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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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stand der Hausmeister und sah mir zugleich verlegen und neugierig ins Gesicht.
    Â»Wollte bloß mal gucken, ob alles in Ordnung …«
    Â»Kommen Sie herein. Ich wollte mich sowieso noch ein wenig mit Ihnen unterhalten. Ihr Sohn ist eingeschlafen?«
    Er nickte, ging auf Zehenspitzen um die eingetrocknete Blutpfütze herum. In einer Hand trug er drei Bücher. »Ich bin alleinerziehend. Und obwohl ich mir hier den Tag einteilen kann, wiees mir passt, ist es oft ein ziemlicher Krampf. Kaum habe ich meine Werkzeugkiste gerichtet, um irgendwas zu reparieren, fängt er an zu brüllen. Bin ich müde, hat er Hunger, will ich schlafen, dann ist er wach.«
    Â»Ich habe selbst zwei Töchter. Zwillinge. Aber die sind zum Glück schon fünfzehn.«
    Â»Zwillinge müssen die Hölle sein, wenn sie klein sind!«
    Â»Dafür hat man den ganzen Stress aber auch nur einmal.«
    Ich verkniff mir die Frage, was aus der Mutter seines kleinen Sohnes geworden war.
    Â»Ich habe gehört, Sie haben Frau Bovary ein paar Mal mit der Heizung geholfen?«, fragte ich stattdessen.
    Â»Luft.« Er nickte fachmännisch. »Das Problem habe ich öfter in den oberen Wohnungen: Luft im Heizkörper. Und einmal war der Abfluss in der Dusche verstopft. Haare – das Übliche bei Frauen. Sie spülen dauernd ihre Haare in die Dusche, und dann wundern sie sich …«
    Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Fensterbank aus Marmorimitat.
    Â»Wie war sie so?«
    Er sah an mir vorbei, als müsse er überlegen. Sein Blick war zu intelligent für seinen Job, fiel mir auf. Der Mann war vermutlich nicht immer Hausmeister gewesen.
    Â»Nett.« Er lachte unsicher, wich meinem Blick immer noch aus. »Jedenfalls hat sie einen nicht gleich angeschnauzt, wenn mal was war.«
    Â»Hat sie hin und wieder Besuch gehabt?«
    Hilflos hob er die mächtigen Schultern. »Ich kann ja nicht jeden fragen, wohin er will, der unten zur Tür reinkommt. Im Haus wohnen über hundert Parteien. Die meisten kenne ich kaum vom Sehen.«
    Â»Aber Frau Bovary haben Sie gekannt.«
    Wieder lachte er, als wäre es hier verboten.
    Â»Man hat natürlich gewusst, was mit dieser Wohnung los war. Die … Damen haben öfter gewechselt, liegt vielleicht doch ein bisschen weit vom Schuss hier. Und … Gott, ja … da hat es mich natürlich interessiert, wer die neue Mieterin war. Und außerdem …« Er zögerte, sah auf seine ausgelatschten Schuhe,dann zum ersten Mal direkt in mein Gesicht. »Was soll ich sagen, sie war eine Frau, sie war allein, und sie war ja nicht gerade hässlich …«
    Â»Haben Sie versucht, sie anzumachen?«
    Dieses Mal errötete er sogar ein wenig. Wandte den Blick wieder ab.
    Â»Okay, ein bisschen, ja. Wir waren zusammen, allein in dieser komischen Plüschwohnung. Sie hat die Heizung immer bis zum Anschlag aufgedreht, hat wohl leicht gefroren, und dann diese … diese Bilder an der Wand …« Linkisch wies er auf ein Gemälde, das eine barocke Blonde zeigte, die mit spitzen Fingern ihre Vagina erforschte. »Da kann man schon auf komische Gedanken kommen als Mann.«
    Â»Und wie hat sie reagiert?«
    Â»Irgendwie …« Er zog eine grämliche Grimasse. »Gar nicht. Ich bin auch nicht so der Aufreißertyp. Habe nur so Andeutungen gemacht, aber sie war da irgendwie … taub.«
    Â»Sie war aber keine von den Damen, wie Sie es ausdrücken? Weshalb hat sie dann diese irrsinnig hohe Miete bezahlt?«
    Â»Kann ich Ihnen nicht sagen, sorry. Es war wohl ein bisschen eilig, und sie wollte eigentlich auch nicht lange bleiben, das hat sie schon am ersten Tag gesagt. Erst mal sollte es nur für ein paar Wochen sein. Aber dann ist doch ein Vierteljahr daraus geworden. Aber Ende des Monats wollte sie nun endgültig ausziehen. Sie hat mir erst vor ein paar Tagen die Kündigung vorbeigebracht.«
    Â»Andere Frage: Hat sich in letzter Zeit jemand nach ihr erkundigt? Merkwürdige Fragen gestellt vielleicht?«
    Nachdrückliches Kopfschütteln.
    Â»Wie was das, als sie einzog? Wie kam sie hier an? Was hat sie Ihnen erzählt?«
    Â»Das lief alles über mich. Der Vermieter wohnt in Flensburg oben und ist froh, wenn er sich um nichts kümmern muss. Ich habe den Vertrag ausgefüllt, habe ihr die Schlüssel gegeben, die Kaution und die erste Miete

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