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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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ja alles in Ordnung.« Ketola zündete sich zitternd eine Zigarette an. »Das ist alles sehr lustig hier, finden Sie nicht?«
    »Hätte ein Fremder unbemerkt ins Gebäude kommen können?«, fragte Joentaa.
    »Natürlich. Wie gesagt, der Mann sieht und hört nichts. Die Eingangstür hat er angeblich gegen ein Uhr abgeschlossen. Ein Gast meinte dagegen, dass die Tür manchmal die ganze Nacht auf ist.« Ketola zog an der Zigarette. »Hier wohnen im Moment etwa hundert junge Leute, manche bleiben nur eine Nacht. Da fällt ein unbekanntes Gesicht natürlich nicht auf.«
    »Gibt es eine Gästeliste?«, fragte Joentaa.
    Ketola nickte. »Heinonen überprüft das.«
    Grönholm kam und setzte sich auf den Stuhl neben Joentaa. Hinter ihm lief die junge Frau, die ihn schwach anlächelte, als sie den Jungen in seinem Schoß liegen sah. Joentaa bemerkte erst jetzt, dass Sven eingeschlafen war. Er fühlte seine hektischen, kurzen Atemzüge.
    »Bislang gibt es gar nichts«, sagte Grönholm. »Niemand hat irgendwas gesehen. Man könnte meinen, der Mann sei einfach eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht.«
    Joentaa sah Ketola an, der gierig den Rauch der Zigarette inhalierte. Sein Gesicht war bleich und verzerrt von Wut und Anstrengung.
    »Der Täter muss sehr mutig sein«, sagte Joentaa nach einer Weile.
    Grönholm nickte vage, Ketola schien gar nicht zuzuhören.
    »Als würde er sich unantastbar fühlen«, sagte Joentaa.
    »Mir ist ganz egal, wie er sich fühlt. Ich will ihn einfach haben, mehr nicht«, raunzte Ketola.
    Joentaa verschluckte seine Verärgerung und wandte den Blick ab. Er traf die Augen der jungen Frau, die schwankend neben ihm stand und ihn ansah. »Ich habe noch versucht, ihn zu wecken«, sagte sie leise. »Aber es ging nicht.«
    Joentaa nickte und dachte, dass die Frau ein schönes, klares Gesicht hatte.
    Er begriff den Gedanken nicht und würgte ihn ab.
    Er rückte ein Stück zur Seite, vorsichtig, um den Jungen nicht zu wecken, und bat die Frau, sich neben ihn zu setzen.
    »Sind Sie zusammen gereist?«, fragte er.
    Er tauchte in ihre Augen und dachte an Sanna.
    Die Frau nickte. »Wir sind insgesamt acht, alles Studenten aus Stockholm. Wir wollten eigentlich morgen nach Tallinn weiterfahren.«
    »Wann sind Sie schlafen gegangen?«
    »Gegen elf, glaube ich. Ich lag direkt neben Sven und Johann.« Sie atmete durch. »Er hat gelacht, als ich ihm gute Nacht gewünscht habe, weil das Bett für ihn viel zu klein war. Johann war über zwei Meter groß.«
    »Wann sind Sie in Turku angekommen?«, fragte Joentaa.
    »Vor zwei Tagen. Aber ich habe das schon einem ihrer Kollegen erzählt …«
    »Entschuldigung … sagt Ihnen der Name Ojaranta etwas, Laura Ojaranta?«
    »Nein.« Die Frau sah ihn fragend an. Er erwiderte den Blick und kämpfte gegen den absurden Wunsch an, sie zu berühren.
    »Was haben Sie während des Tages gemacht? Waren Sie mit Johann Berg zusammen?«
    »Ja, den größten Teil des Tages. Mittags waren wir im Handwerksmuseum auf dem Klosterberg. Johann war begeistert und wollte unbedingt in jede einzelne Handwerksstube gehen. Er studiert Kulturgeschichte. Später war er eine Weile mit Sven allein unterwegs. Ich glaube, sie waren am Hafen und wollten eine Bootstour machen, ich weiß nicht genau.«
    Joentaa nickte.
    »Haben Sie … eine Erklärung für das, was passiert ist?«, fragte er.
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Es gibt keine«, sagte sie.
    Joentaa nickte.
    Keine Erklärung … das hatte auch Ojaranta gesagt. Und Jonna Koivuniemi, die Malerin des verschwundenen Bildes.
    Grönholm kam und fragte sichtlich genervt, ob man ihm einen Dolmetscher besorgen könne. »Ich wusste nicht, dass mein Schwedisch so katastrophal ist. Außerdem sind da ein paar Jugendliche aus Frankreich, mit denen ich bisher kein Wort wechseln konnte.«
    »Ich spreche beide Sprachen«, sagte die junge Frau und stand auf. Grönholms Gesicht hellte sich auf. Er begann schon im Gehen, ihr seine Fragen zu diktieren. Joentaa sah ihnen nach. Er zuckte zusammen, als Sven begann, im Halbschlaf zu reden. Er verstand nicht, was er sagte. Er streichelte seinen Kopf und hoffte, er werde weiterschlafen, aber der Junge erhob sich ruckartig und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an wie einen Fremden.
    Ich bin ein Fremder, dachte Joentaa.
    »Was ist?«, fragte Sven. »Was ist?«
    »Du hast geschlafen«, sagte Joentaa und versuchte, ihn festzuhalten, aber Sven riss sich los. Er begann zu schreien. Plötzlich waren alle Blicke auf den Jungen

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