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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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einschüchtern, dass es keiner wagt, auch nur einen einzigen Pelz zu kaufen? Schon möglich, dass sie lediglich Opfer waren. Auch denkbar, dass sie im Auftrag der Mafia gehandelt haben und irgendjemandem auf die Füße getreten sind. Aber wer sonst würde Leuten den Kopf abschlagen und auf einem öffentlichen Landesteg aufspießen?«
    »Hieß es nicht mal, die russische Mafia würde gesetzestreu?«
    »Die einzige Treue, die diese Burschen kennen, ist die zum Geld; und sie gehen überallhin, wo Russen sind. Bankenwesen, Energie, Hockey, was weiß ich. Im Pelzhandel müssen Sie sich Marat Melnick merken – ein Don aus Brighton Beach, dem New Yorker Russenviertel, der an mindestens drei großen Modehäusern Anteile hält.«
    »Eines ist mir über die russische ehrenwerte Gesellschaft allerdings geläufig«, sagte Cardinal. »Die zögern keinen Moment, Journalisten umzulegen.«
    Donna nickte. »Nach dem letzten Stand der Dinge mindestens fünfzehn.«
    »Und das macht Ihnen keine Angst?«
    »Entsetzliche Angst. Falls ich diese Sache tatsächlich veröffentliche, dann höchstwahrscheinlich unter einem Pseudonym. Bis dahin suche ich, wie Ihnen sicher nicht entgangen ist, die Nähe von Polizisten.«
    Cardinal fragte sie, ob sie einen Kaffee oder ein Dessert haben wollte, und als sie verneinte, machte er dem Kellner Zeichen, dass er die Rechnung bringen sollte.
    Sie packte ihn am Handgelenk. Ihre Finger fühlten sich sehr warm an. »Warten Sie. Ich hab Ihnen hier ziemlich gute Informationen geliefert, jetzt sind Sie am Zug. Geben und Nehmen, so läuft das Spiel. Sie halten sich doch an
fair play,
oder? Übrigens geht das auf mich.« Sie zückte ihr Notizbuch und klickte ein paar Mal mit ihrem Kugelschreiber.
    »Ihnen ist schon klar, dass ich nicht über laufende Ermittlungen sprechen darf?«
    »Ja.«
    »Sie können das in keiner Zeitung oder Zeitschrift, keinem Buch oder Blog – einfach nirgendwo – verwenden, bis der Prozess vorbei ist, also erst, nachdem es öffentlich ist, klar?«
    »Selbstverständlich.« Sie hob zwei schlanke Finger. »Pfadfinderehrenwort.«
    »Na schön«, sagte Cardinal. »Wir haben gerade die Rückmeldung von der Abteilung für Werkzeugspuren in Toronto erhalten. Die Köpfe wurden mit einer Axt abgeschlagen.«
    Sie legte ihr Notizbuch auf den Tisch. »Ist das alles? Eine Axt? Nennen Sie das ein faires Geschäft? Junge, Sie spielen echt mit harten Bandagen.«
    »Und das Messer am Tatort? Davon haben Sie ja schon gehört. Aber das ist ein Bark River Upland, ein Messer zum Häuten von Großwild – solide, kein Klappmesser. Solche Klingen werden von Jägern oder Trappern benutzt.«
    »Jäger oder Trapper. Sehr cool.« Donna schrieb etwas in ihr Notizbuch. Cardinal war eigentlich gut darin, auf dem Kopf stehende Schrift zu lesen, doch diesmal musste er passen.
    »Wir halten das Fabrikat, Modell und den Typ streng geheim. Sollte das hier also in der Zeitung stehen, weiß ich, wer dafür verantwortlich zeichnet.«
    Sie schlug ihr Notizbuch zu. »Es gibt nur eine Möglichkeit, wie ich in die Nachrichten kommen könnte, Detective, und zwar, wenn ich ermordet würde.«

[home]
    11
    A ls Sam nach Hause kam, sah ihre Mutter vom Küchentisch auf. »Wo ist dein Parka?«
    »Eingerissen. Hat sich im Spind im Fitnesscenter verhakt.«
    »Bring ihn mir später, ich nähe ihn.«
    Sam nahm sich einen Teller und schöpfte ein wenig Lammeintopf darauf. Ihr Bruder Roger saß an einem kleinen Computertisch, den Rücken ihnen zugewandt und Stöpsel in beiden Ohren, ein Benehmen, das ihr Vater zur Essenszeit nicht geduldet hätte.
    »Roger, begrüß mal deine Schwester.«
    »Ach, lass ihn in Ruhe, du weißt, dass er dich nicht hören kann.« Sam goss sich ein Glas Magermilch ein und setzte sich auf einen Stuhl gegenüber ihrer Mutter. Sie probierte den Eintopf und zeigte darauf. »Phänomenal, Mom.«
    »Wieso kommst du so spät?«
    »Der Wagen ist nicht angesprungen. Ich musste den Bus nehmen und hab den um vier Uhr verpasst.«
    »Dieser Wagen ist den Ärger, den er macht, nicht wert.«
    »Nur dass der Bus eine Ewigkeit braucht und ich nicht weiß, wie ich mit dem Fahrrad nach Algonquin kommen soll, wenn es erst mal richtig geschneit hat.«
    Mrs. Doucette beugte sich vor und packte ihren Sohn am Oberarm. Er riss sich los. Sie packte ihn erneut, und er wirbelte herum. »Was ist! Hör auf zu nerven!«
    »Deine Schwester ist nach Hause gekommen, Roger. Du kannst wenigstens ihre Existenz zur Kenntnis nehmen.«
    »Ich nehme

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