Eismord
Garantie auf Glück.«
»Bitte, wenn Sie wissen, wo diese Garantie ist zu finden, sagen Sie mir Bescheid. Ich werde mich von meinem Mann scheiden lassen und Sie heiraten.«
Cardinal lachte. Delorme schien wenig amüsiert.
Ms. Kuritsyn beugte sich noch ein wenig weiter vor und berührte Delorme am Handgelenk. »Sie sind nicht verheiratet, glaube ich, Ms. Delorme. Wollen Sie mir im Ernst sagen, Sie würden Heiratsantrag von einem reichen, gutaussehenden Mann abschlagen, nur weil Sie nicht verrückt nach ihm sind?«
»Kommen wir auf die Bastovs zurück, ja? Wer ist Anton Bastov?«
»Anton ist Levs Sohn aus früherer Ehe. Er ist vielleicht Anfang dreißig. War mal Einkäufer, jetzt ist er in Modebranche – Donna Karan, glaube ich. Netter Mann. Steht seinem Vater nah.«
»Gut, jetzt denken Sie bitte nach: Hatten die Bastovs Feinde? Sie haben eine Menge Geld verdient. Vielleicht dachte irgendjemand, dass sie es nicht verdienten. Vielleicht fühlte sich jemand betrogen.«
Wieder Achselzucken. »Ich habe gehört, dass Irenas Bruder nicht so wild auf Lev ist. Zuerst war er ganz und gar für die Heirat. Begeistert. Hat allen Leuten davon erzählt. Dann, weiß auch nicht, irgendein Geschäft geht daneben, so was in der Art, und … nicht mehr so glücklich. Das ich habe nur gehört – bin ihm nie begegnet.«
»Was ist mit Eifersucht? Vielleicht war jemand von romantischerem Schlag in Irena Bastov verliebt.«
Ms. Kuritsyn wandte sich an Cardinal, deutete aber leicht auf Delorme. »Sie ist gute Polizistin, oder?«
»Sie sollten nur die Frage beantworten«, sagte Cardinal mit ungerührter Miene. Dass Delorme sich mit einer anderen Frau in die Haare bekam, wurde ihm nur selten geboten, und er hatte seinen Spaß.
»Sie beide sehen sich außerhalb der Arbeit?«, fragte Ms. Kuritsyn.
»Bitte konzentrieren Sie sich auf die Frage«, antwortete Delorme.
»Ich glaube, ja.« Ms. Kuritsyn lehnte sich mit einem Lächeln zurück, als hätte sie sich gerade beim Poker gewonnen. »Ich habe Irena Bastov nicht wirklich gekannt. Ich habe mich nicht für Irena Bastov interessiert. Aber man hört das eine oder andere. Kann wahr sein, kann nicht wahr sein.«
»Wie, zum Beispiel, was?«
»Ein Buschpilot, kommt oft hierher. Ron Larivière. Jeder in diesem Geschäft kennt Ron. Er soll sie gevögelt haben. Wieso sehen Sie mich so an? Sie benutzen das Wort nicht? Meinetwegen. Sie sollen miteinander
geschlafen
haben«, sagte sie und betonte das Wort so, dass es lächerlich klang. »Gefällt Ihnen besser? Sie haben angeblich miteinander
geschlafen.
Falls stimmt, würde das, glaube ich, Lev verärgern. Wer weiß? Vielleicht war er verärgert, und jemand anders war wieder verärgert.«
»Aber wieso sollte er dann auch Irena umbringen?«
»In Ihrem Job müssen Sie Leute versuchen zu verstehen. Ist vielleicht nötig. Aber ich?« Ms. Kuritsyn schüttelte den Kopf. »Reine Zeitvergeudung.«
[home]
10
E s war bereits dunkel, als Cardinal und Delorme aus dem Pelzlagerhaus kamen. Das Thermometer war gefallen, es herrschte ein schneidend kalter Wind. Außer drei oder vier Pkw und einem roten Pick-up mit einem Aufkleber am Heck
I
♥
Country Music
war der Parkplatz verwaist.
»Lev Bastov ist schon eine Ewigkeit in diesem Metier«, sagte Cardinal. »Sein Mörder möglicherweise auch. Früher oder später werden wir mit ein paar richtigen Oldtimern reden müssen. Ein bisschen nach seiner Vergangenheit und den hiesigen Geschäftsleuten fragen.«
»Was hältst du von unserer russischen Agentin?«, fragte Delorme und schlug gegen die Kälte ihre Kapuze hoch.
»Ich glaube, sie mochte dich.«
»Das soll ja wohl ein Witz sein. Sie war ganz und gar feindselig, wenn du mich fragst.«
»Schon irgendwie komisch, Lise, du kannst dich mühelos in Männer hineinversetzen, aber bei Frauen hast du Probleme. Ich mein’s ernst, sie
mochte
dich.«
Delorme drehte sich zum Lagerhaus um, dann zu Cardinal. »Unmöglich. Sie hat einen Ehemann.«
»Und wieso berührt sie deine Hand und sagt dir, sie würde dich heiraten?«
Delorme schüttelte den Kopf. »Du liegst völlig daneben.«
»Wie du meinst. Kannst du einen Moment im Wagen warten?« Donna Vaughan winkte Cardinal von der anderen Seite des Parkplatzes zu. »Muss nur kurz mit jemandem reden.«
Die Reporterin stand, das Notizbuch gezückt, neben ihrem Fahrzeug. Sie hatte sich seit ihrer letzten Begegnung einen dickeren Parka gekauft.
»Kommen Sie oder gehen Sie gerade?«, fragte Cardinal.
»Ich
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