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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Baufinanzierung, um Hypotheken.«
    Â»Hypotheken bekommt man bei jeder Bank«, warf ich ein.
    Degenhardt nickte ernst. »Aber nicht zu unseren Konditionen. Die Computer unserer Zentrale in New York haben Tag und Nacht und weltweit die Zinsen verglichen und zu jedem Augenblick die günstigsten Anbieter gekannt. Von denen haben die Amis dann große Kontingente angekauft und an die Filialen verteilt. Und die haben das Geld dann unter die Leute gebracht.«
    Â»Wie war die Stimmung bei der IFS?«, fragte Evelina Krauss. »Wie war das Betriebsklima so?«
    Â»Die Stimmung war gut. Das Geschäft brummte, und es würde immer noch brummen, wenn die Amis sich nicht so überhoben hätten. Anita hat für diese Art Kunden ein Händchen gehabt. Die Leute haben ihr nach zehn Minuten aus der Hand gefressen. Sie hat so etwas an sich gehabt … Man hat ihr einfach nicht zugetraut, dass sie lügt.«
    Â»Musste sie denn lügen?«, fragte ich.
    Â»Was heißt schon lügen?«, erwiderte er achselzuckend. »Gibt es nicht immer verschiedene Wahrheiten? Wenn Menschen aus diesen Schichten überlegen, ein Haus zu bauen oder eine Wohnung zu kaufen, dann haben sie Angst. Die brauchen wen, der sie an der Hand nimmt, ihnen Mut macht.«
    Â»Ãœber das Privatleben von Frau Bialas können Sie uns also nichts sagen?«
    Â»Reden Sie mit Susanne. Susanne Breitschwerdt. Die beiden sind dicke Freundinnen gewesen.«
    Breitschwerdt hatte der Name gelautet, den ich in dem Buch in Heddesheim entdeckt hatte.
    Â»Wo finden wir sie?«, fragte ich. »Nach unseren Recherchen gibt es im Unkreis von zweihundert Kilometern keine Frau dieses Namens.«
    Â»Fragen Sie mich was Leichteres«, seufzte Degenhardt. Sein dritter Cognac kam, ohne dass er auch nur eine Augenbraue gehoben hatte. »Die Susanne war auch bei der IFS, hat uns aber schon ein Jahr vor Anita verlassen. Ich meine mich zu erinnern, dass sie geheiratet hat. Da hat sie es wohl nicht mehr nötig gehabt.«
    Â»Und wie sie seither heißt, wissen Sie nicht?«
    Â»Wie gesagt, ich habe mich nicht um die privaten Angelegenheiten unserer Leute gekümmert. Beim Tratsch an der Kaffeemaschine war ich nie dabei.«
    Â»Was war eigentlich Ihre Funktion bei der IFS?«, fragte ich.
    Â»Ich war stellvertretender Chef. Konradin war der Boss, Konradin Fabricius. Er hat die Filiale aufgebaut und kann Ihnen bestimmt das eine oder andere erzählen zum Privatleben unserer Angestellten. Anfangs hat er die Filiale ganz alleingemanagt. Hat aber recht bald gemerkt, dass er nicht auf die Füße kommt und wen an seiner Seite braucht, der Erfahrung mitbringt. Und das war dann ich.«
    Â»Den Namen Fabricius haben wir auf unserer Liste«, sagte ich. »Aber wir konnten ihn bisher nicht erreichen.«
    Â»Er hat in Durlach gewohnt, ganz nobel am Geigersberg. Die Wohnung hat er nach dem Crash verkaufen müssen, soweit ich weiß. Den Konradin hat’s nämlich noch übler erwischt als mich.«
    Mehr war aus dem alten Mann nicht herauszuholen. So leerten wir unsere Gläser und verabschiedeten uns. Degenhardt sah kaum auf, als wir gingen. Erst als wir schon fast durch die Tür waren, hörte ich ihn etwas sagen. Ich wandte mich um.
    Â»Mir fällt gerade ein …«, sagte er mit schmalen Augen. »Der Mann, den Susanne sich geangelt hat, er heißt wie einer von den früheren Bundespräsidenten. Konradin hat damals noch Witze darüber gerissen. Er hat die Susanne nur noch als ›Frau Präsidentin‹ angesprochen.«
    Â»Heuss?«, schlug ich vor. »Lübke? Scheel?«
    Degenhardt schüttelte jedes Mal den Kopf.
    Â»Carstens?« Auch die Augen von Evalina Krauss waren jetzt klein vor Konzentration. »Herzog? Weizsäcker?«
    Wieder Kopfschütteln.
    Â»Heinemann?«, fiel mir schließlich noch ein.
    Degenhardt nickte. »Genau, Heinemann, das war’s. Der Konradin hat ja über alles und jeden seine Witze gemacht.«
    Diesen Namen hatte ich erst kürzlich neben einem Klingelknopf gelesen, fiel mir ein.
    Â»Könnte es sein, dass Frau Bialas und Frau Heinemann im selben Haus wohnen?«
    Â»Schon möglich. Wie gesagt, sie waren ziemlich dick miteinander und haben sich auch schon seit Ewigkeiten gekannt. Falls die Frau, die Sie meinen, feuerwehrrote Haare hat und außerdem ein Mundwerk wie eine Maschinenpistole, dann liegen Sie richtig.«
    Â»Gott, haben

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