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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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ich es einfach nicht kapiere.«
    »Laura Ojaranta starb einen Tag nach Sanna, wie sie im Schlaf. Das ist alles.«
    »Verstehe«, sagte Grönholm, aber Joentaa hörte seiner Stimme an, dass er nicht verstand.
    Natürlich nicht. Er verstand es ja selbst nicht.
    »Der Täter hat Laura Ojaranta gesehen. Er hat gesehen, wie sie schlief, und er hat gesehen, dass sie tot war.«
    Grönholm fixierte ihn angespannt.
    »Irgendwie stelle ich mir vor …«
    »Ja?«
    »Dass der Täter vielleicht so verzweifelt war wie ich.«
    Joentaa war von seinen eigenen Worten überrascht. Er sah Grönholm an, der den Mund nicht mehr zubekam.
    »Was redest du da eigentlich, Kimmo?«
    Joentaa stand auf und ging mit langen Schritten Richtung Tür.
    »Lass es uns einfach vergessen. Ich erkläre es dir, wenn ich es selbst begriffen habe.«

11
    Am Morgen sah er den Mond.
    Er war froh darüber.
    Es war gut zu wissen, dass er nie entkommen würde, egal wie sehr er sich das wünschte.
    Er hängte das Bild mit der verschwommenen Landschaft zurück an seinen Platz.
    Bald würde er stark sein.
    Bald würde die Welt Kopf stehen und sich drehen und ihn zum Lachen bringen.
    Er schloss die Augen und begann, leise zu singen.
    Die weichen Töne trugen ihn ins Niemandsland, das ihm Angst machte, aber die Angst war ja nur da, damit er sie besiegte.
    Er öffnete die Augen.
    Vesa stand neben ihm.
    Vesa war traurig. Er weinte, er hatte Angst, aber er musste doch keine Angst haben, solange er ihn beschützte.
    Er schrie Vesa an, weil er so dumm war.
    Er stand auf und duschte.
    Im kalten Wasser erfror alles, was in den vergangenen Tagen gewesen war.
    Als er die Dusche abstellte, hörte er die Türklingel. Er zog seinen Bademantel an und öffnete. Er wunderte sich nicht über das Klingeln, und es interessierte ihn nicht, wer vor der Tür stand.
    Es war Jaana.
    Sie stach mit einem hellen Lachen auf ihn ein.
    »Du siehst ja ziemlich mitgenommen aus«, sagte sie.
    Er fragte, wie sie ihn gefunden habe.
    »Sogar du stehst im Telefonbuch, mein Lieber«, sagte sie.
    Er sah in den Augenwinkeln, dass Vesa sich freute, dass er auf sie zutrat, um sie hereinzubitten, aber er stieß ihn zurück.
    »Es geht mir nicht gut. Lass uns das verschieben.«
    »Was …«
    »Bitte.«
    »Aber …«
    Er schloss die Tür.
    Er sah Jaanas fassungsloses Gesicht.
    Er stand eine Weile ganz still und atmete durch.
    Er sah durch den Türspion, dass Jaana mit gesenktem Kopf die Treppe hinunterging.
    Vesa schrie, dass er alles kaputtgemacht habe.
    Er warf ihn gegen die Wand und lachte nur.
    Er würde Vesa zeigen, worum es wirklich ging.
    Er trat auf den Balkon und sprang lächelnd in die Tiefe.
    Er lag am Boden.
    Er stand auf.
    Er ging aufrecht und zuversichtlich ins Niemandsland.
    Er winkte Vesa zu, der ihm nachsah.
    Vesa war in Sicherheit, denn er war Vesas bester Freund, und er war unsterblich.

12
    Er strich mit geschlossenen Augen über die Tasten.
    Er atmete die herbe frische Luft des Hauses, das er in Besitz genommen hatte.
    Es hatte funktioniert.
    Natürlich. Alles ging. Alles, was er wollte.
    Das Mädchen, das er nicht kannte, kam und bot ihm Kaffee an.
    Wie Laura Ojaranta.
    Alles wiederholte sich, weil er es wollte.
    Wenn er wollte, würde sich der Kreisel, den er angestoßen hatte, ewig weiterdrehen.
    Auch Laura Ojaranta hatte er nicht gekannt.
    Wenn er wollte, hatte es Laura Ojaranta nie gegeben.
    Wenn er wollte, existierte die Jugendherberge am See nicht.
    Er bedankte sich und nahm die Tasse. Er beantwortete geduldig alle Fragen, die das Mädchen hatte. Sie erzählte, dass ihr der Klavierunterricht keinen Spaß mache. »Aber vielleicht wird es besser, wenn das Klavier nicht mehr so schräg klingt.«
    Er nickte und sagte: »Vielleicht.«
    Er dachte, dass sie recht hübsch war und dass Vesa in ihrer Gegenwart kein Wort herausgebracht hätte.
    Er sah den Mann an, der plötzlich in der Tür stand. »Hallo Papa. Der Herr möchte unser schiefes Klavier stimmen«, sagte das Mädchen, halb scherzhaft, halb verlegen. Sie umarmte ihren Vater, der ihn misstrauisch fixierte.
    Er war sicher, dass dieser Mann ihn packen und in die Hölle stoßen würde.
    Er sah sich stürzen.
    Als der Moment vergangen war, lächelte der Mann schon und sagte, das sei eine gute Idee. »Vielleicht wird der Unterricht dann endlich mal Früchte tragen. Was soll der Spaß denn kosten?«
    Er nannte einen Preis, der dem Mann gefiel.
    Er erklärte dem Mädchen, wie man ein Klavier stimmte. Sie hing an seinen Lippen.
    Er stellte

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