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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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voller Trauer wiedergebar.
    Doch jetzt kannte er die Lösung des Problems.
    ***
    Starnberg
    „Anna macht Fortschritte, Max“, sagte Kreiler mit ruhiger Stimme. „In der ersten Sitzung hat sie mir von der Beerdigung ihrer Schwester erzählt. Sie glaubte, selbst in dem Grab zu liegen.“
    Er hörte, wie Max am anderen Ende der Leitung den Atem anhielt. „Das ist ein gutes Zeichen. Glaub mir. Damit assoziiert sie den Wunsch, ihrer Schwester nahe zu sein. Sie wollte damals ebenfalls sterben, weil Katharina sie verlassen hatte. Der Mord spielt also hier eine sekundäre Rolle. Ich konnte sie beruhigen.“
    „Wann kann ich sie besuchen?“
    „Frühestens in drei bis vier Tagen. Sie soll sich vollkommen auf die Therapie konzentrieren. Vertrau mir, Max.“
    „Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.“
    Kreiler ignorierte die Bemerkung. „Hast du einen gehoben?“
    „Mehrere.“
    „Manchmal hilft es. Und jetzt würde ich gern mit meiner kleinen Freundin sprechen. Sie schläft doch noch nicht, oder?“
    „Nein. Kommst du mal, Kleines? Onkel Jörg möchte dir gute Nacht sagen.“
    Katharina kam polternd angerannt und riss Max förmlich den Hörer aus der Hand.
    „Hallo, Onkel Jörg.“
    „Hallo, meine Kleine“, sagte Kreiler leise. „Was hältst du davon, wenn ich dich morgen früh abhole. Wir könnten in den Zoo zu den Bären gehen.“
    „Ja“, piepste Katharina. „Das machen wir.“
    „Und dann habe ich noch ein Geschenk für dich“, sagte die Stimme am Telefon. „Ich habe es deiner Mami gezeigt, und es gefällt ihr. Sie sagt, du wirst es mögen. Mami ist sehr krank und schläft immer, Schätzchen, aber wir können sie gesund machen. Du und ich.“
    Katharina nickte. „Ja.“
    „Ich mache Mami wieder gesund. Das verspreche ich dir“, sagte er mit seltsam heller Stimme.
    „Ja!“, meinte Katharina ernst. „Mach Mami schnell wieder gesund. Ich schlafe am liebsten bei Mami. Morgens kuschele ich immer mit ihr, da mag ich keine Männer in ihrem Bett. Und wenn ich groß bin, habe ich auch so schöne Schuhe wie Mami, so welche mit Perlen und Untersetzern.“ Plötzlich machte sie eine Pause. „Oje! Jetzt weiß Papi, dass ich heimlich Mamis Schuhe anziehe. Gibst du Mami einen Kuss von mir, Onkel Jörg? Und sie soll bei offenem Fenster schlafen, weil atmen so gesund ist. Gute Nacht, Onkel Jörg.“
    Als Kreiler spät in der Nacht in seinem Badezimmer in den Spiegel blickte, sah er ein freudig erregtes Gesicht mit geröteten Wangen.
    „Ja, das hast du gut gemacht, Bobby! Wirklich gut gemacht. Das Spiel kann beginnen.“
    Wir sind schon mittendrin!

Kapitel 16
    Istanbul – Freitag, 20. Oktober 2006
    Istanbul war eine Stadt voller Geschichten und Geheimnisse. Bis heute hatte sie ihr bezauberndes Aussehen und ihre Lebendigkeit bewahrt. Es war ein Jammer, ausgerechnet hier den nächsten klebrigen Faden seines todbringenden Netzes zu spinnen. Sein Opfer war ein weiteres Mitglied der ehemaligen Malinka-Bewegung: Antonin Zagár.
    Istanbul, die Stadt am Bosporus, lag im Mittelpunkt der Alten Welt und hatte bereits dem Römischen, Byzantinischen und dem Türkisch-Osmanischen Reich als Hauptstadt gedient. Hier hatten Kaiser und Sultane geherrscht, hier erzählte man sich die schönsten Geschichten aus dem Abendland.
    Und heute, an einem Freitag, wollte er Antonin Zagár sein Geheimnis anvertrauen und ihm die Geschichte vom Sandmann erzählen.
    „In der ganzen Welt“, sagte der Pole, „gab es niemanden, der so viele Geschichten zu erzählen wusste wie meine Mutter … und der Sandmann. Die beiden verstanden etwas vom Erzählen.“
    Kalt blickte er den vor Angst und Schmerzen wimmernden Antonin Zagár an, der auf dem Holzfußboden der alten Hafenbaracke in einer Blutlache lag.
    „Gegen Abend, wenn ich noch hübsch artig am Tisch oder auf meinem Bänkchen saß, gab meine Mutter mir ein rosafarbenes Bonbon, das mich ruhig halten sollte“, fuhr der Pole mit eindringlicher Stimme fort. „Ich war damals sechs. Dann kam der Sandmann. Er kam leise die Treppe herauf, denn er ging auf Socken; ganz leise öffnete er meine Schlafzimmertür, und, husch, warf er mir feinen Sand in die Augen, so fein, aber doch immer genug, dass ich nicht länger die Augen aufhalten konnte.“
    Ein Ausdruck der Ungläubigkeit trat jetzt in seinen Blick, als er Zagárs rechten Armstumpf berührte und anhob. Er sah den Schmerz in den Augen des Mannes, aber kein Laut kam über seine Lippen.
    „Warum schreist du nicht? Soll ich dir den Knebel aus

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