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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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sein.«
    Cardinal zog ein Foto aus der Akte vor ihm. »Das hab ich aus dem Militärarchiv. Curtis Winstons Foto bei Eintritt in die Armee.« Er reichte es dem Chief und griff in seine Aktentasche, um ein Buch herauszuziehen. »Chippewa Highschool-Jahrbuch 1969. Sehen Sie sich Martin Scrivers Bild an. Das wurde ungefähr ein Jahr früher aufgenommen.«
    »Fantastisch«, sagte Kendall. »Das ist ausgezeichnete Arbeit.«
    »Martin Scriver hatte ein paar Probleme mit Gewalt – hat zum Beispiel einen Hockey-Schiedsrichter krankenhausreif geschlagen. Ich schätze, er ist gegenüber seinen Eltern ausgerastet, möglicherweise sogar aus einem trivialen Grund, und dann hat er mit der Axt um sich geschlagen. Wir haben zwei Fälle in den Staaten, bei denen ein Paar und ihr Kind ermordet wurden. Und die Bastovs wären der dritte Fall gewesen, hätte nicht der Sohn den Flug absagen müssen. Auf irgendeine abgedrehte Weise könnte er das Verbrechen immer wieder nachgespielt haben.«
    »Wieso sollte er das tun?«
    »Ich behaupte ja nicht, dass es dafür vernünftige Gründe gibt. Vielleicht, damit es so aussieht, dass noch andere Mörder da draußen herumlaufen, Mörder, die Paare und ihre Kinder töten und sie verstümmeln. Eine völlig verdrehte Art und Weise, zu suggerieren, dass er seine Eltern nicht ermordet hat, sondern dass es umherziehende Fremde waren.«
    »Er ermordet Menschen, um seine Unschuld zu beweisen? Bis heute wusste niemand mit Sicherheit, dass die Scrivers überhaupt ermordet worden sind.«
    »Er schon. Er hat wohl versucht, sich selbst davon zu überzeugen.«
    Chouinard nickte Jerry Commanda zu. »Der See gehört zum Territorium der OPP . Werdet ihr uns da ausbooten?«
    »Auf gar keinen Fall, Sir. Scriver ist eine gemeinsame Operation, von Anfang an. So soll es auch bleiben. Außerdem hängt das jetzt eng mit dem Fall Bastov zusammen.«
    »Ich nehme an, das stammt aus Ihrer Asservatenkammer?« Chouinard zeigte auf die Ablagebox auf dem Tisch vor Jerry.
    Jerry tippte mit einem Zeigefinger auf den Deckel. »Martin Scrivers Sachen aus dem Cottage. Er hat damals alles zurückgelassen, sogar seine Brieftasche – wahrscheinlich, damit es so aussah, als sei er ein Opfer. Wir haben eine Zahnbürste und eine Haarbürste mit ein paar Haaren darin, könnte sich für die DNA -Analyse als nützlich erweisen. Die wird in Orillia im Labor gemacht. Wir haben außerdem Abdrücke, die damals vom Cottage und von seiner Brieftasche genommen wurden.«
    »Ich liebe das«, sagte Chouinard und drehte sich zu Chief Kendall um. »Lieben Sie das nicht auch?«
    »Ich werde es mehr lieben, wenn wir jemanden hinter Gittern haben.«

[home]
    36
    C ardinal hatte für Partys und Feste nicht viel übrig, doch Polizeiarbeit lief selten so gut wie an diesem Tag, und so war er, als an diesem Abend Donna mit einer Flasche Champagner in einer Hand und ihrem Notizbuch in der anderen vorbeikam, für seine Verhältnisse geradezu überschwenglich.
    Sie stießen miteinander an, und er saß im Sessel, sie auf dem Sofaende, den Stift in der Hand. Sie hätte gerne ein Aufnahmegerät benutzt, legte jedoch keinen Protest ein, als er sich weigerte. »Dass ich Steno beherrsche«, sagte sie, »ist etwas in meinem Leben, auf das ich stolz sein kann.«
    Cardinal berichtete ihr von den Ereignissen des Tages, angefangen mit seiner Suche in der uralten Scriver-Akte. »Ist schon irgendwie erstaunlich«, sagte er. »Wenn man sich richtig reinkniet, ist eine gute Akte der beste Freund und Helfer des Polizisten. Routinemäßige Befragung vor vierzig Jahren, aber der Mann, der das Interview führt, notiert sauber und ordentlich den Namen dazu. Ganz und gar nebensächliche Angelegenheit – der
Bruder
der Freundin des Sohnes, das muss man sich mal reinziehen, nebensächlicher geht es wohl kaum –, und das springt mir vierzig Jahre später ins Auge!«
    »Aber du hast überhaupt die Möglichkeit gewittert, dass es eine Verbindung gibt«, sagte Donna. »Man kann’s mit der Bescheidenheit auch übertreiben.«
    Cardinal zuckte die Achseln. »Bei dem Namen Winston hat es irgendwie geklingelt, weiter nichts.« Er richtete sich auf und hob die Champagnerflasche aus dem Eiskübel, um ihr Glas zu füllen. »Champagner mitten in der Woche. Ich fass es nicht, wie dekadent ich bin.«
    Der Alkohol machte ihn an diesem Abend, anders als sonst, beschwingt. Vielleicht hatte es aber auch mit dieser überaus attraktiven Frau und ihren ernsten grauen Augen zu tun. Er erzählte ihr von

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