Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
Vom Netzwerk:
das Gespräch langsam versandete.
    Laura wollte immer alles unter Kontrolle haben …
    Joentaa hatte in den vergangenen Wochen einige Gespräche mit Kerttu Toivonen geführt. Immer wenn er sie anrief, spürte er eine vage Unruhe, weil er das Gefühl hatte, sich darauf zu freuen, ihre Stimme zu hören.
    Zweimal war er in ihrer Wohnung im Studentendorf gewesen. Er selbst hatte während seiner Ausbildung Vorlesungen an der Universität besucht und das Studentendorf immer als bedrückend hässlich empfunden, aber Kerttu Toivonen hatte ihre kleine Wohnung so grell und bunt eingerichtet, dass die graue Fassade in Vergessenheit geriet.
    Er hatte sich wohlgefühlt bei ihr.
    Er hatte ihre Augen gesucht, während Kerttu Toivonen von ihrer Schwester erzählt hatte. In ihren Augen war seine Trauer für eine Weile zur Ruhe gekommen.
    Später hatte er sich Vorwürfe gemacht und seine eigenen Gefühle nicht begriffen. Warum suchte er die Nähe einer Frau, die er überhaupt nicht kannte? Warum hatte er in der Nacht, in der Johann Berg ermordet wurde, die Nähe von Annette Söderström gesucht? Noch eine Frau, die er nicht kannte.
    Eine Frau, die auch um einen Menschen trauerte. Wie er, wie Kerttu Toivonen.
    Warum suchten seine Gedanken Annette Söderström und Kerttu Ojaranta, wenn Sanna gestorben war und diese Tatsache sein Leben bestimmte?
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Joentaa, als sie schon auflegen wollte.
    Sie zögerte kurz. »Nicht sehr gut … ich denke dauernd daran, dass Laura nicht mehr da ist … und ich verstehe nicht, warum es passiert ist. Das ist das Schlimmste … dass es überhaupt keine Erklärung gibt.«
    »Wir tun alles, um den Tod Ihrer Schwester aufzuklären«, sagte Joentaa.
    Er wartete auf eine Entgegnung, aber es kam nichts.
    »Wir werden den Täter finden«, sagte Joentaa, um noch irgendetwas zu sagen.
    »Sie werden sie nicht wieder lebendig machen.«
    Joentaa schwieg.
    Er dachte an Sanna und sah sich in den Armen von Kerttu Toivonen liegen, die ihn streichelte.
    Er verabschiedete sich hastig und legte auf.
    Er blieb eine Weile reglos sitzen und wartete, bis sich der Gedanke in anderen Bildern aufgelöst hatte.
    Er versuchte, sich auf Laura Ojaranta zu konzentrieren.
    Er schloss die Augen und sah das blaue Haus in der Dunkelheit. Er wollte die Augen öffnen, aber er hielt sie geschlossen, weil er merkte, wie er sich näherte.
    Er stand schon an der Tür. Er trat ein.
    Er hatte einen Schlüssel.
    Er ging ins Schlafzimmer. Langsam. Er sah auf eine schlafende Frau hinab. Er beugte sich über sie und spürte ihre Atemzüge.
    Er nahm ein Kissen und drückte es auf ihr Gesicht.
    Er wartete, bis sie tot war.
    Im Flur nahm er ein wertloses Bild von der Wand.
    Im Wohnzimmer trank er Wein. Dann ging er.
    Es war eine stille Szene.
    Ein stiller Tod.
    Behutsam, hatte Laukkanen gesagt.
    Kein Streit, kein Geschrei, kein heimlicher Liebhaber.
    Kein heimlicher Liebhaber nahm ein wertloses Bild mit nach Hause.
    Eine Landschaft mit Mond. Blasse Farben, hatte die Malerin gesagt.
    Das Bild, das sie ihm gezeigt hatte, war schön gewesen.
    Ein stilles Bild. Ein stiller Mensch.
    So still, dass niemand ihn bemerkt hatte in einer voll belegten Jugendherberge.
    Er war unsichtbar gewesen, und er hatte sich auch so gefühlt, als er den dunklen Gang entlanggegangen war, bis zu dem Zimmer, in dem ein schwedischer Student geschlafen hatte, geschlafen wie Laura Ojaranta.
    »Erfolg gleich null. Und du ruhst dich aus, wie ich sehe.«
    Joentaa öffnete die Augen und sah in Grönholms grinsendes Gesicht.
    »Hattest du mehr Erfolg als ich auf der Suche nach dem Schlüssel?«
    Joentaa schüttelte den Kopf.
    »Ich bin jetzt ganz sicher, dass es nur ein Täter war«, sagte er.
    Grönholm sah ihn fragend an.
    »Ein Täter für die Morde an Johann Berg und Laura Ojaranta.«
    »Das sagst du schon die ganze Zeit. Aber warum?«
    »Ich glaube, dass der Täter ein stiller Mensch ist.«
    »Ich kann dir nicht folgen, fürchte ich«, sagte Grönholm.
    »Manchmal bilde ich mir ein, dass ich ihm irgendwie nahe bin.«
    »Wem?«
    »Dem Mörder.«
    »Was bitte?« Joentaa sah, dass Grönholm ihn mit offenem Mund anstarrte, und musste lachen. »Nimm mich einfach nicht ernst«, sagte er und hoffte, dass Grönholm nicht nachhakte, aber das tat er.
    »Natürlich nehme ich dich ernst, aber ich verstehe im Moment nicht, was du mir sagen willst.«
    »Wahrscheinlich hat es mit Sanna zu tun, aber genau erklären kann ich es dir auch nicht.«
    »Versuch es bitte, weil

Weitere Kostenlose Bücher