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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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Vormittag hat sich Jaana unvermittelt verabschiedet, und sie sind gegangen. Das hat sie manchmal gemacht, sie wusste, dass ich nicht böse bin, vor allem weil bei uns im Moment sowieso wenig los ist. Ich habe den Mann nicht gesehen, als er rausging, sie waren einfach weg.«
    Joentaa nickte und dachte, dass das kein Zufall war. Der Mann hatte darauf geachtet, nicht aufzufallen. Er hatte gewusst, dass er Jaana Ilander töten würde, er muss es gewusst haben.
    Aber warum hatte er es nicht gleich getan, in der ersten Nacht? Warum hatte er gezögert? Und warum hatte Jaana Ilander in dem Menschen, der sie getötet hatte, einen Freund gesehen?
    »Hat Frau Ilander noch irgendetwas gesagt? Zumindest ob es ein junger oder älterer Mann war?«
    Die Frau dachte kurz nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich habe mit ihr gar nicht mehr über die Sache geredet … ich wollte nicht neugierig wirken.«
    Joentaa nickte. Sehr lobenswert, dachte er. Und sehr schlecht.
    Er stand auf. »Ich werde später noch einmal auf Sie zukommen«, sagte er. Er hatte sich schon abgewandt, als ihm noch etwas einfiel. »Hat im Schlafzimmer Licht gebrannt, als Sie die Tote gefunden haben?«
    Die Frau hob den Kopf und dachte kurz nach.
    »Nein«, sagte sie.
    Joentaa nickte und ging wieder nach oben. Dort hatte sich nichts verändert, nur die Anzahl der Spurensicherer. Zwei Männer in weißen Overalls begutachteten die Weinflasche, die Gläser und die Fotos im Wohnzimmer.
    Im Schlafzimmer stand Ketola an der Wand und sah Niemi bei der Arbeit zu. Ketola schien tief in Gedanken versunken und zuckte zusammen, als Kimmo Joentaa ihn ansprach.
    »Ich glaube, wir haben etwas«, sagte Joentaa.
    »Nämlich?« Ketola wirkte wenig interessiert.
    »Ich habe mit der Besitzerin des Cafés gesprochen. Sie sagte, dass vor zwei Tagen ein Mann Sturm geklingelt habe, in der Nacht. Er hat bei Jaana Ilander übernachtet.«
    »Was für ein Mann?« Ketola wurde hellhörig.
    »Sie weiß es nicht. Offensichtlich ein Freund von Frau Ilander. Sonst nichts. Die Besitzerin des Cafés hat ihn nicht gesehen.«
    »Sie hat den Mann nicht gesehen, der sie mitten in der Nacht geweckt hat?«
    »Jaana Ilander hat die Tür geöffnet. Und am nächsten Tag hat sich der Mann nicht gezeigt. Entweder hat er großes Glück gehabt oder sich bewusst nicht sehen lassen. Vielleicht auch beides. In der Nacht war er außer Kontrolle und hatte Glück. Am nächsten Tag, als er wieder Herr seiner Sinne war, hat er darauf geachtet, nicht gesehen zu werden.«
    Ketola sah ihn lange an, mit diesen wachen, stechenden Augen, denen Joentaa seit seinem ersten Arbeitstag ausgewichen war. »Möglicherweise hat dieser Mann mit dem Mord gar nichts zu tun«, sagte Ketola nach einer Weile.
    »Ich bin sicher, dass es der Täter ist«, entgegnete Joentaa.
    Ketola fixierte ihn mit einem Blick, den er schwer deuten konnte. »Und diese Frau will sonst nichts wissen«, sagte er nach einer Weile.
    Joentaa nickte.
    »Da kotze ich drauf!« Ketola löste sich von der Wand und ging, vermutlich um selbst mit der Frau zu sprechen.
    Joentaa blieb unentschlossen stehen und spürte, wie er dem Anblick der toten Frau auf dem Bett auswich.
    »Weißt du eigentlich, dass Ketola ziemlich viel von dir hält?«, sagte Niemi.
    »Hm?« Joentaa war perplex. Er wollte etwas entgegnen, aber aus dem Wohnzimmer kam einer der Spurensicherer. »Ein Foto fehlt«, sagte er.
    »Was?«, fragte Joentaa, noch immer verblüfft über Niemis Äußerung.
    »In den Umschlägen waren Negative der Fotos, die auf dem Boden gelegen haben, und eines dieser Negative ist nicht als Abzug vorhanden.«
    »Welches? Was ist darauf zu sehen?«
    »Eine Frau. Dieselbe, die auf allen anderen drauf ist, ich vermute, Jaana Ilander.«
    Joentaa nickte. »Ich möchte das Negativ sehen«, sagte er und ging schon Richtung Wohnzimmer. Niemi folgte ihm. Einer der Spurensicherer gab ihm das Negativ. Joentaa hielt es gegen das breite Fenster und sah braun und schwarz die Konturen einer Frau mit einem Fallschirm, die in die Kamera lachte.
    Jaana Ilander.
    Joentaa wusste es nicht sicher. Er hatte die tote Frau im Schlafzimmer nicht angesehen, er war ihrem Anblick ausgewichen, aber die junge Frau auf dem Foto musste Jaana Ilander sein.
    Es war ein sehr schönes Bild, und der Täter hatte es mitgenommen.
    Es gab natürlich andere Möglichkeiten. Es war denkbar, dass dieses Foto schon früher verloren gegangen war, es war denkbar, dass Jaana Ilander es irgendwann verschenkt hatte. Kimmo

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