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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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seiner Aktentasche und öffnete ihn auf der Seite mit dem Bild von Curtis Carl Winston, achtundfünfzig Jahre alt. Somit war er achtzehn Jahre alt gewesen, als die Scrivers verschwunden waren.
     
    Cardinal verbrachte den ganzen nächsten Morgen mit Internetrecherchen und am Telefon. Die Zentralstelle des Standesamts bestätigte, dass ein Curtis Carl Winston aus Temiskaming, Ontario, tatsächlich am 5. Juni 1970 im Alter von achtzehn Jahren gestorben war. Auf dem Faksimile war als Todesursache Leukämie angegeben. Der Totenschein war drei Monate nach dem Tod des Jungen ausgestellt worden.
    Cardinal rief Jerry Commanda bei der Provinzpolizei Ontario an. »Jerry, es gibt eine Firma in Toronto, nennt sich DeepTec, die in den Großen Seen eine Menge Bergungsarbeiten übernehmen. Die haben ein neues Gerät, Seitensichtsonar, das wir brauchen und das unser Budget sprengen würde. Könntet ihr das irgendwie machen?«
    »Wieso? Hat dir Chouinard den Fall Scriver aufgehalst?«
    »Hat er tatsächlich.«
    »Mann, das sollte nur ein Scherz sein.«
    »Es gibt eine Verbindung zu den Bastov-Morden, und falls das Boot der Scrivers auf dem Grund des Trout Lake liegt, könnte dieses Sonargerät es vielleicht orten.«
    »John, der See ist zugefroren.«
    »Scriver war langjähriger Mitarbeiter beim Umweltschutz. Ich denke, die wären bereit, uns zu helfen.«
    »Also, du brauchst keine Privatfirma«, sagte Jerry, »das Präsidium in Orillia hat sich im Sommer selbst so ’n Ding zugelegt. Wenn es nicht gerade anderweitig in Gebrauch ist, sollte ich es euch noch heute besorgen können.«
    Bei der Army lief es nicht ganz so glatt. Cardinal musste lange herumtelefonieren, bis er im Archiv endlich jemanden aus Fleisch und Blut in der Leitung hatte, der seine wenigen Fragen beantworten konnte. War bei ihnen ein Soldat namens Curtis Carl Winston in den Akten zu finden?
Ja.
Wann war er eingerückt?
Am
15
. September
1970
. Mobiles Kommando, Petawawa, bis
1972
, als er den Rang eines Corporals bekleidete. Im Rahmen einer Joint Task Force, den Northern Rangers, nahm er an einem kurzen Ausbildungsprogramm bei den
US
-amerikanischen Army Rangers teil. Die Rangers waren eine Eliteeinheit, die sich auf Überlebenstraining, Sabotage und Kampfeinsatz unter erschwerten Bedingungen spezialisierte, inzwischen aufgelöst.
1974
entlassen.
    »Danke«, sagte Cardinal zu der weiblichen Zivilangestellten, die all das für ihn ausgegraben hatte. Sie klang jugendlich, und Cardinal hatte das Bild einer jungen Frau mit Laptop, iPod und Starbucks-Henkelbecher auf dem Schreibtisch vor Augen. Außerdem klang sie intelligent. Er erklärte ihr, er hätte noch eine Frage.
    »Ich höre, Sir.«
    »Ich müsste in Erfahrung bringen, was für eine Seitenwaffe sie damals getragen haben.«
    »Bei der Mobilen Einsatztruppe?«
    »Und der Joint Task Force.«
    Am anderen Ende herrschte kurzes Schweigen.
    »Ein bisschen viel verlangt, nehme ich an«, sagte Cardinal.
    »Nein, Sir. Ich überlege nur, wie ich das am besten recherchiere. Wissen Sie was? Das ist nicht meine Abteilung, aber das könnte gut und gerne unter Logistik und Bewaffnung oder wie sie das damals genannt haben, zu finden sein. Ich will mal sehen, ob ich da etwas finden kann – aber vermutlich geht es schneller übers Internet. Können Sie einen Moment dranbleiben?«
     
    »Das ist genau der Punkt, den ich nicht verstehe«, sagte Delorme. Sie musste die Stimme erheben, um den Motor des Eisbrechers zu übertönen. »Ich verstehe nicht, wieso du überhaupt bei der Army angefragt hast. Wie bist du denn darauf gekommen, beim Militär zu recherchieren?«
    Sie pflügten sich langsam durch das Eis rund um die Insel, auf der die Scrivers ihren letzten Sommer verbracht hatten. Ein Taucher von der Provinzpolizei saß wie ein Astronaut in einem Gewirr aus Schläuchen, den Helm auf dem Schoß, schweigend neben ihnen.
    Die Sonne blitzte auf der verschneiten Oberfläche des Sees, so dass ihnen die Augen tränten.
    »Es war ein Zufallstreffer«, sagte Delorme. »Gib’s zu. Du hast geraten und einen Glückstreffer gelandet.«
    »Es war Mendelsohns Idee«, sagte Cardinal. »Ich hab einen Eintrag in seinem Notizbuch gelesen: Waffen beim kanadischen Militär überprüfen, und ich hab eine Weile gebraucht, bis ich kapiert hab, was er damit meinte. Er hatte zwei Fälle mit Enthauptungen, bei denen auch eine Schusswaffe im Spiel war. Und in beiden Fällen handelte es sich um eine Browning HP . Nicht dieselbe Waffe, aber dasselbe

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