Eiskalter Wahnsinn
und Treppe. „Haben Sie was entdeckt?“
„Nein, ich habe überall nachgesehen.“
„Ich habe Henry endlich erreicht. Er hat Simon zur Fahndung ausgeschrieben. Falls er Maggie mitgenommen hat, werden die ihn schnappen.“
„Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“
„Sie ist eine zähe Person. Sie kann auf sich aufpassen.
Luc bemerkte jedoch, dass auch Adam Bonzado davon nicht überzeugt war.
„Wie wahnsinnig muss man sein, um so etwas zu tun?“ Es war Luc unangenehm, dass ihm die Sorge um Maggie die Kehle zuschnürte und seine Stimme brüchig machte. „Da draußen zwischen den Bäumen liegen Berge weißer Pakete mit gefrorenem Fleisch. Er hat einfach alles dahingekippt, damit es da verrottet. Was für ein Verrückter macht so was?“
„Moment mal.“ Adam schaute sich suchend um. „Sie sagen, er hat seinen Tief kühler ausgeräumt?“
„Ja, da liegt bergeweise Tiefgekühltes. Ich war da draußen und …“ Er entdeckte sie im selben Moment wie Adam. Gemeinsam eilten sie zur Kühltruhe in der Ecke der Küche, verharrten kurz und sahen sich ängstlich und hoffnungsvoll an.
70. KAPITEL
Maggie hörte in der Finsternis ein Brummen und ein fernes Heulen, das nicht aufhörte. Es wurde lauter, war jedoch immer noch fern. Ein ärgerliches Heulen. War das eine Stimme? Bildete sie es sich ein? Eine Halluzination?
Sie war zu müde, sich darüber Gedanken zu machen.
Ihre Lider brannten, als ein kurzer Blitz sie traf. Laserstrahlen. Noch ein Blitz und Dunkelheit.
„Weg.“
Ja, stimmt. Die Blitze sind so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind.
„Sie ist weg.“
Moment mal. Das war eine Stimme. Sie konnte sie kaum verstehen. Die leisen gedämpften Worte ergaben für sie keinen Sinn und schienen durch einen Windkanal zu ihr zu dringen.
„Sie ist weg.“
Ihre Muskeln waren steif. Der Arm erfror ihr an der Seite. Auch unter Aufbietung aller Willenskraft konnte sie ihn nicht bewegen. Wieder ein Lichtblitz, aber diesmal in Farbe, Blau und verschwommenes Orange.
„Kein Puls.“
Sie war zu müde, um sich zu erkundigen, was die Stimme meinte. Außerdem konnte sie nicht sprechen, auch wenn sie gewollt hätte. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Er war ihr gestohlen worden. Sie konnte ihn weder spüren noch sehen.
„Wir haben sie verloren“, hörte sie, und diesmal formte sich in ihrem Hirn die Erkenntnis: Die meinen dich! Die reden über dich!
Aber nein, sie war nicht tot! Das musste sie denen sagen!
„Kein Puls.“
Nein, wartet! wollte sie schreien, konnte es jedoch nicht, weil sie in die Ferne entschwebte und keine Kontrolle über ihren Körper hatte. Die sollten ihre Brust abhorchen, am Handgelenk war kein Puls mehr zu spüren. Ihr Herzschlag hatte sich so extrem verlangsamt, dass er nur noch ein schwaches Zucken war, aber ihr Herz schlug! Sie spürte es!
„Kein Pupillenreflex.“
Bitte wartet! Warum konnte sie die Leute nicht sehen, wenn die ihr doch in die Augen blickten? Ja, das mussten die Lichtblitze gewesen sein. Ihre Augen reagierten zwar nicht, aber sie war noch da. Wie konnte sie denen mitteilen, dass sie noch lebte?
„Sie ist tot.“
Nein, nein, nein! schrie ihr Hirn, doch es hatte keinen Sinn. Die hielten sie für tot, und sie sah nichts außer Dunkelheit, unfähig, auch nur einen Muskel zu bewegen.
Moment mal, vielleicht war sie ja wirklich tot.
Fühlte sich so der Tod an? Eine schwache Bewusstlosigkeit ohne Kontrolle über den eigenen Körper?
Oh Gott, vielleicht hatten die ja Recht! Vielleicht war sie wirklich von dieser Welt gegangen – für immer. Sie spürte sich wieder hinübergleiten. Sie wollte die Augen schließen und noch ein wenig schlafen. Oder waren sie geschlossen? Sie schlief und hörte wieder etwas. Nichts. Wieder Schlaf. Vielleicht für Stunden. Warme Dunkelheit schloss sie fest ein. Flüssige Wärme rann ihr durch die Adern. Und sie spürte sich wieder weggleiten. Ja, vielleicht fühlte sich der Tod so an. Keine zweite Chance, keine Warnung, einfach weg.
Dann dachte sie plötzlich, sie sähe … nein, das konnte nicht sein. Verzerrt durch grauen Dunst sah sie ihren Vater. Da wusste sie, es stimmte. Sie war wirklich tot.
71. KAPITEL
„Maggie?“
Es schmerzte, die Augen zu öffnen. Das Licht blendete sie. Bilder drehten sich über ihrem Kopf, und summende Geräte dröhnten ihr in den Ohren. Sie hatte ein pelziges Gefühl im Mund und einen Geschmack, als hätte sie Gummi gekaut. Sie versuchte sich auf die Stimme und die Richtung, aus der sie kam,
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