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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf S. Dietrich
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Die Suche nach der im April des Jahres verschwundenen Nicole S. (36) aus Langen ist bis heute ergebnislos geblieben. Die Polizei geht davon aus, dass die Frau nicht mehr lebt. Hinweise aus der Bevölkerung haben ...“
    Der Name verschwamm, und Ostendorff sah plötzlich einen anderen an seiner Stelle: Christine O. (36) aus Sahlenburg ... Sein Herz hämmerte. Vor seinem inneren Auge sah er sich als Witwer am Grab seiner Frau Beileidsbekundungen entgegennehmen. Honoratioren aus Stadt und Land, Parteifreunde, der gesamte Segelclub und unzählige Bürger gaben ihr die letzte Ehre.
    Ein Todesfall ist unendlich viel besser als eine Scheidung. Und wirkt in den Medien völlig anders. Kein öffentlicher Rosenkrieg. Keine Schwiegereltern, die den Ex ihrer Tochter an den Pranger stellen. Statt dessen Anteilnahme und Mitleid. Der arme Mann. Allein mit einer halbwüchsigen Tochter. Niemand stellt kritische Fragen. Alle bedauern die Hinterbliebenen.
    Kein Parteikollege würde es wagen, dem trauernden Ehemann wegen eines obskuren Fotos, das die verstorbene Gattin in einer höchst lebendigen Situation zeigte, politische Ämter streitig zu machen. Erpressbar wäre er dann auch nicht mehr. Und finanziell auf der sicheren Seite.
    Er hatte keine Vorstellung, wie dieses Ziel zu erreichen war. Mit der Scheidung konnte er einen Anwalt beauftragen. Der würde sich um alles kümmern, für ihn die schmutzige Wäsche waschen und das Sorgerecht für Julia erwirken. Aber wen konnte man mit der Ausführung der anderen Lösung beauftragen? In Kriminalfilmen tauchten gelegentlich gedungene Mörder auf. Aber das ging regelmäßig schief. Also würde er selbst ...
    Ostendorff schauderte bei dieser Vorstellung. Dennoch spürte er die zunehmende Faszination des Gedankens, mit einem Befreiungsschlag all seine Probleme zu lösen. Aber dazu brauchte er einen Plan. Einen perfekten Plan.
    „Woran denkst du?“, unterbrach Christine seine Überlegungen. „Du wirkst so abwesend.“
    Ostendorff fuhr zusammen. „Wie bitte?“
    „Wenn meine Tochter schon nicht da ist, sollte mein Mann beim gemeinsamen Frühstück wenigstens vollständig anwesend sein. Findest du nicht?“
    „Natürlich.“ Er ließ die Zeitung fallen und griff nach der Kaffeekanne. „Darf ich dir nachschenken?“
    Christine sah ihn entgeistert an. „Ich trinke Tee. Wie du weißt, vertrage ich keinen Kaffee. Oder willst du mich umbringen?“

18
    Jan biss die Zähne zusammen und folgte seinen Kameraden. Würden Sie mich wirklich allein zurücklassen? Die Frage kreiste in seinem Kopf, ohne dass er eine Antwort fand. Er konnte es nicht darauf ankommen lassen. Obwohl seine Glieder bei jedem Schritt schmerzten, seine Augen brannten und Finger, Ohren und Nase längst gefühllos geworden waren, setzte er verbissen einen Fuß vor den anderen.
    Es dauerte eine Weile, bis das Geräusch in sein Bewusstsein drang. Ein fernes Grollen hatte sich genähert und war zu einem vertrauten Dröhnen angeschwollen.
    Hendrik blieb stehen und deutete nach vorn. „Ich werd’ verrückt. Ein Leo! Das muss die Autobahn sein. Auf der Autobahn fährt ein Leopard!“
    Sie hasteten voran, erreichten eine kleine Anhöhe und blieben keuchend stehen. Nur wenige hundert Meter entfernt zog eine Karawane von Fahrzeugen in Richtung Süden. Angeführt von einem Panzer rollte Lastzug an Lastzug, dazwischen gelegentlich ein Kleintransporter oder ein Personenwagen.
    Sven schüttelte den Kopf. „Kein Leo, Hendrik. Das ist ein M48. Unser guter alter Pionierpanzer. Wahrscheinlich setzen sie ihn zum Schneeräumen ein.“
    „Egal!“ Hendrik stieß einen Jubelruf aus. „Wir haben es geschafft! Jetzt müssen wir nur noch auf die andere Seite kommen. Los, Leute! Irgendwo muss es eine Unterführung geben.“ Er stürmte voran.
    Eine gute Stunde später hatten sie die Autobahn unterquert und eine Auffahrt erreicht. Die Spur, die zur Fahrbahn führte, war gerade breit genug für ein Fahrzeug. Erwartungsvoll sahen sie einem auffahrenden Auto entgegen. Aber auch während der nächsten halben Stunde tauchte keins auf. Irgendwann marschierten sie einfach auf die Autobahn. Die geräumte Spur war breit genug für große Fahrzeuge. Es gab kaum Verkehr. Obwohl sie heftig winkten, fuhren die wenigen Autos vorbei. Manche Fahrer hupten wütend, und einige schüttelten den Fußgängern drohend die Fäuste. Schließlich hielt doch einer an. Ein farbenfroh bemalter Citroen 2 CV mit einem blassen, langhaarigen Jüngling am Steuer. „Bestimmt ‘n

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