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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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das Zimmer, blieb am Fenster stehen und sah auf den Verkehr der Pomeroy Avenue und des Research Parkway hinab. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass noch Zeit blieb für einen Abstecher. Sie schlang sich die Jacke um die Schultern, steckte die Schlüssel in die Tasche und nahm das Notizbuch, in das sie schon die Fahrtstrecke eingetragen hatte. Sie trat bereits aus der Tür, als sie zögerte. Nun ja, es konnte nicht schaden. Sie kehrte zur Computertasche zurück, zog den Reißverschluss des Innenfachs auf und suchte, bis sie den Umschlag fand. Ohne weiter darüber nachzudenken schob sie ihn in ihr Notizbuch und ging.

34. KAPITEL
    Lillian tat etwas, das sie in all den Jahren, seit sie den Buchladen besaß, nicht getan hatte. Sie rief Rosie an und entschuldigte sich, sie käme etwas später. Als sie nun im Wagen vor dem alten Haus saß, in dem sie aufgewachsen war, fragte sie sich, ob sie nicht einen Fehler beging.
    Das gesamte Anwesen wirkte verfallen und heruntergekommen, angefangen bei der abblätternden Farbe der Gebäude bis zu den alten Autos, die unter Bäumen verrotteten wie auf einem Schrottplatz. Ein paar der Fahrzeuge kannte sie nicht. Die waren offenbar seit ihrem letzten Besuch hier hinzugekommen und standen neben dem alten Kombi mit den Holzwänden, dem ersten Wagen, der nach dem Tod ihrer Mutter ausrangiert worden war. Irgendwie hatten sie sich nicht getraut, ihn ohne ihre Erlaubnis zu fahren.
    Lillian blickte aus dem Autofenster, die Hände noch am Lenkrad, und versuchte zu entscheiden, ob sie bleiben oder wegfahren sollte. Wie in aller Welt konnte ihr Bruder Wally nur hier draußen leben? Warum machte ihm das nichts aus? Sie hatte das nie verstehen können. Ihre gesamte Kindheit und Jugend hindurch hatten sie sich danach gesehnt, diesem Haus zu entfliehen. Sie konnte sich nicht vorstellen, hier zu leben, bei all den quälenden Erinnerungen. Doch Wally schien damit kein Problem zu haben.
    Sie versuchte sich den Mut und die Entschlossenheit zu bewahren, mit der sie am Morgen gestartet war, und stellte sich vor, die Detektivin aus einem ihrer Lieblingskrimis zu sein. Sie dachte an gestern Abend zurück, als sie in Gegenwart ihrer Freunde aus den Informationen über die Leichenfunde eine Theorie über den Täter entwickelt hatte, die laut Henry dem entsprach, was die Profilerin gesagt hatte. Seither spürte sie den Drang, den nagenden Verdacht zu tilgen, dass Wally etwas mit den Leichen in den Fässern zu tun haben könnte.
    Vielleicht deckte er ja Vargus. Ja, das würde Sinn ergeben. Genau dazu wäre Wally fähig.
    Auf den Stufen zur Eingangstür kamen ihr erneut Bedenken. Dennoch griff sie unter einen Blumentopf und holte den Ersatzschlüssel hervor. Sie fragte sich, warum Wally überhaupt die Tür abschloss. Was könnte einen Dieb hier schon reizen? Aber so war Wally eben. Immer argwöhnisch, immer paranoid, immer besorgt, jemand könnte ihm schaden wollen.
    Das Haus roch muffig, als sei es abgesperrt und längere Zeit unbewohnt gewesen. Diesem Eindruck widersprach jedoch der stechende Geruch nach angebranntem Essen. Überall Stapel von Zeitungen, Zeitschriften und Videobändern. Die Küche sah jedoch tadellos aus. Kein schmutziges Geschirr im Abwasch, keine verkrusteten Töpfe und Pfannen auf dem Herd. Kein Abfall in der Ecke. Sie konnte es kaum glauben.
    Sie sollte im Kühlschrank nachsehen. Auf Schlimmes gefasst, öffnete sie die Tür und blickte ins Kühlfach, bereit, erschrocken zurückzufahren. Henry Watermeier hatte von fehlenden Körperteilen gesprochen, ohne sie genauer zu definieren. Doch sie entdeckte hier nichts Ungewöhnliches, nur einige tiefgefrorene Pizzas und Hamburger. Was hatte sie erwartet? Was war nur los mit ihr?
    Kopfschüttelnd spähte sie in den Waschraum neben der Küche. Das sah schon vertrauter aus. Berge schmutziger Wäsche auf dem Boden, ohne Sortierung nach hell oder dunkel, Feinwäsche oder Kochwäsche. Sie wandte sich wieder der Küche zu, als sie ein weißes T-Shirt bemerkte, das zerknüllt in der Ecke auf einem schwarzen Abfallbeutel lag.
    Sei nicht albern, sagte sie sich. Außerdem musste sie in den Buchladen zurück. Wie gewöhnlich ließ sie sich nur von ihrer Fantasie hinreißen. Trotzdem ging sie in die Ecke, nahm das T-Shirt hoch, entfaltete es und schnappte nach Luft, als sie den Fleck entdeckte, hart, verkrustet und rötlich braun. Lillian war überzeugt, dass es Blut war. Die Hände zitterten ihr, während sie eine andere Erklärung für den Fleck zu finden

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