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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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wenn sie sich den Wagen ausliehen. Vielleicht sollte er sich nicht beklagen. Das Stemmeisen war immerhin sauber gewesen. Das war ein Anfang.

10. KAPITEL
    Die Aktentasche in einer Hand, einen Stapel Post unter dem Arm, eine Diät-Cola und einen Kauknochen in der anderen Hand balancierend, folgte Maggie ihrem Hund auf die Terrasse hinaus. Gleich beim Heimkommen hatte Harvey sie überzeugt, dass sie ihren ersten Urlaubsnachmittag im Garten verbringen mussten.
    Eigentlich hatte sie nur kurz in ihrem Büro in Quantico vorbeischauen wollen, um noch etwas Papierkram zu erledigen. Unterlagen mitzunehmen hatte sie nicht vorgehabt. Als sie die nun aus der Tasche auf den gusseisernen Terrassentisch lud, bedauerte sie bereits, sie nicht auf dem Schreibtisch gelassen zu haben, wo sie während der letzten Monate unter anderen Akten geschlummert hatten.
    Unterdessen ging Harvey, Nase am Boden, seine Routinepatrouille am Zaun entlang. Das große zweistöckige Haus im Tudor-Stil stand auf einem fast zwei Acres großen Grundstück, wurde vom besten elektronischen Sicherheitssystem bewacht, das es für Geld zu kaufen gab, und war von einer Reihe Pinien geschützt, die es schwierig machten, die Dächer der Nachbarhäuser zu sehen. Trotzdem ging Harvey jedes Mal auf Patrouille, sobald sie aus dem Haus traten, und konnte weder entspannen noch spielen, ehe nicht jedes Eckchen prüfend beschnüffelt war.
    So verhielt er sich, seit sie ihn adoptiert hatte. Okay, adoptiert war vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Sie hatte ihn gerettet, nachdem seine Besitzerin von dem Serienmörder Albert Stucky entführt und getötet worden war. Und die Frau war nur deshalb zum Opfer geworden, weil sie ihre, Maggies, neue Nachbarin war. Natürlich hatte sie sich danach um Harvey kümmern müssen. Ironischerweise kümmerte er sich auch um sie. Er lieferte ihr den Grund, jeden Abend heimzukehren. Er zeigte ihr, was bedingungslose Liebe, Vergebung und Loyalität bedeuteten. Lektionen, die sie in ihrer Kindheit mit einer alkoholkranken, selbstmordgefährdeten Mutter nicht hatte lernen können. Und auch in ihrer Ehe mit Greg hatte sie derlei nicht erfahren.
    Nach Beendigung seiner Routinepatrouille kam Harvey zu ihr und stupste ihre Hand, um seine Belohnung abzuholen. Sie kraulte ihn hinter den Ohren, und er ließ den großen Kopf zur Seite sinken und schmiegte sich in die Liebkosung. Schließlich gab sie ihm den Kauknochen, Harvey trottete davon und ließ sich damit aufs Gras fallen. Den Knochen mit zwei Pfoten haltend begann er zu nagen, ein Ohr lauschend aufgerichtet, sie stets im Blick. Maggie schmunzelte. Konnte man mehr erwarten als Loyalität, Zuneigung, Bewunderung und ständigen Schutz? In zehn Ehejahren mit Greg hatte sie so viel Zuneigung nicht erlebt. Und da wunderte Tully sich, dass sie froh war, ihre Scheidung erledigt zu haben?
    Zögernd nahm sie die Unterlagen und warf einen Blick auf die Dose Diät-Cola. Früher hätte sie die Akte nicht zur Hand genommen ohne ein Glas Scotch in der Hand. Eine versiegelte Flasche stand noch im Schrank und diente als Beweis, dass sie den Scotch nicht wirklich brauchte und keineswegs die Trinkgewohnheiten ihrer Mutter geerbt hatte. Die Flasche war Beweismittel, nicht etwa Versuchung. Dennoch leckte sie sich unwillkürlich über die Lippen und ertappte sich bei dem Gedanken, dass ein Schlückchen nicht schaden könnte. Sie würde ihn nicht pur trinken, sondern auf Eis, mit viel Wasser, damit der Alkohol verdünnt war. Das würde ihre Nervosität bekämpfen.
    Sie merkte, dass sie die Ecke des ersten Ordners gebogen hatte. Von wegen gebogen, sie hatte sie zur Ziehharmonika gefaltet. Das war ja wohl lächerlich. Sie schnappte sich die Diät-Cola, nahm einen großen Schluck und öffnete die Akte.
    Es war eine Weile her, seit sie diese Papiere durchgesehen hatte. Sie hatte sie Stück für Stück zusammengetragen, sich aber nie hingesetzt, um die Informationen detailliert zu lesen. Sie hatte dieses Profil – sie hatte „ihn“ – wie eine berufliche Aufgabe behandelt. Nein, sie hatte ihn wie einen ihrer Fälle behandelt und seinen Ordner sogar auf dem Schreibtisch neben Täterprofilen von Serienmördern, Vergewaltigern und Terroristen liegen lassen. Vielleicht wurde es dadurch einfacher für sie, seine Existenz zu akzeptieren, da sie immer noch nicht glauben mochte, dass es ihn wirklich gab.
    In dieser Sammlung von Dokumenten, Artikeln und heruntergeladenen Berichten gab es nicht ein einziges Foto. Wenn sie es

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