Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
war.
    Â»Sagt Ihnen der Name Karenke etwas? John Karenke?«
    Â»Wer soll das sein?«, fragte Fabricius verwirrt.
    Â»Ein alter Juwelier in Heidelberg.«
    Â»Und wieso sollte ich den kennen?«
    Seine Ratlosigkeit war echt, kein Zweifel.
    Â»War nur so eine Frage. Ein paar Monate nach der Geldübergabe ging die IFS pleite, und Sie waren arbeitslos …«
    Fabricius nickte und leerte seinen Latte Macchiato mit einer eckigen Bewegung.
    Â»Da haben Sie gedacht, jetzt, wo es Ihren Arbeitgeber nicht mehr gibt und Sie von der Seite nichts mehr zu befürchten haben, holen Sie sich Ihr Geld zurück.«
    Â»Stimmt doch auch, oder nicht?«, fragte er gallig. »Jetzt konnte sie mir ja nichts mehr, die Schlampe. Außerdem habe ichSchulden bis Oberkante Unterlippe. Da hatte ich doch kein Geld zu verschenken!«
    Â»Wie lief das ab?«
    Â»Wie ich mein Geld wiederhaben wollte? Erst habe ich’s ein paarmal per Telefon versucht. Aber sie hat gleich aufgelegt, als sie gemerkt hat, dass ich dran war. Beim dritten Mal hat sie dann schon nicht mehr abgenommen.«
    Â»Da haben Sie sie besucht und sie bedroht.«
    Â»Woher wissen Sie das?«
    Â»Wann genau war das?«
    Â»Im Oktober. Warten Sie, ja, Mitte Oktober. Den genauen Tag weiß ich nicht mehr.«
    Â»Ich weise Sie darauf hin, dass Sie das Recht haben, einen Anwalt hinzuzuziehen.«
    Â»Brauch ich nicht. Habe selbst ein paar Semester Jura studiert.«
    Â»Wie lief das ab mit Ihrem Besuch?«
    Â»Ich habe vor dem Haus gewartet, wo das Miststück gewohnt hat, bis ich irgendwie hineinkam, ohne zu klingeln. Ging dann ganz easy, keine fünf Minuten, dann kam so ein Yuppie und hat mir sogar noch nett die Tür aufgehalten. Ich bin hoch und habe an die Tür gebollert. Anita ist so perplex gewesen, dass sie mich einfach reingelassen hat.«
    Der arbeitslose Banker starrte eine Weile auf seine leicht zitternden Hände. »Ich habe ihr gleich klargemacht, was Sache ist. Dass ich meine Kohle zurück will, und zwar sofort und ohne Abzüge.«
    Â»Wie hat sie reagiert?«
    Â»Ich soll mich verpissen, oder sie fängt an zu schreien.«
    Â»Hat sie geschrien?«
    Â»Ein bisschen«, erwiderte er verlegen. »Ich ja auch, und nicht zu knapp. Es ist dann ziemlich laut geworden. Ich hab sie sogar – aber nur um ihr Angst zu machen – ein bisschen rumgeschubst, am Ende sogar zum Schein geknebelt und auf ’nen Stuhl gefesselt. War ja klar, dass rumlabern bei der nichts bringt. Und mir war auch klar, dass die nicht so behämmert war, das Geld auf ein Konto einzuzahlen. Geldwäschegesetz und so, Sie wissen schon. Also musste sie das Zeug irgendwo versteckthaben. Aber ich wollt ihr wirklich nur Angst machen, sie zum Reden bringen. Ich wollt mein Geld, weiter nichts.«
    Â»Sie haben es aber nicht bekommen.«
    Â»Woher wissen Sie das?«
    Â»Weil wir es inzwischen gefunden haben.«
    Â»Darf man wissen, wo? Ich habe ihre ganze beschissene Wohnung auf den Kopf gestellt. Jede Schublade, jeden Schrank, Bett, Küche, alles. Hunderttausend in Scheinen, das ist ein ziemlicher Packen. Das passt doch nicht unter die Tapete.«
    Â»Im Käfig ihres Papageis.«
    Fabricius sah mich eine Weile mit offenem Mund an. »Okay«, murmelte er dann. »Beim Papagei. Okay. Und wieder überrascht.«
    Â»Haben Sie sie geschlagen?«
    Â»Hat sie mich angezeigt?«
    Â»Sie haben sie aber schon ein bisschen in die Mangel genommen?«
    Â»Was soll das jetzt noch, Herr Kriminaloberrat?« Er sah mir müde ins Gesicht. »Ihre einzige Zeugin ist tot, was wollen Sie?«
    Â»Ein wenig geschüttelt, vielleicht? Ein paar zarte Ohrfeigen?«
    Â»Worauf wollen Sie hinaus?«
    Â»Auf die Wahrheit.«
    Â»Glauben Sie, was Sie wollen. Ich habe ihr nichts getan. Und selbst wenn, ich hab nur wenige Menschen gekannt, die eine Tracht Prügel so sehr verdient hätten wie diese Anita mit ihrem verlogenen harmlosen Getue.«
    Â»Sie waren dabei zu erzählen, wie Sie die Wohnung durchsucht haben …«
    Â»Und nichts gefunden habe, Scheiße. Nichts, nichts, nichts. Da hab ich ihr wenigstens alles abgeknöpft, was sie im Portemonnaie hatte, und bin weg.«
    Â»Haben Sie gedroht wiederzukommen?«
    Â»Klar, hab ich. Ich habe ihr klargemacht, dass sie keine ruhige Minute mehr haben wird. Sie soll am nächsten Tag ihre verdammte Abfindung von der Bank holen, als erste

Weitere Kostenlose Bücher