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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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nicht etwas von vier Wochen gelesen?«, fragte ich, als wir uns die Hand reichten. Heute trug sie einen aparten, auf Taille geschnittenen aschgrauen Hosenanzug. Irgendwann in den ersten Wochen meiner Tätigkeit in Heidelberg hatte sie mir gestanden, sie besuche hin und wieder teure Boutiquen und suche etwas aus, was ihr gefalle und gut stehe. Dann präge sie sich den Schnitt ein, gehe nach Hause und schneidere es nach. An ihrer Hand funkelte der neue, goldene Ehering.
    Sie zog eine säuerliche Grimasse. »Ich habe gehört, Sie hatten Stress in den letzten beiden Wochen?«
    Â»Sind Sie deshalb zurückgekommen?«
    Ihre Miene wurde noch saurer.
    Klara Vangelis war schlank, eher klein, dunkelhaarig und – obwohl in Dossenheim zur Welt gekommen – griechischer Abstammung. Auf den ersten Augenschein wirkte sie oft ein wenig grämlich und schwach. Dennoch war sie ein gefährlicher Gegner, was ich von eigener Anschauung wusste. Ich war froh, sie wieder an Bord zu haben, denn sie war zweifellos die Beste unter meinen Leuten.
    Schon eine halbe Stunde später trafen wir erneut zusammen. Vangelis erschien in Begleitung von Sven Balke und Evalina Krauss zur ersten Lagesprechung der Woche.
    Â»Die dritte DNA, die die Spusi am Tatort gefunden hat, ist beim BKA«, berichtete Balke keuchend. »Ich rechne noch heute mit Ergebnissen.«
    Seine Augen glänzten ungesund, sein Atem ging rasselnd.
    Â»Vielleicht haben wir ja Glück, und er ist irgendwo jämmerlich verblutet«, meinte Evalina Krauss mit traurigem Lächeln.
    Ãœber das Wochenende waren alle Krankenhäuser und Arztpraxen in der Umgebung kontaktiert worden auf der Suche nach einem Mann mit Bisswunden, die von einem großen Hund stammen konnten. Ein Klempnermeister hatte im fraglichen Zeitraum tatsächlich blutend die Notaufnahme des Bensheimer Heilig-Geist-Hospitals aufgesucht. Aber seine Bisswunde am Unterarm stammte nachweislich vom Rottweiler seiner Frau.
    Mehr Neues gab es nicht, und so beendete ich die Sitzung schon nach wenigen Minuten, und meine Leute hängten sich wieder einmal an die Telefone.
    Nur Vangelis blieb zurück, um mit mir zu besprechen, welche Aufgaben sie übernehmen sollte. Wieder verlor sie kein Wort über ihre Hochzeitsreise. Da ich Balke nicht ohne Not seinen ersten eigenen Fall abnehmen mochte, bat ich sie, sich zunächst ein wenig im Hintergrund zu halten. Meinen Vorschlag, sie solle wieder nach Hause fahren und sich noch ein wenig erholen, quittierte sie mit energischem Kopfschütteln. Es war unverkennbar: sie brannte darauf, wieder arbeiten zu dürfen.
    Etwas war plötzlich anders. Es lag etwas in der Luft, jeder spürte es, und alle waren nervös an diesem Tag. Balke informierte mich hin und wieder telefonisch über den Stand der Ermittlungen.
    Sogar Sönnchen war merkwürdig aufgedreht an diesem Montag. Wir waren auf der Zielgeraden. Endlich hatten wir Spuren, die diese Bezeichnung verdienten. Längst wussten wir auch, was wir bisher nur vermutet hatten: Der Täter war ein Mann. Seine Blutgruppe war A negativ, und sein genetischer Fingerabdruck wurde derzeit mit den Datenbanken des Bundeskriminalamts abgeglichen. Sollte der Täter jemals zuvor einer schweren Straftat überführt worden sein, dann war es nur noch eine Frage von Stunden, bis wir seinen Namen kannten. Jeder wartete darauf, dass das Telefon klingelte und die Nummer des BKA auf dem Display erschien.
    Am späten Nachmittag summte mein Telefon zum hundertsten Mal. Es war jedoch wieder nicht das BKA am anderen Ende, sondern Thomas Petzold aus Karlsruhe.
    Vor einer halben Stunde war die dritte Leiche gefunden worden.
    Wieder eine Frau, diesmal.
    Der Name der Toten war Dr. Yvonne Böttcher-Larue. Sie war siebenundfünfzig Jahre alt, verheiratet und von Beruf Rechtsanwältin. Gegen fünfzehn Uhr dreißig hatte sie laut Aussagen ihres Gatten ihr Haus in Leopoldshafen verlassen, um – wie fast jeden Tag um diese Zeit – als Vorbereitung der kommenden Marathonsaison eine Runde durch die Rheinauen zu laufen. Leopoldshafen war ein Ort im Speckgürtel von Karlsruhe, etwa zehn Kilometer nördlich vom Zentrum. Normalerweise lief das Ehepaar zu zweit, der Mann hatte sich jedoch eine schwere Erkältung eingefangen, und nur deshalb war seine Frau allein losgezogen. Als sie zwei Stunden später nicht zurück und per Handy nicht zu erreichen war, hatte der

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