Eiskaltes Schweigen
hat. Auf einmal hieà es, sie hat gekündigt, von jetzt auf gleich, und vorher nie ein Wort. Natürlich hat das bei der IFS keinen Spaà mehr gemacht. Mit Konradin und den verrückten Amerikanern, die den Druck immer weiter hochschraubten. Aber trotzdem â man schmeiÃt doch nicht einfach so die Klamotten hin. Zweimal nicht, wenn man nicht mal was Neues in Aussicht hat, in den heutigen Zeiten! So dicke hatte sie es ja nun auch nicht.«
»Frau Bialas war also guter Dinge, nachdem sie gekündigt hatte?«
»Ich habe sie ausgeschimpft. Richtig geschimpft habe ich mit ihr. âºWoher willst du denn wissen, dass du gleich wieder was findest?â¹, habe ich sie gefragt, das ist doch in unserem Alter nicht mehr so leicht. Aber sie hat nur gelacht und mich stehen lassen. Später hat sie mal eine Bemerkung gemacht, und mir ist erst gestern klar geworden, dass das etwas zu bedeuten haben könnte: âºIch bin erst mal für ein Weilchen versorgt, hat sie gesagt, mach dir um mich mal keinen Kopf.â¹Â«
»Und jetzt haben Sie einen Verdacht, woher diese Zuversicht kam?«
Susanne Heinemann betrachtete missmutig die Griffe ihrer schmalen Handtasche.
»Ich dachte natürlich, sie redet von ihrer Abfindung. Aber dreiÃigtausend â ich meine, wie lange kann man davon leben, frage ich Sie?«
»Wir vermuten, dass sie jemanden erpresst hat.«
»Und ich vermute, ich kann Ihnen sagen, wen.« Mit einem Ruck sah sie auf. »Ich glaube, es ist Konradin«, sagte sie so eilig, als wollte sie ihren eigenen Zweifeln zuvorkommen. »Sie haben recht, Anita hat ihn erpresst.«
»Womit?«
»Wir waren beide seit Jahren überzeugt, dass er krumme Dinger dreht. Martin, ich meine, Degenhardt, muss es gewusst haben und hat ihn gedeckt. Wahrscheinlich hat er auch was von der Beute abgekriegt, damit er den Mund hält. Natürlich sollten wir anderen nichts davon wissen. Aber wir waren ja auch nicht von gestern. Man wusste ungefähr, was Konradin verdient. Natürlich kam noch einiges dazu an Prämien und Boni. Aber trotzdem, ich bitte Sie: dieses teure Auto, auf einmal nur noch Armani-Anzüge, und ein Jahr später schon das teure Penthouse. War doch klar, dass das nicht mit rechten Dingen zuging.«
»Und woher kam sein vieles Geld, Ihrer Meinung nach?«
»Schmiergelder. Konradin und Martin haben hauptsächlich die groÃen Sachen gemacht, die Millionenkredite für Firmen. Für Firmen, die nicht immer so gut dastanden, wie es in Konradins Exposé aussah.«
»Damit ich es als Laie richtig verstehe: Herr Fabricius hat halb bankrotten Firmen Kredite verschafft und dafür Provision kassiert?«
»Genau so, ja. Ãblich sind in solchen Fällen fünf bis zehn Prozent, habe ich mir sagen lassen. Hätte ihn natürlich sofort seinen Job gekostet, wenn das rausgekommen wäre, weil er gegen den Verhaltenskodex jeder Bank der Welt verstoÃen hat.«
»Wie lange lief das schon?«
Sie zog eine gequälte Grimasse und schniefte. »Paar Jahre. Irgendwann hatte Konradin auf einmal diese teure Uhr amHandgelenk. Anfangs hat man sich natürlich nichts weiter gedacht dabei.«
»Haben Sie mit Frau Bialas darüber gesprochen?«
»Wir haben über alles gesprochen. Und dann, letztes Jahr, Anfang März, muss es mächtig Zank gegeben haben. Damals war ich schon nicht mehr dabei. Ich hatte Anita schon länger zugeredet, sie soll sich endlich was anderes suchen. Und Anfang März hatte ich sie endlich so weit. Sie wollte kündigen. Ich hatte sogar schon im Internet nach Alternativen für sie geguckt. Das Angebot war nicht mehr so doll, man hat die Krise damals schon gespürt. Aber es hätte ja auch nicht unbedingt eine Bank sein müssen. In der Zeit ist Anita ungewohnt schweigsam gewesen, ist mir aufgefallen. Man hat gemerkt, wie ihr der Druck zu schaffen machte. Und dann kommt das Mädel eines Abends fröhlich nach Hause und erzählt mir, sie hätte hingeschmissen, Knall auf Fall. Sie hatte ein Personalgespräch gehabt, und Konradin wollte wieder mal ihre Zielzahlen erhöhen. Dabei waren die Monate davor schon nicht mehr so prächtig gelaufen. Und dann muss das eine Wort das andere ergeben haben. Er hat ihr mit der Kündigung gedroht, hat sie mir erzählt. Den Rest nicht, aber ich habe es mir zusammengereimt: Ich denke, sie hat einfach den Spieà umgedreht. Hat gesagt, wenn er
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