Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
Kriminaloberrat am Ende mit seinem Latein, wie?«
    Â»Immerhin ist es mir gelungen, dich aufzuheitern.«
    Sie küsste mich schmatzend auf den Mund.
    Â»Nach dem Sex ist jedes Tier traurig«, übersetzte sie zärtlich, »außer dem Hahn und der Frau.«
    Â»Eines muss man den alten Griechen lassen …« Ich küsste zurück. »Sie haben eine ganze Menge gewusst für ihre Zeit.«

7
    Â»Nichts als Nieten«, berichtete Balke wütend bei der Fallbesprechung am Mittwochmorgen. »Nirgendwo wird eine Frau S. Breitschwerdt vermisst. Oder eine, auf die die Beschreibung des Opfers wenigstens ungefähr passt.«
    Â»Gehen wir jetzt eigentlich nicht mehr davon aus, dass Anita ihr richtiger Vorname ist?«, wollte Evalina Krauss mit schmalen Augen wissen. »Das Buch wird sie sich ausgeliehen haben. Das bringt uns doch nicht weiter. Es sei denn, wir finden den rechtmäßigen Besitzer.«
    Erst jetzt wurde mir bewusst, dass das S ebenso gut für Sebastian oder Siegfried wie für Sandra oder Susi stehen konnte.
    Â»Auch sonst gibt’s wenig Neues«, fuhr Balke fort, ohne auf ihren Einwand einzugehen. »Die Suche nach dem Messer und der Handtasche musste ich abbrechen lassen. Wir müssen auf besseres Wetter warten, es hilft nichts.«
    Â»Das kann eine Weile dauern«, meinte Runkel ungewohnt munter. »Der Wetterbericht, na ja …«
    Balke warf einen Blick auf den Bildschirm seines PDA. »Im Umfeld des Hochhauses steht kein Auto herum, das der Frau gehört haben könnte. Ach ja, und dann war da noch der Hausmeister.« Er sah mich an. »Sie hatten recht, Herr Gerlach, wirklich ein komischer Typ. Derek Stachowiak hat Romanistik studiert, erst in Tübingen, später hier in Heidelberg. Nach dem Studium hat er eine Weile als freier Mitarbeiter für den Mannheimer Morgen gearbeitet, später als Kurierfahrer und sogar als Möbelschlepper. Seit zwei Jahren hat er diesen tollen Job als Hausmeister in Heddesheim. In den Akten haben wir aber nichts über ihn. Er ist sauber.«
    Â»Wie kommt er zu seinem Baby?«
    Â»Er hat eine Weile mit einer Frau zusammengelebt. Sie ist ziemlich schnell schwanger geworden, letzten September ist das Kind zur Welt gekommen, und keine acht Wochen später ist sie spurlos verschwunden.«
    Ich beugte mich vor. »Was heißt das, verschwunden?«
    Â»Sie war weg. Von einem Tag auf den anderen.«
    Â»Hat er sie als vermisst gemeldet?«
    Â»Nein. Wenn stimmt, was die Nachbarn sagen, dann war sie eines Morgens einfach nicht mehr da. Auf Fragen, was aus ihr geworden ist, gibt er ausweichende Antworten.«
    Â»Bleiben Sie da bitte dran«, sagte ich langsam. »Diese Geschichte gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Die zweite Vernehmung Gregor Reuschlins hatte Balke auf zehn Uhr angesetzt. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich als Liebekinds Vertreter einen Termin im Rathaus wahrzunehmen hatte, war ich natürlich dabei. Die Aufklärung eines Mordes lässt man sich als Polizist ungern entgehen, und die Stadtverwaltung würde auch morgen noch existieren. Ich hatte Sönnchen gebeten, sich irgendeine glaubhaft klingende Ausrede auszudenken.
    Heute war Gregor Reuschlin sauber rasiert, sein Haar war gewaschen und geföhnt, und er trug ein frisch gebügeltes Hemd. Sein Blick war unruhig, die Hände noch fahriger als gestern.
    Der beleibte Anwalt schnaufte. Vielleicht hatte er ein wenig laufen müssen, um pünktlich zu sein.
    Â»Ich will es kurz machen«, begann ich in kühlem Ton und klappte eine gelbe Aktenmappe auf. »Die Geldscheine, die Sie, Herr Reuschlin, bei Ihrer Festnahme bei sich hatten, stammen eindeutig aus dem Besitz der Toten, aber den Diebstahl haben Sie ja gestern schon zugegeben. Für die Uhr gilt dasselbe. Was allerdings neu ist …« Ich klappte die Mappe wieder zu und sah Reuschlin ins Gesicht. »An Ihren Stiefelsohlen haben wir Blutspuren gefunden. Blut, das eindeutig von der Toten stammt. Und das Profil Ihrer Stiefel passt perfekt zu den Fußspuren, die wir am Tatort gefunden haben. Das heißt, Sie haben die Wohnung erst verlassen, als die Frau schon tot war. Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, ein Geständnis abzulegen, um zu retten, was zu retten ist.«
    Der Verdächtige hockte zusammengesunken auf seinem Stuhl und stierte vor sich hin. Ich fürchtete schon, er habe mich nicht verstanden oder werde ab sofort die

Weitere Kostenlose Bücher