte sich gelegt. Der Himmel sammelte seine Kräfte für den nächsten Schlag. Katharina blieb vor der Tür stehen, lauschte heftig atmend in die Stille und hörte die Stimme ihres Stiefvaters.
    „Was ist denn jetzt schon wieder los?“
    „Ich habe es satt“, erregte sich ihre Mutter. „Dein ständiges Genörgel, deine ewig schlechte Laune und deine grundlosen Gemeinheiten – ich ertrage es nicht länger!“
    Jähzorn überfiel Ben mit aller Macht, aber noch konnte er sich beherrschen. „Ich nörgele nicht, ich stelle nur fest“, erwiderte er gereizt.
    „Was glaubst du eigentlich, wer du bist, Ben?“ Die Stimme ihrer Mutter überschlug sich.
    Katharina öffnete vorsichtig die Tür noch ein Stück weiter und steckte den Kopf durch den Spalt. Ben saß auf der Couch und grinste ihre Mutter, die vor dem Tisch auf und ab ging, herausfordernd an.
    „Du bist ein Mistkerl!“ Mutter griff fahrig nach der Zigarettenschachtel und zündete sich eine Zigarette an.
    „Hör ja auf zu keifen!“, sagte Ben mit drohender Stimme.
    „Früher warst du anders, liebevoll und nicht so ein Scheißkerl.“
    Die Enttäuschung, die sich im Laufe von Monaten angestaut hatte, war deutlich erkennbar.
    „Schau dich doch selbst an!“, zischte er. „Meinst du, die Schwangerschaft hat dich attraktiver gemacht? Das glaubst du doch selbst nicht, oder?“
    „Du bist widerlich!“, schrie Mutter und drückte die nur halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus.
    „Was sind wir heute wieder angriffslustig!“, höhnte er. „Kümmere dich lieber um deine Tochter und bring ihr bei, wie sie sich im Haushalt nützlich machen kann! Alt genug ist sie ja.“
    „Lass meine Tochter aus dem Spiel!“
    „Ich mag dieses Kind nicht. Ständig beäugt sie mich.“
    „Sie staunt höchstens über dein Verhalten.“
    „Hast du sie etwa beauftragt, mich im Auge zu behalten?“
    Mutter sah ihn zornerfüllt an. „Du betrachtest das Kind, als wäre es eine erwachsene Frau. Sie wird immer schöner, nicht wahr?“
    „Erzählt Katharina dir das, oder bildest du dir ein, dass ich sie beglotze? Glaubst du etwa, ich wäre scharf auf deine zehnjährige Tochter?“
    Mutter ging ruhig auf Ben zu und schlug ihm ins Gesicht.
    Katharina schossen Tränen in die Augen. So aufgebracht hatte sie sie noch nie erlebt.
    „Du Miststück!“, brüllte Ben und rieb sich die Backe. Er packte Mirja an der Bluse und riss ihr Gesicht zu sich herunter.
    „Meinst du, ich kriege nicht mit, wie du sie ansiehst? Glaubst du wirklich, ich bin blind? Das Kind hat Angst vor dir!“
    „Du tickst nicht richtig. Ich habe diese Familie so satt!“, sagte er angewidert, nahm den Flaschenöffner vom Tisch und öffnete eine weitere Bierflasche.
    „Wenn ich nicht schwanger geworden wäre, hätte ich dich niemals geheiratet“, sagte sie leise und eindringlich.
    Katharina erstarrte.
    „Du hättest doch abge–“ Ein Donnerschlag übertönte seinen Satz.
    „Ich verbiete dir, dieses Wort in den Mund zu nehmen!“
    „Lass mich doch in Ruhe!“, schnauzte Ben, setzte die Flasche an und trank einen großen Schluck.
    „Wenn du Katharina auch nur ein Haar krümmst, bringe ich dich um. Darauf kannst du dich verlassen!“, schrie sie.
    Mit einem Schlag seines Handrückens brachte er sie zum Schweigen.
    Sie wischte sich über den Mund. „Wie kannst du es wa– ?“
    Er schlug erneut zu, und Blut quoll aus ihrer Lippe. „Sei endlich still. Weißt du nicht, wann es reicht? So dumm bist du doch bestimmt nicht, Mirja.“ Er hielt ihre Hände über ihrem Kopf fest und griff nach einer Rolle Isolierband, die er speziell für diese Gelegenheiten im Eisenwarenladen an der Ecke gekauft hatte.
    Mirja sah das Isolierband und riss die Augen auf. Sie schrie und wehrte sich, zerkratzte ihm das Gesicht. Derb fluchend zwang Ben sie zurück auf die Couch und überwältigte sie mühelos.
    Das Grollen des Donners verstummte.
    „Du bist ein Miststück, Mirja“, zischte er.
    „Lass mich, bitte“, flehte sie leise.
    Katharina zitterte und huschte über den Flur ins Schlafzimmer von Ben, ihrer Mutter und dem Baby. Sie wollte nach Anna sehen. Vielleicht hatte der

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