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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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wegen Nötigung anzuzeigen. Habt ihr da draußen euren Spaß?«
    »Allerdings. Das hier steht morgen in der Zeitung.«
    »Klar, aber positiv?«
    Cardinal beendete das Gespräch abrupt und sah auf den Videomonitor, auf dem das gesunkene Boot immer näher kam.
    »Können wir sicher sein, dass es die Scrivers sind?«, fragte Delorme.
    »Vier Meter langes Aluminium. Evinrude fünfunddreißig am Heck«, sagte Cardinal. Er bat den Techniker, dem Taucher auszurichten, näher an den Motor heranzuschwimmen. Ein paar Sekunden später wechselte das Bild, und der Motor nahm den ganzen Monitor ein. Kälte und Tiefe sorgten zusammen für eine ausgezeichnete Konservierung, und die Buchstaben waren auch nach vierzig Jahren noch gut zu erkennen.
Evinrude 35
.
    Als der Taucher sich wieder dem Boot zuwandte, hörte Cardinal, wie Delorme nach Luft schnappte, während im selben Moment sein eigener Puls sprunghaft anstieg.
    »Es sind nur zwei Leichen«, sagte Cardinal. »Bitten Sie ihn, nah an die Gesichter ranzugehen.«
    Der Steuermann brauchte mit seiner Antwort einen Moment. »Er sagt, sie haben keine Gesichter.« Das Bild, das sich langsam über den Monitor bewegte, bestätigte seine Worte. »Sie haben nicht mal Köpfe.«
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, sagte Cardinal, »hat das in diesem Fall nichts mit der üblichen Exartikulation zu tun, die man oft bei Ertrinkungsopfern antrifft.«
    Der Techniker schüttelte den Kopf. »Zu tief. Zu kalt. Außerdem hätten sich zuerst die Füße gelöst, dann die Hände, und wie Sie sehen, sind die Extremitäten noch intakt. Vielleicht abzüglich ein, zwei Finger.«
    »Vierzig Jahre«, sagte Delorme. »Unglaublich.«
    Kein Laut außer dem Knirschen von Eis an ihrem Bug. Gut hundert Meter tiefer war das Wasser vollkommen klar. Das Zoom-Objektiv ruckelte ganz nah heran und schwenkte von einem Detail zum nächsten: ein gezacktes Loch im Rumpf, dann ein zweites. Das Licht des Tauchers blitzte an den Aluminiumkanten auf. Dann ein dritter Schlitz.
    »Sieh sich das einer an«, sagte Cardinal. »Da steckt die Axt noch drin.«
    Das Bild schwenkte zu den Leichen zurück und erfasste in einer Detailaufnahme weiße Nackenwirbel.
     
    Im Besprechungszimmer mischte sich der Duft von frischem Kaffee mit dem von Gebäck. Das gesamte Kripopersonal war versammelt, und Chouinard war so aus dem Häuschen, dass er sogar Police Chief R. J. Kendall eingeladen hatte, an der Nachbesprechung teilzunehmen. Die Stimmung war feierlich und siegesbewusst.
    »Ich komm nicht ganz mit«, sagte Chouinard eindringlich, nicht verärgert. »Wer ist noch mal an Leukämie gestorben?«
    »Curtis Carl Winston. Der achtzehnjährige Bruder von Martin Scrivers Freundin. Hatte in seinem ganzen Leben nichts Verdächtiges getan, bis er in die Army ging – was auch nicht weiter verdächtig war, wäre er da nicht schon tot gewesen.«
    »Dann gehen wir also davon aus, dass Martin Scriver seine Eltern umgebracht und sich aus dem Staub gemacht hat? Er wurde unter falschem Namen Soldat?«
    »Damals gehörte dazu nicht mehr als der Name eines etwa gleichaltrigen Toten. Er verbringt ein paar Jahre beim Militär, den Northern Rangers – wo er sich, nebenbei gesagt, bestens mit der Browning HP .9 Milimeter vertraut macht, ihrer offiziellen Seitenwaffe zu der Zeit.«
    »Und er behält seitdem den Namen bei?«
    »Wahrscheinlich hatte er keine Veranlassung, ihn zu ändern. Niemand suchte nach einem Curt Winston, und es ist schließlich kein so seltener Name, dass es nicht mehr als eine Person geben könnte, die so heißt. Außerdem ist er schon bald nach seiner Entlassung in die Staaten gezogen. Das FBI New York zieht für uns alle Register, um mehr herauszubekommen. Sie haben Winston schon mit mehreren Geschäftsunternehmungen – bis in die siebziger Jahre – zurückverfolgt, Gerbereien, Pelzfarmen, immer irgendetwas aus dem Bereich der Pelzbranche. Lange Zeit hat er in der Nähe von Seattle gewohnt, und dann wieder nördlich von New York – beides Pelzhandelszentren. Wir haben eine Liste von Leuten aus unserer Gegend zusammengestellt, die seit Jahrzehnten in dem Gewerbe tätig sind, und morgen fangen wir an, sie zu befragen.«
    »Moment mal.« Chief Kendall hob die Hand, als wollte er den entgegenkommenden Verkehr aufhalten. »Nur weil die Leiche des Jungen nicht bei seinen Eltern gefunden wurde, ist er noch lange kein Mörder. Seine Leiche könnte weggetrieben worden sein. Er könnte entführt oder auch woanders getötet worden

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