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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hinuntergestürzt. Er ist gegen einen Baum geprallt. Der Baum war der Stärkere. Wenn Niki nicht tot ist, dann muss sie ernstlich verletzt sein, aber ich kann jetzt nicht hinuntersteigen, um nachzuschauen.« Er zog die Stirn kraus, weil es ihm nicht passte, wenn er etwas nicht mit Sicherheit wusste.
    Lolly hätte nicht gedacht, dass sie jemals über die Nachricht vom Tod eines anderen Menschen hätte Erleichterung empfinden können; und eine verletzte Frau in einem total demolierten Auto einfach erfrieren oder verbluten zu lassen – zumindest hatte sie immer geglaubt, dass sie so etwas niemals übers Herz bringen könnte. Darwin und Niki hatten ihre Überzeugungen in vielfacher Hinsicht verändert.
    »Danke, lieber Gott«, flüsterte sie.
    Sie hatte das Gefühl, als wäre die Welt um sie ein wenig wärmer geworden. Ihre Angst, Niki im Haus vorzufinden, wo sie schon auf sie wartete, ihre Angst, dass diese süchtige Frau hinter einem Baum hervorspringen könnte oder aus einer dunklen Ecke, war verflogen. Sie hätte sich am liebsten auf den Boden sinken lassen, um vor Erleichterung zu schluchzen, aber sie entschied sich dann, doch lieber nur tief durchzuatmen. Es war zu früh, um den Sieg zu verkünden, denn schließlich waren Gabriel und sie noch nicht im Hause und frei. Sie mussten weiter den Kampf mit dem Eis aufnehmen, und das Eis konnte man nicht beeinflussen. Das Eis war real, und sie mussten sich ihm stellen.
    »Vorwärts«, sagte Gabriel, »schauen wir, dass wir in die Wärme kommen.«
    Er legte wieder einen Arm um sie, hielt sie in der Senkrechten, während er sie immer weiter antrieb. Ohne seine Hilfe hätte sie sich nicht zu bewegen vermocht. Die ersten paar Schritte waren eine Übung in Sachen Schmerz und fehlender Koordination; sie konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie an Ort und Stelle festgefroren, als könnte sie nichts anderes tun, als einfach nur stehen zu bleiben. Sie spürte, wie Gabriel an ihrer Seite heftig zitterte. Er war in einem besseren Zustand als sie, aber das hatte nicht viel zu sagen.
    »Soll ich dich tragen?«, fragte er.
    Sie war entsetzt über den Vorschlag. Er konnte kaum gehen, und da dachte er, er könnte sie tragen ? »Nein, ich komme schon klar«, erwiderte sie.
    Er ließ einen barschen Laut hören, der besagte, dass er ihre Einschätzung nicht teilte, aber er hob sie dann doch nicht einfach hoch, um sie sich über die Schulter zu werfen.
    In völliger Dunkelheit, nur mithilfe der schwach leuchtenden Taschenlampe, deren Schein ihnen den Weg wies, kämpften sie sich vorsichtig über den vereisten Hof. Die Entfernung, die ihnen nie übermäßig weit vorgekommen war, schien jetzt fast nicht zu bewältigen, aber sie schleppten sich dahin, und jeder Zentimeter, den sie schafften, wurde mit Agonie bezahlt. Schließlich konnte Lolly schwach das dunkel vor ihr aufragende Haus ausmachen, und erst in dem Moment glaubte sie, dass sie es wahrhaftig schaffen würden.
    »Tut mir leid«, sagte sie sanft, unsicher, ob Gabriel sie bei diesem heulenden Sturm überhaupt hören konnte.
    Er blickte zu ihr hinunter. »Was tut dir leid?«, fragte er sachlich, während sie die letzten paar Meter zurücklegten – um den mit einer Eisschicht bedeckten Mercedes herum.
    Die Treppenstufen ragten wie der Mount Everest vor ihnen auf. Lolly war sich ehrlich nicht sicher, ob sie sie erklimmen konnte. »Es tut mir leid, dass du in dieses Schlamassel hineingeraten bist. Es tut mir leid, dass du diesen Mann hast umbringen müssen. Es tut mir leid, dass du hier mit mir festsitzt, da ich doch weiß, dass du viel lieber bei deinen Eltern zu Hause wärst – mit deinem Sohn.«
    »Du weißt von Sam?«, fragte er überrascht. Seine Stimme klang atemlos. Irgendwie hatte er nicht erwartet, dass sie etwas über sein Leben wusste, nachdem er die Highschool abgeschlossen und zum Militär gegangen war.
    »Ich habe mich über die Neuigkeiten hier auf dem Laufenden gehalten.«
    Sie erreichten die Treppe, und Gabriel packte das Geländer mit der linken Hand. Mit seinem rechten Arm umfasste er Lolly fester und hievte sie fast die Stufen hinauf, vor Schmerz aufstöhnend. Dann standen sie auf der Veranda, doch der heulende Sturm ließ noch immer den Regen auf sie einprasseln, es war also nicht viel gewonnen.
    »Es tut mir nicht leid«, sagte er, wobei er sie freigab, um sich nach vorne zu beugen und Atem zu schöpfen, Kräfte zu sammeln.
    Lolly umklammerte mit einem Arm eine Säule und

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