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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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dem Mund nehmen oder dir die andere Hand auch abhacken oder dir die Geschichte weitererzählen?“ Der Pole blickte zur Holzdecke und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Vielleicht war ich deshalb auch nicht imstande, den Sandmann genau zu sehen“, fuhr er fort. „Er schlüpfte gerade hinter mich, blies mir sanft in den Nacken, und dann wurde mein Köpfchen schwer. O ja, aber es tat mir nicht weh; es war ein Hauch. Hui! Hui! Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.“ Er gab pfeifende Geräusche von sich. „ Der Sandmann meint es gut mit den Kindern, sagte meine Mutter immer. Er verlangte nur, dass ich ruhig sein sollte, und das war ich immer dann, wenn meine Mutter mich im Bett an sich drückte. Ich sollte still sein, damit der Sandmann mich anfassen konnte, während meine Mutter mir seine Geschichten erzählte.“ Er ließ den Armstumpf zu Boden fallen. „Heute ist Freitag. Es sei unglaublich, sagte der Sandmann, wie viele ältere Leute es gebe, die ihn gern hätten und ihn freitags festhalten wollten! Besonders diejenigen, die etwas Gutes getan hatten. Guter, lieber Schlaf!, sagte meine Mutter dann zum Sandmann.“ Er stieß einen Seufzer aus. „Freitags kam kein Schlaf in meine Augen. Aber die älteren Leute vergaßen die guten Taten und sagten: Wir wollen es gewiss gern bezahlen, und so lag meine Mutter, aufgewühlt von ihren Schlechtigkeiten, die wie kleine Kobolde auf der Kante der Bettstelle saßen und mich über und über mit ihren warmen Körperflüssigkeiten bespritzten, die ganze Nacht wach. Es tat weh. Auch der Sandmann tat mir weh. Doch später sagte ich zu ihm: Komm doch und verjage die Bösen, damit ich einmal fest schlafen kann. Aber der Sandmann flüsterte mir ins Ohr: Gute Nacht! Das Geld für dich liegt im Fenster! Und meine Mutter wiegte mich in den Schlaf und sang zu den Klängen von Schuberts Winterreise:
    ‚Es brause unser Lied empor
    Fürs teure Paar in hellem Chor.
    Sie stehen beide wie ein Pflock,
    Denn Handschuhleder ist ihr Rock!
    Hurrah! Hurrah! dem steifen Paar!’“
    Plötzlich stockte er und schaute auf Antonin Zagárs Körper, der seltsam zuckte. Aus dem Armstumpf sickerte kaum noch Blut, als er ihn erneut anhob. Er staunte über den verwirrten Gesichtsausdruck des Sterbenden.
    „Du hast die Geschichte nicht verstanden?“, fragte der Pole. „Doch. Ich kann es sehen. Aber da ich dir deine böse Zunge herausgeschnitten habe, kannst du es mir nicht sagen. Heute ist Freitag! Oh, und der Tod ist der herrlichste Sandmann! Fürchte ihn nicht!“
    Er nahm Antonin in den Arm und wiegte ihn in den Tod.

Kapitel 17
    München
    Wieder saß Anna auf dem umgestürzten Stamm einer von Moos überwucherten Eiche und sah, wie das Sonnenlicht durch die Bäume drang und auf dem Wasser tanzte. Ihre Hand rollte vom Couchrand, strich über den Teppich, tauchte ins kühle Wasser. Sie war an ihrem sicheren Ort, wo niemand ihr weh tun konnte. Kreiler sah, wie ihre Brust sich hob und senkte, als er sie zu regredieren begann.
    „Wir gehen jetzt zurück“, sagte er. „Bis dahin, wo du noch ein Mädchen warst.“
    „Ich bin ein Mädchen.“
    „Ein kleines Mädchen. Acht … sieben … fünf?“
    Anna bewegte sich unbehaglich auf der Couch und nickte.
    Kreiler saß vorgebeugt in seinem Sessel und staunte über die Veränderung in ihrem Gesicht, wie die wissende und argwöhnische Neutralität einem Ausdruck süßer Unschuld wich. Anna war wieder ein Kind, sogar ihre Stimme war kindlich.
    „Wo sind wir?“, fragte er.
    „Es ist so dunkel.“
    „Du bist in Sicherheit. Dir kann nichts geschehen. Sag mir, was du siehst.“
    „Ich … nein, ich will nicht.“
    „Anna, wenn wir die Wahrheit finden wollen, musst du auch bereit sein hinzusehen. Was siehst du?“
    „Ich sehe einen Jungen … Ich höre einen Zug. Jetzt weiß ich, wo ich bin. Ich sehe die Klinik …“
    „Ja, Anna?“
    „Es ist Dienstag. Jeden Dienstag mäht der behinderte Lukas den Rasen und schielt dabei immer wieder zu mir herüber. Er nennt mich Dornröschen. Das gefällt mir. Er beobachtet mich in meinem Krankenbett, das tagsüber bei schönem Wetter auf die Terrasse gerollt wird.“ Plötzlich zuckte sie zusammen.
    „Anna?“
    „Ich liege in meinem Bett im Schlafsaal. Es ist Mitternacht. Ich …“
    „Du bist hier sicher, Anna. Schau mal her. Das ist Bobby, dein Beschützer, dein Freund.“ Er legte ihr den getupften Teddybär in den Arm.
    „Die Oberin Maria Luca weckt Lukas. Er begleitet sie bei gespenstisch flackerndem

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