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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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aufstehen.«
    »Wie schade.«
    Er fuhr sich unbeholfen mit der Hand über den Kopf, aus seinem Haar sprühten winzige Eiskristalle. Er legte Jacke und Handschuhe ab, beugte sich dann nach unten und packte sie wieder am Arm. Da sie nicht auf die Beine kam, schleifte er sie bis zur ersten Treppenstufe.
    »Ich brauche bloß eine Minute …«, setzte Lolly an.
    »Du musst trocken werden und dich aufwärmen«, erklärte er, wobei er an der obersten Schicht Kleidung herumnestelte. Er riss ihr den Poncho herunter, dass die Eiskristalle abgesprengt wurden, auf den Boden und auf einen Tisch in der Nähe fielen, wo sie sofort schmolzen.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte sie mürrisch und gab ihm einen Klaps auf die Hand. »Wir sind jetzt im Haus. Lass mich bloß noch eine kleine Weile rasten.«
    »Erst wenn du dich aufgewärmt hast.«
    Er fuhr fort, sie aus ihren Klamotten zu schälen, und sie ließ ihn machen. Ein Teil von ihr wollte kämpfen, rein aus Prinzip, aber sie war zu müde, und es fiel ihr so schwer, sich zu bewegen, dass es ihr unmöglich war, gegen ihn anzugehen. Er zog sie auf die Beine, und sie schloss die Augen und stand da – schwankend. Es war herrlich, der Kälte entronnen zu sein, dem Eis. Sie konnte die Wärme spüren, die sie umgab – die restliche Wärme, die noch verblieben war, bevor dann der Strom ausgefallen war. Aber sie konnte sie wirklich spüren.
    »Mach die Augen auf, Lollipop«, herrschte Gabriel sie an.
    Mit einiger Mühe öffnete sie ihre Lider und schaute ihn mürrisch an. »Warum kann ich nicht einfach bloß schlafen?«
    Im Licht der Taschenlampe – er hatte sie so auf dem Boden platziert, dass sie nach oben leuchtete, wo sie von der Decke reflektiert wurde – sah sie die Sorge in seinem Gesicht, den Ärger. »Noch nicht.«
    Und mit einem Mal wusste sie, was er da machte, weshalb er sie Lollipop nannte, fast schon Streit suchte. Er versuchte, sie zu verärgern, um sie am Leben zu halten!
    Gerührt spürte sie, wie ihr Inneres weich wurde wie Mus, und sie griff nach oben und legte ihm ihre kalte Hand an die raue Wange. »Tut mir leid, dass ich dich angeblafft habe«, sagte sie.
    »Du hast mich angeblafft? Ist mir gar nicht aufgefallen. Du bist wohl aus der Übung. Jetzt hör mit deinen Entschuldigungen auf und schau, dass du aus diesen Klamotten rauskommst«, befahl er ihr. »Und zwar aus allen.«

10
     
    Niki hob langsam den Kopf; sie wusste nicht recht, wo sie war, was passiert war. Sie schaute sich um, denn sie wollte sich orientieren, aber diese Anstrengung war schon zu viel, und sie schloss die Augen, lehnte den Kopf an etwas Kaltes, Hartes. Sie fühlte sich … sie fühlte sich, als hätte ein Riese sie gepackt und zu Boden geschleudert, als wäre ihr ganzer Körper betäubt. War sie aus dem Bett gefallen? Nein, sie war nicht im Schlafzimmer, sie war in … Ja, wo war sie eigentlich? Sie wusste nicht, wo sie war. Nichts sah so aus wie immer.
    Dann, als wäre plötzlich der Schalter einer Lampe umgelegt worden, machte es klick in ihrer Erinnerung, und alles war wieder da. Darwin. Die Helton-Schlampe und der lange Kerl. Der Sturm, das Eis und der Abgrund der Welt.
    Die Lichter des Armaturenbretts leuchteten sanft, obwohl der Motor abgestorben war. Ein Scheinwerfer schien noch, leuchtete in die stürmische Nacht. Durch die zertrümmerte Windschutzscheibe konnte sie nur den Baum erkennen, der ihren Absturz den Berg hinunter aufgehalten hatte. Das gesamte Vorderteil des Wagens war zerbeult, das Armaturenbrett verzogen, zerschmettert und eingedrückt. In Zeitlupe drehte sie den Kopf, denn sie hatte das Gefühl, dass er nicht sicher auf ihrem Hals saß. Welch ein seltsames Gefühl; es gefiel ihr nicht. Aber ihr Hals tat seinen Dienst, und das war gut.
    Ein massiver Ast war durch die kaputte Frontscheibe gekracht, hatte den Beifahrersitz aufgespießt. Glassplitter waren über den Vordersitz verstreut, und der kalte Wind fegte ins Auto.
    Niki befühlte mit der Hand ihren Kopf, spürte das klebrige Blut. Ihr dröhnte der ganze Schädel, und sie zitterte – ein einziges krampfartiges Zucken. Sie konnte nicht aufhören zu beben, konnte ihre Muskeln nicht dazu kriegen, mit dem Gezittere aufzuhören. Verdammt, sie hätte ums Leben kommen können, sie könnte jetzt tot sein – wie Darwin. Und Schuld an all dem hatten die beiden!
    Ein Teil von ihr wollte bleiben, wo sie war. Sie war so müde, es war ihr so kalt. Sich zu bewegen würde sie mehr Energie kosten, als sie hatte. Nach ein paar Minuten

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