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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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sie feuert, dann packt sie aus. Am Ende haben sie sich wohl geeinigt. Sie hat selbst gekündigt, er hat dafür gesorgt, dass sie eine Abfindung kriegt, und aus seiner Privatkasse noch was draufgelegt. Das wird ihn mächtig gefuchst haben, aber was hatte er für eine Wahl? Hätte Anita ihre Drohung wahrgemacht, dann wäre er nicht nur am nächsten Tag seinen Job los gewesen, er hätte auch nirgendwo auf der Welt wieder einen gefunden. Die Banken haben untereinander Verbindungen. Es gibt schwarze Listen. Das ist natürlich nicht legal, aber man weiß, dass es die gibt.«
    Susanne Heinemann fummelte ihr Taschentuch hervor, um sich zum hundertsten Mal die Nase abzutupfen. Ihr Handy summte in der Handtasche. Sie ließ es summen.
    Â»Dann war erst mal alles gut. Von dem Geld – es waren dann ja wohl summa summarum fast hundertdreißigtausend, wenn ich Sie richtig verstanden habe – hätte Anita ein paar Jährchen leben können. Nicht in Saus und Braus, aber schon. An laufendenAusgaben hatte sie nicht viel. Aber dann ist dummerweise die IFS zusammengebrochen, und auf einmal hatte Fabricius nichts mehr zu verlieren. Und außerdem hat er jetzt mehr denn je Bares gebraucht. Das meiste von seinen schönen Sachen war natürlich auf Pump gekauft. Vor der Krise hat ja die halbe Welt auf Pump gelebt. Es wurde ja alles immer nur besser und besser.«
    Â»Und da hat er sein Geld zurückgefordert«, überlegte ich laut. »Da die IFS nicht mehr existierte, hatte er von dieser Seite nichts mehr zu befürchten.«
    Â»Wo kein Kläger mehr ist, ist bekanntlich auch kein Richter.«
    Â»Dann wäre es Fabricius, vor dem sie sich versteckt hat, und nicht Kettenbach?«
    Deprimiert sah sie mich an. »Ich hatte Ihnen doch erzählt, dass sie Besuch hatte, am Abend, bevor sie sich abgesetzt hat. Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, ob das wirklich Armin war, der oben rumgebrüllt hat.«
    Â»Auf irgendeinem Weg gelingt es Fabricius, sie in Heddesheim aufzustöbern«, spann ich den Faden weiter. »Es gibt Streit, er ersticht sie, findet aber sein Geld nicht …«
    Nein, das passte nun gar nicht. Hätte Fabricius nach dem Geld gesucht, dann hätte Reuschlin ihn gesehen, der ja zum Zeitpunkt des Mordes in Anita Bialas’ Bett lag und von Geräuschen im Flur aufgewacht war. Hatte Fabricius vielleicht bemerkt, dass sein Opfer nicht allein war, und das Weite gesucht?
    Und wie passte John Karenke ins Spiel, der tote Juwelier?
    Â»Und da wäre noch was«, fuhr Susanne Heinemann zaghaft fort. »Ist mir leider auch erst gestern wieder eingefallen. Die Sache mit dem Päckchen.«
    Â»Welches Päckchen?«
    Â»Ich hatte es völlig vergessen, tut mir leid. Erst hatte ja diese merkwürdige Person angerufen.«
    Â»Die wissen wollte, wo Frau Bialas sich aufhält.«
    Â»Richtig. Und ein paar Wochen später ruft ein Mann an. Es war am Mittwochabend zwischen Weihnachten und Neujahr, ich weiß es noch genau. Er hätte ein Päckchen für Anita abzugeben,ein verspätetes Weihnachtsgeschenk, und ob er das bei mir abliefern dürfte, da sie ja anscheinend verreist ist. Ich habe mir nichts dabei gedacht und hatte sowieso vor, in den nächsten Tagen mal wieder nach Heddesheim zu fahren und Anita zu besuchen.«
    Â»Was war in dem Päckchen?«
    Â»Das war ja das Merkwürdige: Es gab gar kein Päckchen. Wie ich sagte, er kann es gerne vorbeibringen, und ich gebe es ihr dann, da hat er sich höflich bedankt und aufgelegt. Es ist aber nie ein Päckchen gekommen.«
    Â»Haben Sie dem Anrufer gesagt, dass Sie vorhatten, nach Heddesheim zu fahren?«
    Â»Heddesheim nicht. Aber dass ich Anita sehen werde, das habe ich ihm dummerweise verraten, ja.«
    Â»Wären Sie imstande, die Stimme des Mannes zu beschreiben?«
    Â»Nicht zu hell, aber auch nicht gerade ein Bass. Kultiviert. Und ausgesucht höflich war er, wirklich. Der hatte Bildung, das hat man gemerkt.«
    Â»Und ist Ihnen vermutlich nach Heddesheim gefolgt.«
    Â»Mir wird angst und bange bei dem Gedanken! Ein Mörder fährt eine Stunde lang hinter mir her, und ich Dussel merke nicht mal was davon!«
    Â»Ein Mörder, der seit eben möglicherweise einen Namen hat.«
    Â»Fabricius? Sie denken wirklich, er war es?«
    Â»Könnte es seine Stimme gewesen sein?«
    Â»Nein.« Sie schüttelte entschieden den Kopf.

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