Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
ganze Zeit über in Berlin ein lustiges Leben geführt. In der Zwischenzeit war sie auch noch mal schwanger gewesen, hat sie mir später gebeichtet. Aber diesmal hat sie sich selbst zu helfen gewusst.«
    Â»Wie hat es ihr hier gefallen?«
    Â»Na super! Die Arbeit war angenehm, das Betriebsklima, die Kollegen, bis auf den Martin natürlich. Martin Degenhardt, der war ein Fiesling. Die Filiale hat damals gerade mal drei Jahre existiert, war sozusagen immer noch in der Gründung, da gab’s noch keine starren Strukturen. Jeder hat irgendwie alles gemacht. Doch, war eine gute Zeit damals.«
    Â»Haben Sie gekündigt, weil Sie heiraten wollten?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Bin zur Volksbank zurück.«
    Â»Darf ich fragen, weshalb?«
    Dieses Mal musste ich einige Sekunden auf die Antwort warten. In der Küche sang der Koch »Goodbye Ruby Tuesday«.
    Â»Was soll ich sagen?«, murmelte Susanne Heinemann schließlich und tupfte sich wieder einmal die Nase. »Es hat irgendwann einfach nicht mehr so richtig gepasst.«
    Â»Gab es Probleme mit Frau Bialas?«
    Â»Mit Anita?« Sie lachte und hustete in einem. »Aber nein. Es war der Job. Das Klima wurde über die Jahre rauer. Die Amerikaner haben immer wieder unsere Zielzahlen erhöht. Ständig mussten wir mehr Umsatz bringen, mehr Kredite verkaufen, noch mehr Kundenkontakte nachweisen. Eine Weile ging das noch, aber irgendwann, vorletztes Jahr, da hat’s mir dann gereicht. Und wie ich bei meinem alten Chef vorfühle, da sagt er, er hat gerade eine Vakanz, und schwuppdich – weg war die Susi.«
    Â»Ein Jahr nach Ihnen hat dann auch Frau Bialas gekündigt. Oder wurde sie entlassen?«
    Â»Nein, sie hat selbst gekündigt. Und im Gegensatz zu mir Dusselchen hat sie eine fette Abfindung mitgenommen. Die IFS hatte begonnen, Personal abzubauen. Lange bevor von Krise die Rede war. Daher die Abfindung, vermute ich.«
    Â»Und weshalb hat sie sich anschließend nicht arbeitslos gemeldet?«
    Â»Sehen Sie, das habe ich sie auch gefragt. Sie hatte fürs Erste die Nase voll. Wollte sich eine Auszeit gönnen. Geld genug hatte sie ja nun erst mal. Ihre Wohnung ist bezahlt, teure Hobbys hat sie nicht. Das Theater mit Armin …«
    Sie begann zu husten, legte die Hand auf die Brust und nickte stumm.
    Â»Noch einmal die Frage: Trauen Sie ihm zu, sie zu erstechen? Nicht im Affekt, sondern geplant?«
    Â»So was traue ich eigentlich niemandem zu. Ich könnte mir vorstellen, dass er versucht hat, wieder mit ihr ins Gespräch zu kommen. Er hat sie vielleicht in ihrer komischen Wohnung aufgespürt, es hat wieder Streit gegeben … Er war ziemlich am Ende, der arme Kerl.«
    Â»Weshalb sagen Sie das?«
    Â»Armer Kerl? Irgendwie hat er mir schon auch leidgetan. Klar ist Armin eine Nervensäge. Anita konnte aber auch ganz schön zickig sein. Wenn ich mich auf eine feste Beziehung einlasse, dann kann ich abends eben nicht mehr einfach weitermachen, was ich will.«
    Â»Was hat sie denn so gemacht, an den Abenden?«
    Â»Sie hat sich ja immer sehr für Bücher interessiert. Hat gelesen wie eine Verrückte. Und oft ist sie zu Lesungen gegangen, bei der Literarischen Gesellschaft zum Beispiel, da war sie Stammgast. Hin und wieder war sie auch im Kino. Allein oder mit mir zusammen. Sie hat Wert darauf gelegt, ein Leben ohne Armin zu haben. Und das hat er nicht ertragen. Wegen jedem Pups war er eifersüchtig. Dabei hätte er sie ja meistens nicht mal begleiten können, bei seinen doofen Arbeitszeiten. Ist ja selten vor eins, halb zwei Uhr nachts aus seiner Küche gekommen. Und sie konnte ja nicht jeden Abend zu Hause sitzen und stricken.«
    Â»Wie war das, bevor sie nach Heddesheim zog?«
    Â»Armin war – wie gesagt – abends noch mal hier gewesen. Nicht lange, dafür umso lauter. Mir wurde angst und bange, wie die da oben rumgepoltert haben. Und am nächsten Morgen steht sie vor meiner Tür, ganz blass um die Nase, und fragt, obich vielleicht eine Wohnung wüsste oder ein möbliertes Zimmer. Nur für ein paar Wochen erst mal, und es sollte so rasch wie möglich sein.« Susanne Heinemann schnäuzte sich. »Zufällig hatte ich gerade von dieser Wohnung in Heddesheim gehört. Eine Kollegin von mir hat eine Bekannte in dem Hochhaus. Man wusste, dass das eine Nuttenabsteige war, und entsprechend hat sie dann

Weitere Kostenlose Bücher