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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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Lauras Schwester, weil Kerttu sehr gut spielen kann und bestimmt hört, wenn ein Klavier nicht richtig klingt …«
    »Und dieser Mann … der hat dir das Lied beigebracht?«
    »Ja … er wollte sich eigentlich nur das Klavier ansehen, aber dann hat er mir beigebracht zu spielen, er war nicht so ungeduldig wie …« Anna sah verlegen ihre Mutter an.
    »Sprich weiter, Anna«, sagte Raija Ojaranta.
    »… er hat so lange Geduld gehabt, bis ich die Melodie spielen konnte, und er hat sich sehr darüber gefreut, glaube ich … obwohl er wenig geredet hat …«
    »Und dieser Mann … der ist dann wieder gegangen?«
    Anna nickte. »Tante Laura hat gesagt, dass er am nächsten Tag kommen würde, um das Klavier zu stimmen.«
    »Aber du warst am nächsten Tag nicht da?«
    »Nein, da war ja Mama aus dem Urlaub zurück …«
    Ketola nickte. Er stand auf und tätschelte leicht Annas Kopf, eine Bewegung, die Joentaa auffiel, weil sie nicht zu Ketola passte. Aber an diesem Tag passte vieles, was Ketola tat, nicht zu dem Bild, das Joentaa von ihm hatte.
    Ketola stand schon im Mantel an der Tür. »Kimmo«, sagte er nur.
    Joentaa erhob sich vom Boden. Ihm war schwindlig, er ging auf schwachen Beinen und dachte, dass er sich bei Anna entschuldigen musste, später.
    Ketola fuhr. Joentaa saß neben ihm, sah durch die Windschutzscheibe auf die grelle Schneelandschaft und spürte, wie langsam die Kraft zurückkam. Es war nicht zu Ende. In gewisser Weise fing alles jetzt erst an.
    »Wie heißt der Mann?«, fragte Ketola.
    Joentaa versuchte, sich den Namen in Erinnerung zu rufen. Es war ein ungewöhnlicher Name gewesen. »Lehmus … Vesa Lehmus.«
    »Wie ist er? Wie muss ich mir den Mann vorstellen?«
    »Still. Schmal, unauffällig. Freundlich …«
    Ketola nickte. »Er kennt Sie«, sagte er. »Am besten wird sein, wenn wir den Wagen ein Stück weiter wegparken und nur ich gehe. Er wird gar nicht die Zeit haben zu begreifen, was passiert. Was genau macht der Mann im Handwerksmuseum?«
    »Ein bisschen alles, glaube ich. Die schwedische Reisegruppe hat er durch die Häuser geführt. Er weiß wohl sehr viel über die Häuser, die Frau an der Kasse hat beeindruckt von seinem Wissen gesprochen.«
    »Und als Sie da waren, hat er Klavier gespielt?«
    Joentaa nickte. »Im Café steht ein Klavier. Er hat gespielt. Ich habe ihn … beneidet, weil er so gut spielen konnte … Anna hat ständig diese Melodie gespielt … ich hätte den Mord an Jaana Ilander verhindern können, wenn ich früher auf diese Melodie gekommen wäre …«
    Ketola schwieg.
    »Ich dachte die ganze Zeit, dass ich die Melodie als Kind gekannt habe, aber das stimmte nicht. Ich habe gewusst, dass ich sie kenne, aber irgendwie habe ich sie falsch eingeordnet …«
    »Wie wäre es, wenn Sie das Ganze einfach mal anders sehen, Kimmo«, sagte Ketola. Joentaa spürte seinen Blick. »Es ist doch bemerkenswert, dass Sie diese Melodie überhaupt erkannt haben.«
    Joentaa schwieg und erinnerte sich plötzlich daran, dass der Mann, Vesa Lehmus, ganz schwarz gewesen war, einfarbig, wie der Mann, den Kati Itkonen am Strand gesehen hatte … warum war ihm das nicht bewusst geworden?
    Er sah hinüber zu Ketola, der sehr schnell fuhr, aber vollkommen kontrolliert wirkte. Ketola war so ruhig. So selbstsicher. Vielleicht hing es mit seinem Sohn zusammen, vielleicht ging es ihm besser. Joentaa hoffte es.
    Ketola parkte den Wagen am Flussufer und stieg aus. »Bis gleich«, sagte er nur, aber Joentaa spürte seine unterschwellige Aufregung. Joentaa sah ihm nach, sah, wie Ketola zielstrebig, in seinem kantigen Laufstil, auf die alten Holzhäuser des Freilichtmuseums zuging. Joentaa hatte erwartet, dass Ketola Verstärkung anfordern würde, aber vielleicht war es so besser. Ketola würde Vesa Lehmus überraschen. Er konnte sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass dieser stille, etwas lethargisch wirkende Mann überhaupt den Versuch unternehmen würde zu fliehen. Er hatte sich allerdings auch nicht vorstellen können, dass Lehmus der Täter war … obwohl er den Mann, den sie suchten, in seinen Gedanken ganz ähnlich gesehen hatte … still, unauffällig … wieso hatte er nie an Vesa Lehmus gedacht?
    Er sah, wie Ketola mit der Frau im Kassenhäuschen sprach. Er sah, dass sie erst den Kopf schüttelte, dann mit den Schultern zuckte, als begreife sie irgendetwas nicht.
    Joentaa wollte wissen, was die Frau sagte. Er wollte aussteigen, aber er zwang sich zur Ruhe und blieb sitzen. Ketola würde die Sache

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