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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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endlich passte der Schlüssel, das Schloss klickte, ein mächtiger Stoß traf mich im Rücken und warf mich gegen den Wagen. Im nächsten Moment hatte ich einen kräftigen Männerarm um den Hals und wurde vom Gewicht seines Besitzers gegen die Fahrertür gepresst.
    Â»Was …«, presste ich heraus. »Was soll das?«
    Ich erwartete, dass der Verrückte hinter mir mein Portemonnaie oder meine Brieftasche verlangen würde. Oder die Wagenschlüssel. Aber wer stiehlt schon ein sechzehn Jahre altes Auto, das nicht mal elektrische Fensterheber hat?
    Â»Ich war’s nicht, hörst du?«, fauchte er mir stattdessen mit heißem Atem ins Ohr. »Ich bin’s nicht gewesen, du Arschloch!«
    Â»Was sind Sie nicht gewesen?«, quetschte ich heraus.
    Allmählich wurde mir die Luft knapp. Ich wand mich, versuchte, mich zu befreien, aber er war stärker als ich und eindeutig in der besseren Position.
    Â»Das weißt du ganz genau, du Arschloch! Du hetzt mir die Bullen auf den Hals, weil du denkst, ich hätt die Anita umgebracht!«
    Es war nicht mein Verstand, der schließlich reagierte. Es waren tausendfach trainierte Reflexe, die völlig automatisch abliefen. Ich trat ihm hart auf den Fuß, im nächsten Augenblick bekam ich wieder Luft, und eine Sekunde später lag Armin Kettenbach ächzend und zusammengekrümmt in einer Pfütze. Ich öffnete die Wagentür, innen ging Licht an, und nun konnte ich ihn endlich sehen. Mir zu Füßen wand sich ein etwas zu kurz und zu breit geratener Mann und hielt sich den Bauch. Er steckte in einem blassblauen Jeansanzug und trug unglaublich schmutzige Puma-Sportschuhe.
    Â»Stehen Sie auf«, herrschte ich ihn an.
    Er gehorchte, aber es war eine ziemliche Prozedur, bis er wieder auf seinen im Moment etwas wackligen Beinen stand. Immer noch stöhnend hielt er sich den Magen, wo ihn vor wenigen Sekunden mein Knie getroffen hatte. Ich war überraschtvon meiner eigenen Reaktion. Mitleid verspürte ich nicht.
    Â»Kommen Sie«, sagte ich, »steigen Sie ein. Nein, warten Sie …«
    Ich wollte keinen vor Nässe triefenden und sich womöglich erbrechenden Kerl im Auto sitzen haben. »Gehen wir da rüber zur Bushaltestelle.«
    Ich ging voran, Kettenbach folgte mir hinkend und jammernd. Sekunden später saßen wir in trübem Licht nebeneinander auf einer Holzbank unter einem Dach, auf das wütend der Regen prasselte.
    Â»Sie sind doch dieser Gerlach?«, fragte Kettenbach kläglich. »Sie sind doch dieser Kriminaldings Gerlach?«
    Â»Allerdings, ich bin der Kriminaldings. Und Sie haben sich gerade in eine ziemlich unangenehme Situation gebracht.«
    Â»Es hat verdammt lang gebraucht, bis ich Sie gefunden hab!«
    Â»Warum sind Sie nicht einfach in mein Büro gekommen? Wir hätten in Ruhe miteinander reden können und uns nicht im Regen prügeln müssen wie Halbstarke.«
    Â»Ich …« Kettenbach verzog das Gesicht. Mein Tritt war wohl ziemlich hart gewesen. Hoffentlich hatte ich ihn nicht ernstlich verletzt. »… hab mich nicht getraut.«
    Â»Aber mir an den Hals zu gehen, das haben Sie sich schon getraut.«
    Â»Das war verrückt von mir. Entschuldigung.«
    Â»Machen Sie keine Witze!«
    Â»Ich hab so lang gewartet und gegrübelt und gewartet. Ich bin total ausgetickt, tut mir echt leid, Mann!«
    Â»Was wollen Sie denn eigentlich von mir?«
    Â»Ihnen sagen, dass ich die Anita nicht umgebracht hab. Das ist es doch, was Sie denken: dass ich sie umgebracht hab.«
    Â»Sie hatten ein prima Motiv. Sie hatten die Gelegenheit. In der Tatnacht waren Sie nämlich nicht an Ihrem Arbeitsplatz, wie Sie mir erzählt haben. Sie haben Frau Bialas in den Wochen vor der Tat ungefähr tausendmal angerufen.«
    Â»Ich bin’s aber nicht gewesen. Ich war in Genf, in der Nacht.«
    Kettenbach roch nach einem teuren After-Shave, das nicht zu seinem billigen Jeansanzug passte. Eine Weile schwiegen wir.
    Â»Ist schon ein Elend mit den Frauen«, murmelte er schließlich. »Man kann nicht mit ihnen leben, man kann nicht ohne sie leben.«
    Ich nickte unwillkürlich.
    Â»Sie kennen sich damit aus?«
    Mein Nicken war ihm nicht entgangen.
    Â»Welcher Mann tut das nicht?«, seufzte ich.
    Â»Schwule«, erwiderte er ernsthaft.
    Â»Die haben vermutlich ähnliche Probleme. Nun sagen Sie schon, wo waren Sie in der

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