Eiskalter Wahnsinn
zubereitete, lief ihr bereits das Wasser im Munde zusammen.
„Nein, muss ich nicht, aber ich möchte. Mein Gott, wie mir das fehlt!“ Er gab Milch und frisch gemahlenen Pfeffer in die Eimasse, rührte und schlug sie mit dem Geschick eines Kochs auf. „Ich komme sonst nicht mehr dazu, weil ich Angst habe, ich könnte vergessen, den Herd abzuschalten.“ Er sah zu ihr hin. „Ich erwähne das nur, damit Sie ein Auge auf alles haben und ich nichts auf dem Herd stehen lasse. Würden Sie das bitte tun?“
Er wandte ihr rasch wieder den Rücken zu. Maggie war klar, dass ihm diese Bitte nicht leicht gefallen war. Vielleicht hatte er seine Tochter nicht informieren wollen, damit sie nicht sah, dass sich sein Zustand verschlechterte.
„Aber ja. Kann ich Ihnen bei irgendetwas helfen?“
„Nein. Ich habe den Tisch schon gedeckt.“ Er sah sich um. „Vielleicht fehlt noch Orangensaft. Ich glaube, Ihr Freund hat gestern Abend welchen mitgebracht.“ Er öffnete eine Schranktür, dann eine andere und noch eine, ehe er zwei Gläser fand und sie ihr reichte. Er konnte eine verlegene Röte nicht verbergen. „Ich glaube, der mag Sie.“
„Was?“
„Der Professor. Er mag Sie.“
Diesmal errötete sie ein wenig, fand den Orangensaft und schenkte zwei Gläser voll. „Wir arbeiten zusammen an dem Fall. Das ist alles.“
„Soll das heißen, Sie mögen ihn nicht?“ Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu.
„Das habe ich nicht gesagt. Es ist nur … nun ja, ich habe in ihm eben nicht vorrangig den Mann gesehen.“
„Warum nicht? Er sieht gut aus. Und mir ist aufgefallen, dass Sie ungebunden sind.“
„Ich weiß nicht. Ich bin nicht … ich wollte nicht …“ Sie verstummte, da sie wie ein verlegener Teenager stammelte und sich fragte, warum sie es Luc erklären wollte. „Ich bin momentan eben nicht auf der Suche.“
„Oh, verstehe.“ Er nickte ihr zu und widmete sich wieder den Rühreiern.
„Was verstehen Sie?“
„Sie sind eine Freundin von Julia, ich verstehe.“
„Warten Sie einen Moment. Ich glaube nicht, dass Sie verstehen. Meine Scheidung ist gerade erst durch, und ich bin noch nicht bereit, mich auf eine neue Beziehung einzulassen.“
„Ja, okay.“ Er streifte sie wieder mit einem Blick. „Tut mir Leid, ich wollte meine Nase nicht in Ihre Angelegenheiten stecken.“ Er begann die Arbeitsfläche zu reinigen. „Ich mag Sie. Sie erinnern mich an Julia. Ich glaube, ich vermisse sie.“
„Ich habe darüber nachgedacht, Mr. Racine. Ich denke …“
„Es wäre nett, wenn Sie mich Luc nennen würden.“
„Okay, aber ich habe darüber nachgedacht und finde, Sie sollten Julia anrufen. Wahrscheinlich wird sie wissen wollen, was hier los ist. Ich würde mich dann auch besser fühlen.“
Er räumte fort, was er nicht mehr benötigte, schob den Eierkarton in den Kühlschrank zurück und schlug die restliche Wurst wieder in das Einwickelpapier.
Maggie stutzte. „Was ist das? Woher haben Sie das?“ Sie deutete auf die Wurst, die er fest in das weiße Fleischerpapier wickelte.
„Das? Die nennt man Scrapple“, erklärte er in Missdeutung ihrer Frage, wickelte die Wurst wieder aus und zeigte sie ihr. „Meine Frau stammt aus Philadelphia, da machen sie die Besten. Hier in der Gegend bekommt man sie nicht. Letzten Winter habe ich Steve Earlman gebeten, mir welche aus Schweineschulter zu machen. Sie sind ihm gut gelungen. Ich denke, sie werden Ihnen schmecken.“
Maggie fragte sich, ob Luc wusste, dass man Steve im Steinbruch gefunden hatte. Er war oft genug dort gewesen, um es zumindest gehört zu haben. Aber vielleicht erinnerte er sich nicht. Das Einwickelpapier erinnerte sie jedoch stark an die weißen Papierschnipsel vom Fundort der Leichen. Was entging ihr hier?
„Luc, was wurde nach Steves Tod aus dem Fleischerladen? Hatte er keine Kinder, die ihn weiterführen wollten?“
Er füllte Bratkartoffeln, Würstchen und Eier auf ihre Teller und teilte alles ordentlich auf. Es sah delikat aus, und sie folgte ihm mit dem Orangensaft an den Tisch.
„Nein, Steve hat nicht geheiratet. Er war ein netter Kerl.“ Er zog ihr den Stuhl zurück, wartete, bis sie sich gesetzt hatte, und nahm seinen Platz ein. „Immer bescheiden. Er hat nicht mal den Namen des Geschäftes geändert, als er es Ralph Shelby abkaufte. Er dachte sich wohl, jeder kennt die Fleischerei als Ralphs, also warum etwas Bewährtes ändern? Es ist traurig, dass der Laden geschlossen wurde. Ich habe damals gehört, dass jemand
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