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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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sehen können! Außerdem hatte er aus irgendeinem Grund vermutet, Finnen seien ständig betrunken. Von Milch?
    »Warum lachen Sie?«
    »Nichts weiter«, sagte Daniel. »Sie erinnern sich an die Fragen, die ich Ihnen gerade gestellt habe? Es ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich ein bisschen … verärgert bin.« Er betonte die letzten Worte, irgendwie würde er diesen finnischen Polizisten aus der Reserve locken, aber der Polizist nickte nur und schwieg. Dieses Schweigen begann Daniel auf die Nerven zu gehen, aber gerade als er neu ansetzen wollte, bekam er doch noch eine Antwort.
    »Ich verstehe, dass Sie sich wundern«, sagte der Polizist.
    Und schwieg.
    Wieder begann er, genau in dem Moment weiterzusprechen, in dem Daniel ihn dazu auffordern wollte. Er stellte seinerseits eine Frage, die Daniel verblüffte.
    »Haben Sie wirklich versprochen, sie zu besuchen?«
    »Was?«
    »Jaana Ilander.«
    »Was meinen Sie?«
    »Jaana Ilander hatte gehofft, dass Sie sie besuchen würden.«
    »Woher wollen Sie das wissen? Was soll das jetzt?«
    »Jaana Ilander muss Sie sehr gemocht haben. Ihr Foto steht an ihrem Bett.«
    »Was?«
    »Begreifen Sie eigentlich, warum Sie Ihnen die Wohnung hinterlassen hat?«
    Daniel schwieg.
    »Sie hat Sie gezwungen, das Versprechen einzulösen, das Sie gegeben haben.«
    »Ach ja?«
    »Sie haben ihr doch versprochen, nach Finnland zu kommen?«
    »Ich …«
    »Wieso sind Sie denn nicht gekommen, wenn Sie es versprochen hatten?«
    »Was soll das? Was wollen Sie eigentlich?! Warum mischen Sie sich in meine Angelegenheiten?!« Daniel war aufgestanden, er sah auf den Polizisten hinab, der seinem Blick auswich.
    »Was soll das alles?«, fragte Daniel.
    »Entschuldigung«, sagte der Polizist.
    »Haben Sie Jaana Ilander gekannt?«, fragte Daniel.
    Der Polizist schüttelte den Kopf.
    »Worin besteht dann Ihr Interesse? Warum machen Sie sich Gedanken über Jaana Ilander, warum interessiert es Sie, wie meine Beziehung zu ihr war?«
    Der Polizist schwieg lange.
    »Vor einiger Zeit ist meine Frau gestorben.«
    Was war das jetzt?
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Daniel zögernd.
    »Ich habe Sie doch vorhin nach dem Wetteransager gefragt …«
    »Ja?«
    »Sanna fand ihn lustig. Sie hat immer gelacht, wenn Sie ihn gesehen hat.«
    Daniel wartete darauf, endlich zu begreifen, was der Mann ihm sagen wollte.
    »Alles, was ich sehe, hat irgendwie mit Sanna zu tun. Es gibt immer eine … Gedankenverbindung. Verstehen Sie?«
    »Nicht ganz.«
    »Ich wollte, dass Sie hierherkommen. Ich wollte, dass Sie wissen, was passiert ist. Ich wollte, dass Sie sich der Situation stellen … es ist doch eine ähnliche Situation. Ein Mensch, den Sie gemocht haben, ist gestorben … ich wollte, dass Sie das … ich wollte, dass Sie nicht ausweichen.«
    Daniel nickte langsam. Er verstand. Irgendwie.
    Er hatte das Gefühl, darüber nachdenken zu müssen.
    »Als ich vorhin nach Hause kam, habe ich mich gefreut, dass Licht brannte«, sagte der Polizist. »Es ist schön, dass Sie hier sind.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Daniel. Er wusste selbst nicht, ob er das ironisch oder ernst meinte. Er sah das Glas mit Milch vor sich auf dem Tisch und spürte wieder den Impuls zu lachen, obwohl es nichts zu lachen gab.
    Er verschluckte das Lachen.
    »Erzählen Sie mir von Jaana Ilander«, sagte der Polizist.
    Jetzt musste Daniel doch lachen. Warum eigentlich?
    »Warum lachen Sie?«, fragte der Polizist.
    Daniel Krohn nahm das Glas, trank die Milch in einem Zug aus und bat den Polizisten nachzuschenken.
    Zeit gewinnen, dachte Daniel.
    Der Polizist stand auf, nahm die Milchtüte aus dem Kühlschrank und schenkte nach. Dann setzte er sich und sah Daniel an, geduldig, er wartete, er hatte schließlich eine Frage gestellt und noch keine Antwort erhalten. Daniel hatte den Eindruck, der Polizist würde, wenn nötig, ewig auf diese Antwort warten.
    »Ich weiß nicht, warum ich lache«, sagte Daniel. »Manchmal lache ich einfach so. Ist Ihnen das noch nie passiert?«
    »Doch, natürlich«, sagte der Polizist.
    Natürlich. Der Mann wusste offensichtlich auf jede Frage die einfachste Antwort.
    »Wenn überhaupt, lache ich über mich selbst«, sagte Daniel. »Mit Sicherheit nicht über Sie, keine Angst, obwohl ich es irgendwie lächerlich finde, zum Abendessen Milch zu trinken.«
    »Was ist daran lächerlich?«, fragte der Polizist, und Daniel dachte, dass dieser Mann es schaffen würde, ja, dieser Mann würde ihn in den Wahnsinn treiben.
    »Vergessen

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