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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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sagte Ketola. »Kleine Schwäche, wie sie immer mal vorkommt im Leben.«
    Ketola wandte sich wieder der Akte zu.

4
    Nurmela verstand es, in vielen Sätzen wenig zu sagen, aber dieses Mal gab sich sein Publikum nicht zufrieden.
    Joentaa stand am Rand des Raumes und verfolgte mit wachsender Anspannung das Frage-Antwort-Spiel. Die Fragen der Journalisten wurden zusehends schärfer und ungeduldiger, und irgendwann geriet Nurmela, der sonst so wortgewandte Nurmela, ins Stottern. »Nein, wir sind auf einem guten Weg … sicher gehen wir Hinweisen nach, die wir aus Gründen, die Sie verstehen werden … Sie werden verstehen, dass ich … es kann alles sehr schnell gehen, sollten einer oder mehrere Hinweise … Sie müssen doch begreifen, dass wir letztlich noch am Anfang stehen …« Nurmela wischte sich mit einem Taschentuch die Stirn. Ketola saß reglos neben ihm und fixierte die Pressevertreter mit diesem stechenden Blick, dem Joentaa nie hatte standhalten können.
    Den Journalisten schien es nicht schwerzufallen.
    Nurmela bemühte sich, die Pressekonferenz mit beschwichtigenden Floskeln zu Ende zu bringen, als Ketola neben ihm lospolterte. Nurmela zuckte zusammen, und der Journalist, der gerade eine Frage formuliert hatte, hielt verdutzt mit offenem Mund inne.
    »Was glauben Sie, wer Sie sind?!«, schrie Ketola. »Meinen Sie, wir haben unseren Spaß daran, dass Menschen sterben? Meinen Sie, wir sitzen den lieben langen Tag nur rum und amüsieren uns über die Scheiße, die passiert?! Meinen Sie, Sie haben die Weisheit gefressen, weil Sie irgendeinen Dreck in Ihre Blätter kritzeln dürfen?« Ketola hatte sich erhoben und stand über den Tisch gebeugt wie über ein Rednerpult.
    Nurmela saß wie erstarrt, und auch die Medienvertreter waren zumindest für einige Sekunden sprachlos. Bevor sie Gelegenheit hatten, sich zu sammeln, ging Ketola zielstrebig Richtung Ausgang. Joentaa löste sich von der Wand, als sein Vorgesetzter auf ihn zukam, aber der schien ihn gar nicht wahrzunehmen. »Drecksäcke«, murmelte er vor sich hin und schlug die Tür hinter sich zu.
    Nurmela hatte das Wort ergriffen und versuchte, die Situation mit beschwichtigenden Worten zu überspielen. Man solle doch Verständnis haben, dass im Moment die Nerven aller Mitarbeiter … ein wenig angespannt seien. Einige Journalisten lachten, andere waren schon auf dem Weg nach draußen, vermutlich um ihre Redaktionen über den Eklat zu informieren.
    Joentaa ging nach oben ins Büro. Ketola war nicht da. Er spielte kurz mit dem Gedanken, ihn zu suchen, verwarf die Idee aber schnell. Er war erleichtert, dass Ketola nicht da war.
    Er zog das Telefon heran und wählte die erste Nummer auf einer Liste, die Ketola ihm vor der Pressekonferenz gegeben hatte. Freunde, Bekannte und Verwandte von Jaana Ilander. Ganz oben auf der Liste stand der Name Kati Itkonen. In Klammern hatte Ketola in seiner krakeligen Handschrift noch etwas dazugeschrieben, das Joentaa mit Mühe entzifferte: beste Freundin der Toten.
    Er wählte. Während er wartete, kam ihm der Gedanke, dass die Frau möglicherweise noch gar nicht wusste, was passiert war. Der Gedanke verschwand augenblicklich, als er die verweinte Stimme am anderen Ende der Leitung hörte.
    Er stellte sich vor. Kimmo Joentaa, Polizist. »Spreche ich mit Kati Itkonen?«
    »Ja.«
    »Ich gehöre zu dem Ermittlungsteam, das den Mord an Jaana Ilander aufklären soll, und möchte Ihnen einige Fragen stellen. Wäre das möglich?«
    »Natürlich. Moment.«
    Er hörte, dass sie sich die Nase putzte. Als sie zurückkehrte, sprach sie laut und klar, um Normalität bemüht.
    »Was möchten Sie wissen?«, fragte sie.
    »Wir haben einen Hinweis auf einen jungen Mann … einen Freund von Frau Ilander, den sie wohl erst seit Kurzem gekannt hat …«
    »Kann ich mir kaum vorstellen. Obwohl …«
    »Ja?«
    »Ich weiß nichts von einem Freund, aber Jaana hat ohnehin nie viel erzählt. Sie war … eine sehr gute Zuhörerin, sie konnte einem die geheimsten Geheimnisse entlocken, aber von ihren eigenen Problemen war nie die Rede … vielleicht hatte sie einfach keine.«
    Er hörte, wie sie tief durchatmete.
    »Sie wissen also nichts von einem Mann, den sie vor Kurzem kennengelernt haben könnte.«
    »Nein, absolut nicht … es wird wohl kaum dieser …«
    »Ja?«
    »Das ist schon ein bisschen her. Wir waren schwimmen. Sie hat einen jungen Mann angesprochen, der irgendwie … komisch war. Er saß auf einer Bank und hat minutenlang unbeweglich aufs

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