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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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Fenster waren dunkel getönt. Ein Schaudern wanderte seine Wirbelsäule entlang. Auf dem letzten ebenen Stück, bevor die Straße anstieg, kam der Wagen hinter ihm näher und überholte ihn zügig. Jemand hatte ihn verfolgt. Oder unterlag er einer Sinnestäuschung und hatte sich das nur eingebildet? Diese verdammten Drogen! Seit seinem vierzehnten Lebensjahr konnte er einfach nicht die Finger davon lassen. Er fröstelte und drehte die Heizung auf. Der Wind heulte und drückte den Motorengeruch ins Wageninnere. Obwohl seine Füße heiß waren, zitterte sein Körper vor Kälte.
    Er folgte dem Hinweisschild nach Loch Meadhonach, bog in einen Feldweg ein und lenkte den Wagen geschickt durch das unebene Gelände. Dann schaute er noch einmal in den Rückspiegel. Nichts. Hinter ihm blieb alles dunkel. Sein Ziel war die Sandwood-Ruine, nicht weit entfernt vom Loch Meadhonach. Dort brachte er das Fahrzeug zum Stehen, schaltete den Motor aus und starrte in die Dunkelheit. Aber nur das unablässige Hämmern seines Herzschlags störte die Stille.
    Gordon holte tief Luft, stieg aus und öffnete die Heckklappe. Vorsichtig hob er den toten Schwan aus dem Wagen und legte ihn sanft auf den feuchten Moorboden, dessen Duft ihm in die Nase stieg. Vom Meer her glaubte er die Stimmen von Sirenen zu hören, die sich zu einem kraftvollen Gesang vereinten. Sie redeten ihm ein, das Mondlicht wäre ein Zeichen des Schicksals, das sein Tun guthieß. Ein eisiger Wind fegte über das Moor. Er packte den Kadaver und trug ihn über einen mit Steinen markierten Pfad, der sich durch die vom Mond beschienene Landschaft schlängelte.
    Seine Gedanken kreisten um das tote Tier, das an den Folgen einer Injektion gestorben war. Dabei war er felsenfest davon überzeugt gewesen, im Labor die richtige Dosis gefunden zu haben, aber der Schwan hatte nach der Injektion nur gekreischt und war innerhalb weniger Minuten verendet.
    Dabei hatte er gerade heute seinen Vater und die ehrwürdigen Männer des Kuratoriums mit den Tierexperimenten beeindrucken wollen.
    Das Kuratorium war eine kleine erlesene Gruppe steinreicher Männer aus der Oberschicht Großbritanniens: alter Adel und mächtige Unternehmer. Sie waren die Rockefellers und die „Peerage“ – der höchste Adel – des britischen Königreiches und spendeten ein Vermögen, um ihr Ziel zu erreichen: die Entschlüsselung des Unsterblichkeitsenzyms, das einen ewigen Jungbrunnen bedeutete. Schon ihre Väter hatten Lux Humana angehört. Die Elite des Geheimbunds vermischte sich nicht mit dem Pöbel, denn sie gab die Macht untereinander weiter. 
    Gestern hatte sein Vater ihm in seinem Büro den Arm um die Schultern gelegt und ihn zunächst freundlich angesehen.
    „Das Kuratorium von Lux Humana wird am Abend hier eintreffen. Wir haben Wichtiges zu besprechen, denn die traditionellen Strukturen sind ins Wanken geraten“, hatte Nathan gepredigt. „Politik, Religion, die Institution von Familie und Gemeinschaft sind plötzlich ungewiss geworden. Es ist an der Zeit, die Schönheit zu beschwören und sie neu zu beleben. Die Menschen haben sie vernachlässigt, deshalb befinden sie sich in einer katastrophalen Krise. Zu gegebener Zeit wird die Welt erfahren, was Lux Humana leistet. Wir werden eine Gegenwelt zu dieser mit Makeln behafteten Welt erschaffen, um sie zu verändern. Wir, die Burgess-Familie und das Kuratorium. Wir werden gemeinsam Großes leisten, Gordon. Du wirst uns dabei mit deinen Fähigkeiten unterstützen. Die Herren möchten den zukünftigen Biogenetiker von Lux Humana kennenlernen, denn schließlich finanzieren sie seit Jahren unsere Forschung. Ich werde dich ihnen morgen vorstellen.“
    Doch plötzlich war das Lächeln auf seinem Gesicht erloschen und beißendem Spott gewichen, fast im Einklang mit der flachen Hand, die er ihm mit Wucht ins Gesicht geschlagen hatte. Gordon war taumelnd aus dem Büro geflohen, während die Stimme seines Vaters in seinen Ohren nachhallte.
    „Also reiß dich gefälligst zusammen und lass die Finger von den Drogen!“
    Vielleicht konnte er eines Tages tatsächlich die Jungbrunnenfrage lösen. Dann wäre sein Vater stolz auf ihn. Ganz bestimmt! Aber bislang war er mit seinen Versuchen kläglich gescheitert.
    Loch Meadhonach schien unendlich weit weg. Noch immer lag Frost in der Luft, doch Gordons Körper glühte, als er mit seiner schweren Last endlich dort ankam. Einmal strich etwas über seine Wange. Vielleicht der Geist eines toten Tieres, das ihn ewig verfolgen,

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