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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Rate sozusagen, und am Abend komme ich wieder und hol mir den Zaster, und dann sehen wir weiter.«
    Â»Und sind Sie am nächsten Abend wirklich wieder hingegangen?«
    Â»Sie war aber nicht da. Ich hab gewartet bis Mitternacht. Dann ist irgendwann ’ne Streife aufgekreuzt, und Ihre werten Kollegen wollten wissen, was ich da treibe. Da hab ich mich verkrümelt und beschlossen …«
    Â»Was haben Sie beschlossen?«
    Eine Weile sah er auf seine Hände, die inzwischen wieder ruhig waren. Selbst das Knie hatte aufgehört zu wippen.
    Â»Lachen Sie jetzt nicht«, sagte er leise. »In diesen Minuten hab ich ehrlich gedacht, ich bring sie um. Wenn sie mir damals über den Weg gelaufen wäre, ich hätte für nichts garantieren können.«
    Â»Der Trick, wie Sie sie später aufgestöbert haben, war wirklich gut.«
    Â»Welcher Trick?« Sofort war Fabricius wieder wachsam.
    Â»Die Sache mit dem verspäteten Weihnachtsgeschenk.«
    Â»Wollen Sie mich verarschen, oder was?«
    Â»Jedenfalls haben Sie Frau Bialas schließlich und endlich doch in Heddesheim aufgestöbert.«
    Â»Hab ich nicht!«
    Â»Und zur Rede gestellt …«
    Â»Ich weiß ja nicht mal, wo das liegt, dieses Heddesheim!«
    Â»Sie haben sie wieder bedroht, diesmal allerdings mit einem Messer. Dummerweise ist die Situation eskaliert, und nun ja …«
    Â»Alles Blödsinn, Blödsinn! Ich hab mich noch zwei, drei Wochen lang aufgeregt, ein paar Mal geguckt, ob sie inzwischen wieder zu Hause ist, und dann habe ich meine Kohle abgeschrieben. Ich musste das Penthouse loswerden, der Immobilienmarkt war am Boden, dazu das Auto, das kein Schwein haben wollte. Wer kauft schon mitten in der Megakrise ein Auto für einen sechsstelligen Preis? Ich hatte, Scheiße noch mal, wirklich andere Sorgen!«

18
    Die Zwillinge waren restlos aus dem Häuschen. Ihr Geld hatten sie bis auf einige Cent ausgegeben, erzählten sie mir schon am Handy. Unzählige wundervolle Dinge hatten sie gekauft, Tops, Segeltuchschuhe, die, wie ich später feststellte, verblüffende Ähnlichkeit mit Turnschuhen aus der Jugendzeit ihrer Großeltern hatten, derzeit jedoch megamäßig angesagt waren, bunte Armbänder, glitzernde Ohrringe, geringelte Söckchen und, und, und …
    Wir verabredeten, uns an der Hauptwache zu treffen und irgendwo essen zu gehen. Inzwischen war zwei Uhr vorbei, mein Magen knurrte.
    Das Aufladen meiner Töchter und ihrer Beute war nicht weiter schwierig, das Finden eines Parkplatzes hingegen sehr. Ich kurvte eine Weile durch die verstopfte Frankfurter Innenstadt, immer durfte man genau in die Richtung nicht abbiegen, in die ich wollte, und am Ende landeten wir in Sachsenhausen auf der anderen Mainseite. Wir entdeckten eine nette kleine Pizzeria in einem Fachwerkhaus, vor der gerade ein Parkplatz frei wurde. Soweit ich sehen konnte, schien er sogar legal zu sein.
    Die Zwillinge redeten unaufhörlich, immer noch im Shoppingdelirium und völlig ausgehungert. Beim Essen erzählten sie mit leuchtenden Augen von tausend Dingen, die ich sofort wieder vergaß, und endlich waren wir wieder einmal das, was wir in letzter Zeit so selten gewesen waren: eine richtige kleine Familie. Ohne Mutter zwar, aber immerhin. Es tat gut, die beiden so ausgelassen zu sehen.
    Später machten wir – ohne dass ich Widerspruch gehört hätte – einen Spaziergang am Main entlang. Zu dritt bestaunten wir die Frankfurter Skyline im Abendlicht. Uns zu Ehren ließ sich sogar die Sonne kurz blicken. Der Main führte Hochwasser, eine schmutzige, braune Brühe wälzte sich dem Rhein entgegen.
    Â»Was ist es denn für eine Überraschung?«, wollte Louise wissen, als wir zum Auto zurückgingen.
    Â»Wird nicht verraten. Sonst ist es keine mehr.«
    Â»Du bist gemein!«
    Â»Finde ich nicht.«
    Â»Und wann geht es los?«
    Â»Um acht.«
    Â»Ist es was mit Musik?«
    Â»Ja.«
    Die beiden wechselten große Blicke. »Ich hab Plakate von Sarah Connor gesehen.«
    Â»Nein.«
    Â»Tokio Hotel ist auch auf Tournee, glaub ich. Ist es Tokio Hotel?«
    Â»Auch nicht.«
    Â»Natasha Bedingfield?«
    Â»Ihr werdet es nicht erraten.«
    Â»Was ist es dann, sag endlich!«
    Â»Eine Überraschung.«
    Wir erreichten den Parkplatz. Nichts klemmte hinter dem Scheibenwischer. Inzwischen war es halb sieben, die Sonne längst

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