Eiskaltes Schweigen
Schmus«, murmelte sie. »Sehen wir zu, dass wir fertig werden und heimgehen können.«
»Was haben Sie denn Schönes entdeckt?«, fragte ich mit derFreundlichkeit eines Menschen, der in Kürze guten Gewissens sein Büro abschlieÃen wird.
»Schön ist was anderes, weià Gott. Wissen Sie, dass das jetzt schon meine vierundzwanzigste Ãberstunde in diesem Jahr ist? Und dabei ist der Januar noch nicht mal rum!«
»Das tut mir leid.«
»Mir auch.« Ich hörte Papier rascheln. »Es geht um Aktenzeichen KF 1743, Stichwort: Karenke. Sind Sie in der Sache drin?«
»Im Wesentlichen, ja.«
»Eure Leute haben insgesamt achtzehn Wischproben genommen und uns zur Analyse geschickt. Erst hab ich gedacht, ihr spinnt, wieso denn achtzehn Proben bei so einem glasklaren Fall, aber jetzt â¦Â« Sie gähnte laut und lange. »Die erste Probe, Spur sechs, das ist die Referenzprobe vom Opfer.«
Ich nahm den Hörer ans andere Ohr.
»Dann habe ich drei weitere Proben, Nummer drei, fünf und elf, die sind auch vom Opfer. Das muss da ja ausgesehen haben, mein Gott!«
Ich unterdrückte ein Gähnen.
»Interessant wirdâs bei Spur zwölf. War da ein Tier am Tatort?«
»Ein Hund.«
»Hab ich mir gedacht. Der ist anscheinend auch verletzt worden.«
»Wir haben ihn leider erschieÃen müssen.«
»Und dann ist er noch kreuz und quer im Raum rumgelaufen?«
»HeiÃt das, Sie haben sein Blut an mehreren Stellen nachgewiesen?«
Hatte der Hund etwa doch versucht, seinen Herrn zu verteidigen und war vom Täter verletzt worden?
»Und jetzt passen Sie auf«, fuhr die müde Frau in Stuttgart fort, »jetzt wirdâs interessant. Spur fünfzehn und siebzehn. Falls Sie gerade den Plan vor sich liegen haben â¦Â«
»Nein.«
»Also, das ist mehr zur Tür hin, und da ist noch eine dritte DNA. Sieht ganz so aus â¦Â«
»Als ob der Täter verletzt wäre?« Jetzt saà ich senkrecht in meinem Stuhl.
»Und zwar nicht zu knapp, wenn ich mir die Fotos angucke. Da kriegt man ja das Grausen, mein Gott! Ich denke, der Hund wird ihn gebissen haben. So, jetzt wissen Sieâs. Und wissen Sie auch, was ich jetzt als Nächstes mache?«
»Feierabend?«
»Sie sagen es.«
Täter-DNA, der Jackpot des Mordermittlers. Plötzlich war ich guter Laune.
Ich wählte Balkes Privatnummer, um ihm die sensationelle Neuigkeit mitzuteilen.
Er nahm nach dem ersten Tuten ab.
Während des Telefonats meinte ich, im Hintergrund eine Stimme zu hören. Eine Frauenstimme. War er etwa seit Neuestem nicht mehr solo?
17
Um das Betriebsklima zu verbessern, hat die Menschheit den Betriebsausflug erfunden. Warum sollte nicht ein Familienausflug die Stimmung innerhalb einer Familie heben?
»Mädels, mir ist aufgefallen, dass wir seit Ewigkeiten nichts mehr zusammen unternommen haben«, eröffnete ich meinen Töchtern beim samstäglichen Frühstück.
»Unternommen?«, fragte Sarah verschlafen. Es war kurz nach elf, und drauÃen herrschte dasselbe grau-trübe Wetter wie schon seit Tagen. »Wir müssen aber nicht in den Zoo oder so was?«
»Ãh â¦Â«, sagte Louise verwirrt. »Meinst du heute?«
»Kein Zoo. Dafür seid ihr ja nun langsam zu alt.«
»An was hast du denn so gedacht?«
»Was haltet ihr von einem Trip nach Frankfurt?«
»Frankfurt? Was sollen wir denn da?«
»Frankfurt ist eine richtig groÃe Stadt. Es wird euch gefallen.«
»Wie gro�«
Allmählich tauten sie auf. Nein, Sarah taute auf. Louise blieb misstrauisch.
»Ich wollt aber eigentlich â¦Â« Hilfe suchend sah sie ihre Schwester an. Aber die war schon fast überredet.
»Ungefähr fünfmal so groà wie Heidelberg«, sagte ich. »Da gibtâs zum Beispiel einen wunderschönen gotischen Dom. Und die Paulskirche, in der hat das erste Deutsche Parlament getagt, wie ihr natürlich wisst. Und auÃerdem gibtâs jede Menge weltberühmte Kunstmuseen.«
»Na, super!« Sarah machte sich wieder an ihren Nutella-Toast. »Und wann werden wir ungefähr zurück sein?«
»Spät. Das Programm geht nämlich noch weiter.«
»Etwa noch mehr Kirchen und Museen?«, ächzte sie augenrollend.
»Aber â¦Â«, sagte Louise lahm. »Eigentlich wollte ich nämlich â¦Â«
»AuÃerdem
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