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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Dann legte er ihr kameradschaftlich einen Arm um die Schultern. Sie saßen gegenüber dem Kommodenspiegel. »Du siehst heute so hübsch aus. Hast du was mit deinem Haar gemacht?«
    Sie drückte sich den Krauskopf flach. »Mein blödes Kraushaar.«
    »Schönes Kraushaar. Das Haar strotzt vor Leben, Mädchen, genauso wie du.«
    Sie erwiderte seinen Blick im Spiegel und lächelte.
    »Ich kann dir nicht sagen, wie stolz ich bin«, sagte er, »wie dankbar ich bin, dass du deine Schönheit und dein Leben mit mir geteilt hast. Ich weiß, dass ich das nicht verdiene.«
    »Aber du tust doch alles. Du kümmerst dich um jeden.«
    »Wie’s in letzter Zeit aussieht, nicht immer so gut.«
    »Jack ist einfach nur durchgeknallt. Du kannst nichts dafür.«
    »Ich hatte gehofft, einen besseren Einfluss zu haben.«
    »Das hast du doch auch, Papa. Das hast du wirklich. Du sagst ja selbst, dass er wahrscheinlich zurückkommt.«
    »Meinst du?«
    Sie nickte.
    »Du bist ein feiner Mensch, Nikki the Kid. Bist du wirklich, und ich bin richtig stolz auf dich.«
    Nikki ging das Herz über, und sie wollte ihm etwas geben. Sex war das Einzige, was sie zu bieten hatte, und sie hätte ihm wirklich gerne gezeigt, was sie in dieser Hinsicht konnte. Doch Papa wollte keinen Sex mit ihr.
    »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Nikki.«
    »Klar, was du willst.«
    »Wir haben schon mal darüber gesprochen. Es ist etwas für die Familie. Es sollte Lemurs Aufgabe sein, aber Lemur ist nicht mehr bei uns.«
    »Worum geht es?«
    »Na ja, es ist schwer, und es ist äußerst wichtig, und es muss unbedingt sein. Und um ganz ehrlich zu sein, Nikki …« Er sah sie mit diesen ehrlichen blauen Augen an, und sein Blick trübte sich vor Sorge. »Um ehrlich zu sein, ich bin nicht hundertprozentig sicher, dass du schon so weit bist.«
     
    Delorme versuchte es noch einmal mit ihrem Handy. Sie bekam ein Knistern und Rauschen und sonst nichts. Cardinal hatte versucht, ihr etwas zu sagen. Etwas, das der Mann, der nebenan schlief, nicht hören sollte.
Geh raus,
hatte er gesagt.
    Sie stand wieder auf und stützte sich an der Wand ab, während sie darauf wartete, dass die Schmerzen nachließen. Das geschah zwar nicht, doch sie hopste trotzdem lautlos ins andere Zimmer.
    Der Mann hatte sich auf die rechte Seite gedreht und den Mund geöffnet, doch er hatte aufgehört zu schnarchen. In der Linken hielt er eine Automatik. Nun ja, man konnte eine Automatik dabeihaben, für den Fall, dass man ein Tier nur verwundet hatte und ihm den Gnadenschuss geben wollte, sagte sich Delorme. Nicht gerade eine Sportwaffe, aber möglich. Sie stützte sich am Türrahmen ab und hüpfte nach vorn, was lauter war als geplant.
    Der Mann bewegte sich, wachte aber nicht auf.
    Noch ein Hopser. Delorme fiel beinahe hin und stützte sich mit den Fingerspitzen am Kopfende des Feldbetts ab. Sie hielt den Atem an. Der Mann rührte sich nicht. Ohne das Kopfende loszulassen, beugte sie sich über das Bett, um das Fabrikat der Waffe erkennen zu können. Es ähnelte wie ein Ei dem anderen der Waffe am Geldautomaten, doch sie musste ganz genau hinschauen, um den Herstellernamen zu erkennen: Browning Hi-Power.
    Der Mann öffnete die Augen. »Haben Sie ein Problem?«
    »Ich wollte nur nachsehen, ob Sie wach sind. Wollen Sie auch einen Tee?«
    »Dachte, Sie hätten sich das Bein gebrochen.«
    »Ich habe Durst. Ich koche Tee.«
    »Sie sehen aus, als hätten Sie Schmerzen. Vielleicht legen Sie sich besser wieder hin.«
    »Geht schon.«
    »Hier ist eine Menge Platz.« Er klopfte mit der Waffe auf seine Koje.
    »Ich glaube nicht.«
    »Haben Sie sich nicht so. Schauen wir mal, ob wir was für das Bein tun können.«
    »Wollen Sie nun Tee oder nicht?«
    »Tee, na klar. Wieso nicht? Wo ist Ihr Partner denn hin?«
    »Er wollte nach dem Haus sehen«, sagte Delorme und bereute ihre Worte noch im selben Moment. Wünschte sich, sie hätte etwas gesagt, das auf seine baldige Rückkehr schließen ließ.
    »Falls er es findet, wird er sich wünschen, er hätte eine Armee dabei.«
    Delorme drehte sich um und machte einen Hopser zur Tür. Hinter ihr knarrte es, der Mann hatte sich aufgerichtet.
    Sie hüpfte, so schnell sie konnte, ins andere Zimmer, doch der Mann warf sich mit seinem vollen Gewicht auf sie, so dass sie mit Wucht zu Boden fiel und vor Schmerz einen Schrei ausstieß.
    Er zog fest an ihren Haaren. »Halt still.«
    Delorme drehte sich auf den Rücken und trat ihm mit dem unversehrten Bein ins Gesicht. Er wich

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