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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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wurde nach dem Tod seiner leiblichen Mutter von Pflegeeltern adoptiert.“
    Als Salomon das sagte, beschlich Hirschau ein ungutes Gefühl. „Sie kennen nicht zufällig den Namen der Pflegeeltern?“
    „Leider nicht. Dafür sind die Jugendämter zuständig, und die halten dicht.“
    Am nächsten Morgen rief Hirschau Benedikt van Cleef an und bat um eine Unterredung.

Kapitel 30
    München – Polizeipräsidium
    Van Cleef, Neumann und Hirschau waren müde. Sie hatten letzte Nacht kaum vier Stunden geschlafen. Noch vor Morgengrauen hatten sie den fünften Gang eingelegt und begonnen, die Obduktionsakten zu durchforsten.
    „Ich glaube, dass Veronika vollkommen richtigliegt“, sagte Hirschau, nachdem er sich die Aufnahmen von Michail und Andrej Heptna angesehen und den Obduktionsbefund studiert hatte.
    „Vielleicht habt ihr etwas übersehen. Dieser Knabe hat ja irgendwann mal anfangen müssen“, erwiderte van Cleef.
    „Du meinst, als er als Pyromane und Tierquäler seinen Doktor in Bettnässen gemacht hat?“, fragte Hirschau. „Nein, es ist ein Mann, der mordet, weil er einerseits schwach ist; andererseits gehört blanke Wut und Aggression zu der dunklen Seite seiner Persönlichkeit. Dass er seinen Kopf in die Bauchhöhle eines Mannes steckt, entspricht zwar einem Motiv der ägyptischen Mythologie, aber seine Motivation ist, rein daraus aufzusteigen. Gewissermaßen als Phönix aus der Asche. Doch da ist noch etwas.“
    „Reicht das denn nicht?“, fragte van Cleef sichtlich angespannt.
    „Wenn das sein einziges Motiv wäre, warum sticht er ihnen dann noch die Augen aus und verätzt die Wunden mit Säure?“
    „Vielleicht steckt eine gewisse Symbolik dahinter.“
    „Du meinst, die Toten sollen nicht sehen, was er mit ihren Körpern macht?“
    Hirschau rieb sein Kinn. „Nein. Das Auge steht für sehen und gesehen werden. Da steckt was anderes dahinter.“
    „Aber was könnte das sein?“
    „Das Auge als Hauptorgan der sinnlichen Wahrnehmung ist das Sinnbild des Lichts, der Sonne und des Geistes. Es symbolisiert als Instrument des seelisch-geistigen Ausdrucks die geistige Sichtweise und ist der Spiegel der Seele. Das rechte Auge steht für Aktivität, für den Zukunftsaspekt und die Sonne, das linke für Passivität, Vergangenheit und den Mond.“
    „Glaubst du, es handelt sich um eine Art Botschaft?“
    „Ja, ich glaube schon. So heißt es zum Beispiel in Sacharja 2,12, dass Gott sprach: ‚Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an!’“
    „Das würde bedeuten, dass das Opfer etwas getan hat, was in den Augen eines anderen verwerflich war. Und es würde bedeuten, dass der Täter nicht nur seinen eigenen Trieb befriedigt, sondern das Opfer auch bestraft hat.“
    Hirschau nickte. „Aber die Bestrafung ist, so glaube ich, eher nebensächlich.“
    „Und mit wem haben wir es dann hier zu tun?“, fragte van Cleef.
    „Mit einem eiskalten Psychopathen. Es wird schwierig werden, ihn zu fassen. Er ist ein Einzelgänger, jemand, der sich von der Außenwelt völlig isoliert. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Mann Narben hat, dass er als Kind gelitten hat. Sein Vater könnte ein Schlägertyp gewesen sein, die Mutter war schwach und konnte das Kind nicht schützen. Das würde zum Profil passen.“
    Hirschau überlegte einen Moment. „Um die Oberhand zu gewinnen, wird er über kurz oder lang eine schwangere Frau töten, um sein Ritual zu perfektionieren.“
    Van Cleef schaute ihn verdutzt an. „Wieso denn das?“
    „Er möchte aus dem Schoß einer schwangeren Frau neu geboren werden“, sagte er und sah, dass sein Freund blass wurde. „Entschuldigung. Ich weiß, du denkst jetzt an Mathilda. Aber schieb diesen Gedanken beiseite.“
    „Schon gut. Wir leben in einer kranken Welt. Was findest du bloß an Serienmördern?“
    „Sie faszinieren mich.“
    „Warum?“
    „Weiß ich nicht. Sie leben außerhalb der Norm und stehen über dem Gesetz. Und sie sind auf ihre Weise berechenbar.“
    „Ich glaube an das Mysterium des Lebens, an die Macht der Liebe und der Untreue, ich glaube an das Unberechenbare.“
    „Siehst du, Benedikt, so haben wir beide unsere Vorlieben. Es gibt übrigens noch etwas, worüber wir sprechen sollten. In der Akte von 1944 fiel mir ein Name ins Auge: Richter Kollmann“, sagte Hirschau und reichte van Cleef einen Kaffee.
    „Krasinskis Richter“, warf Neumann ein.
    „Stimmt. Und dieser Richter ist vor Jahrzehnten ebenfalls ermordet worden. Es ist einer dieser seltenen Zufälle,

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