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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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begann Vangelis kategorisch. »Wir sehen nur eine Möglichkeit: Sie müssen untertauchen und Ihre Töchter mit Ihnen. Wir können für Ihre Sicherheit nicht garantieren.«
    Â»Kommt überhaupt nicht in Frage«, versetzte ich eine Spur schärfer als angemessen. »Ich verkrieche mich nicht.«
    Â»Chef«, sagte Balke. »Der Typ ist echt gefährlich! Er kalkuliert seinen eigenen Tod ein als Teil der Show. Dagegen hilft nichts außer Verstecken. Klara hat völlig recht, sorry, aber so ist es nun mal.«
    Vangelis musterte mich mit geschäftsmäßigem Blick. Für sie zählten nicht Gefühle. Für sie zählten Fakten und Wahrscheinlichkeiten.
    Â»Ich werde ungefähr so gut bewacht wie der amerikanische Präsident«, sagte ich. »Seine ersten drei Opfer waren zwei Frauen, die nichts von der Gefahr wussten, und ein alter, halb blinder Mann. Ich weiß genau, was er vorhat, ich bin bewaffnet, ich kann mich meiner Haut wehren.«
    Â»Wir wissen eben nicht , was er vorhat«, korrigierte mich Vangelis kühl. »Wir wissen nichts über die Taktik, die er sich zurechtgelegt hat. Wir wissen nur, dass er intelligent ist und Sie tot sehen will.«
    Â»Nein und abermals nein.« Ich schlug auf den Tisch, um mir selbst Mut zu machen. »Verstecken kommt nicht in Frage.«
    Â»Es ist Ihre Entscheidung.« Vangelis klang plötzlich sehr amtlich. »Wir können Sie zu nichts zwingen.«
    Â»Sie trifft keine Schuld, sollte etwas schiefgehen. Wenn Sie sich dann besser fühlen, können Sie das gerne zu den Akten nehmen.«
    Â»Daran wäre mir in der Tat gelegen.«
    Mit halb verstockten, halb besorgten Mienen wandten sie sich zum Gehen.
    Â»Eines noch.« Vangelis machte noch einmal kehrt. »In diesem Fall möchte ich wenigstens Ihren Töchtern Personenschutz geben. Sie aus der Ferne im Auge zu behalten, reicht einfach nicht. Die beiden sollten in den nächsten Tagen besser nicht zur Schule gehen. Melden Sie sie krank.«
    Â»Muss das wirklich sein?«
    Â»Sonst lehne ich jede Verantwortung ab.«
    Â»Gut. Sie werden sich freuen, dass sie schulfrei haben.«
    Dann waren sie weg.
    Ich war wieder allein.
    Später kam Sönnchen und wollte wissen, ob sie noch etwas für mich tun könne, ob ich etwas brauche. Ich raunzte sie anund entschuldigte mich in der nächsten Sekunde. Sie lächelte nachsichtig, war aber dennoch gekränkt.
    Mein Telefon blieb still.
    Niemand kam und bat mich um einen Rat oder eine Entscheidung.
    Nicht einmal die Staatsanwaltschaft hatte heute etwas an mir auszusetzen. Ich dachte viel an Theresa und ihren möglicherweise todkranken Mann, meinen Chef, den ich vielleicht nie wieder hinter seinem Beichtstuhl-Schreibtisch sehen würde und der sich in diesem Moment vielleicht ganz ähnlich fühlte wie ich. Vielleicht hätte ich am Vormittag mehr Mitgefühl zeigen sollen? Vielleicht hätte ich mehr Anteil nehmen müssen? Ich war zu so etwas wie Gefühlen im Augenblick einfach nicht fähig.
    In der Zwischenzeit lief die Fahndung nach Michael Durian auf Hochtouren. Bundesweit. Europaweit. Tausende Fahrzeuge wurden an diesem Tag angehalten und kontrolliert. Jeder auf den Straßen Heidelbergs, der auch nur im falschen Augenblick zwinkerte, wurde höflich nach seinen Papieren gefragt. Die Medien terrorisierten unsere Pressestelle mit Anfragen, und natürlich erfuhren sie nicht die Wahrheit. Wir fahndeten nach einem dreifachen Mörder. Das musste als Erklärung für den plötzlichen Wirbel reichen.
    Es wurde Abend. Es wurde dunkel. Sönnchen fragte, ob sie Feierabend machen dürfe.
    Allmählich wurde es still im Haus.
    Ich lebte immer noch.
    Später ließ ich mich standesgemäß nach Hause fahren. Meine Töchter saßen vor ihren PCs, sahen kaum auf, als ich kam. Ich setzte mich mit einer Kanne Wasser und einem Käsebrot vor den Fernseher und versuchte, mir einen Film anzusehen. Es gelang mir nicht. Ich begriff nicht, warum dieses Paar ständig stritt. Warum sie nicht in Frieden miteinander leben konnten. Warum sie ihn am Ende tötete.
    Gegen elf erschienen meine Töchter, um mir eine gute Nacht zu wünschen und zu fragen, ob es mir besser gehe. Ich verstand ihre Frage nicht.
    Â»Du bist krank, hast du heut Morgen gesagt«, erinnerte mich Sarah.
    Â»Oh, ja, es geht mir viel besser, danke. Ja, es geht mir besser, wirklich.«
    Â»Du siehst aber

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