Eiskalter Wahnsinn
konnte ihm kaum böse sein, wo er ihnen doch offenbar eine Freude machen wollte.
„Das habe ich versucht. Aber Ihr Handy muss abgeschaltet sein, und die Telefonnummer von Mr. Racine kannte ich nicht.“
„Die Auskunft hätte Ihnen da sicher weitergeholfen.“ So leicht mochte sie ihn nicht vom Haken lassen. Ihr missfiel, wie still Luc sich verhielt. Schließlich kam er jedoch auf die Veranda hinaus, um Bonzado zu helfen, nahm ihm eine Tasche ab und sah hinein.
„Ich koche nicht mehr viel.“
„Das hatte ich mir schon gedacht. Deshalb habe ich ein paar Fleischkonserven, Käse, etwas Brot, verschiedene Cornflakes und Milch besorgt. Ach ja, und ein paar Pop-Tarts. Die sind auch kalt ziemlich gut. Man muss sie nicht unbedingt in den Toaster geben. Sie sollten sie wirklich versuchen.“
Die beiden Männer gingen an Maggie vorbei ins Haus. Bonzado blickte auf die Waffe in ihrer Hand, hob den Blick und bemerkte lächelnd: „Mein lieber Mann, Sie sind aber hart zu jemandem, der Ihnen lediglich einen kleinen Käsekuchen bringen wollte.“
„Sagten Sie Käsekuchen?“ Jetzt hatte er die volle Aufmerksamkeit eines begeisterten Luc.
„Allerdings. Und keinen Geringeren als Schoko-Mandel vom Stone House.“ Bonzado folgte Luc in die Küche.
Maggie wollte kopfschüttelnd die Tür schließen, trat aber noch einmal auf die Veranda hinaus. Warum hatte sie Bonzados El Camino nicht gehört oder wenigstens die Scheinwerfer gesehen? Sie entdeckte den Wagen ein Stück vom Haus entfernt in der Zufahrt. Merkwürdig, dass er nicht einfach hinter ihrem Mietwagen geparkt hatte.
Als sie sich abwenden wollte, um ins Haus zu gehen, hörte sie den Motor eines Autos auf dem Whippoorwill Drive. Da sie das Fahrzeug hörte, aber wegen der Bäume nicht sah, ging sie von der Veranda hinunter ins Dunkel und entfernte sich aus dem Lichtkegel der Beleuchtung. Die Augen leicht verengt, blickte sie angestrengt durch die Äste und verfolgte das leise Motorengeräusch.
Sehen konnte sie nichts, weil der Fahrer im Dunkeln losfuhr, bis er fast außer Sichtweite des Hauses war, ehe er die Scheinwerfer einschaltete. Dann gab er Gas, und die Rücklichter verschwanden um die nächste Kurve.
52. KAPITEL
Joan mochte die Mahlzeit, die er auf dem Tablett auf dem Nachttisch stehen gelassen hatte, nicht mal ansehen. Essen konnte sie es schon gar nicht. Was immer das war, womit er ihre Mahlzeiten würzte, es bescherte ihr Schmerzen, als würden ihr die Eingeweide herausgerissen. Die Lederfesseln waren überflüssig geworden. Selbst wenn sie gewollt hätte, sie konnte das Bett nicht mehr verlassen. Stattdessen kämpfte sie seit Stunden in eine Fötushaltung gekrümmt gegen den Schmerz an.
Sie dachte längst nicht mehr daran, Sonny zu überreden, sie freizulassen. Sie träumte auch nicht mehr davon, der Hütte zu entfliehen. Entfliehen wollte sie nur noch diesen elenden Schmerzen. Vielleicht würde Sonny sie am Ende einfach umbringen. Ja, warum tötete er sie nicht und brachte es hinter sich? Stattdessen versorgte er sie mit Essen. Schon den Geruch der Suppe assoziierte sie mit ihren körperlichen Reaktionen darauf, dass ihr die Eingeweide brannten. Die Übelkeit wurde sie nicht mehr los wie tagelange Seekrankheit ohne Aussicht auf Besserung. Denken und Empfinden waren längst abgestumpft. Als er sich neben sie setzte und anfing, ihr seine Sammlung von Körperteilen zu zeigen, konnte sie nur noch mit leerem Blick Interesse heucheln.
Er war wieder der kleine Junge, der ihr aufgeregt und eifrig seine gesammelten Lieblingsstücke zum Bestaunen brachte. Jedes Teil widerwärtiger als das vorangegangene. Sie fürchtete, sich erneut übergeben zu müssen, doch in ihrem Magen konnte nichts mehr sein. Sie untersagte sich, in den gezeigten Fleischklumpen Teile der Anatomie zu erkennen, die er Menschen herausgeschnitten hatte.
Er zeigte ihr etwas in einem großen Glas mit weißem Deckel. Sie weigerte sich hinzusehen. Ihre Augen sollten sich nicht auf den schmutzig gelben Klumpen fettigen Gewebes konzentrieren.
„Das hier war eine Überraschung“, erklärte er und hielt ihr das Glas in Augenhöhe hin. „Ich wusste ja, dass die Leber eines Alkoholikers abnorm ist, aber so was …“ setzte er lächelnd hinzu, als hätte er den Hauptpreis in einer Tombola gewonnen. „Eine normale Menschenleber soll in Farbe und Struktur wie eine Kalbsleber sein. Du weißt schon, so eine, die man im Supermarkt kauft. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass jemand Kalbsleber
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