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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Nikki?«
    Nikki zuckte die Achseln. »Schätze, ich sehe Musik. Ich weiß zwar, dass ich eine Stimme wie ein Frosch hab, aber ich hör die ganze Zeit im Kopf irgendwelche Songs. Also seh ich, na ja, so was wie ein Studio. Gibt es die dort, wo wir hingehen, im Norden?«
    Lemur setzte sich auf. »Falls nicht, bauen wir eben welche. Wir sehen im Internet nach, besorgen uns Bücher dazu.«
    »Es wird ein kombiniertes Studio sein, für Tonaufnahmen und für Fernsehen, so dass man die Videos machen kann, während man die Songs aufnimmt.«
    »Klar doch«, sagte Jack. »Diese Eskimos sind unglaubliche Sänger. Sind berühmt dafür. Hast du schon mal den Eskimo-Knabenchor gehört?«
    »Wir werden alle möglichen Leute in der Familie haben«, sagte Lemur. »Da sind ganz bestimmt auch Sänger dabei. Außerdem dauert das Chaos nur eine gewisse Zeit. Früher oder später werden die Schwarzen und die Muslime und all die anderen, weiß nicht, Unterdrückten, zu uns kommen, um das Ruder an sich zu reißen. Aber die haben natürlich keine Erfahrung darin – jedenfalls nicht darin, eine Zivilisation wie unsere hier zu regieren. Sie werden Hilfe brauchen, und sie werden zu uns kommen, weil wir wissen, wie’s funktioniert.«
    »Du plapperst Papa aber auch alles nach.«
    »Ergibt absolut Sinn, Jack. Wenn du nicht daran glaubst, frag ich mich, wieso du zur Familie gehörst?«
    »Ich seh das einfach nicht so eng, so eins zu eins, jedes Wort von Papa in Stein gemeißelt. Ich meine, ich hab immer noch einen eigenen Kopf, das wollte ich sagen.«
    Lemur kauerte sich in eine Ecke des Sofas und richtete den Blick erneut auf die Flammen. »Na, jedenfalls gibt es keinen vernünftigen Grund, wieso Nikki nicht in zehn Jahren CDs oder Videos aufnehmen sollte. Oder sie managt eine richtig coole Band. Wieso nicht?«
    Jack kniete sich vor den Kamin und stocherte so heftig in den Flammen, dass es auf dem Rost klirrte und dröhnte, während er sprach. Funken sprühten. »Um noch mal auf diese persönliche Wunschvorstellung von dir zurückzukommen, Lemur. Mich interessiert dieses Mädchen, das du da beschreibst, diese Sache mit der Seelenverwandtschaft und so. Fast zu schön, um wahr zu sein.«
    Manchmal schien es, wenn Jack sprach, als beträte irgendein bösartiges Wesen – nass, kalt und gestaltlos – mit ihm zusammen den Raum, um einfach nur dazusitzen und zuzuschauen. Als hätte er irgendeine außerirdische Kreatur in seiner Obhut, die von Wut und Tränen lebte. Auch wenn Jack in unbeschwertem Ton sprach, spürte Nikki diese hässliche Kreatur bei ihnen im Raum. Lauernd. Geifernd.
    Lemur hatte es offenbar nicht kapiert. »Ich hab es noch nie ausgesprochen. Nur weil wir hier so dasitzen und ins Feuer sehen, es kommt mir einfach so …«
    »Real vor?«, sagte Jack. Leder knirschte, als er es sich in seinem Sessel bequem machte. »Hat sie einen Namen, diese Prinzessin?«
    »Ist mir eigentlich egal, wie sie heißt. Aber wenn ich raten soll, würde ich sagen, sie sieht wie – keine Ahnung – vielleicht wie eine Jennifer aus? Oder eine Melissa?«
    »Ich hätte eher vermutet, dass du dich an ein Mädchen namens Jason oder Buck rankuschelst. So was in der Art.«
    »Sehr witzig.«
    »Hör zu, Klemmschwester, du eroberst nicht das Herz von irgendeiner Melissa. Einfache Erklärung: Melissas sind nicht mit Schwanz zu haben. Und du bist so durch und durch ein Schwanzlutscher, wie es nur einen geben kann, man muss nun mal der Wahrheit ins Auge sehen.«
    »Rede nicht so mit mir.« Lemur verschränkte die Arme vor der Brust. Er machte ein angespanntes Gesicht. »Wir beleidigen einander in dieser Familie nicht.«
    »Kein Grund, gleich auszuflippen. Deine Vorlieben sind deine Vorlieben. Ich sprech nur aus, was für jeden außer dir offensichtlich ist – dass du eine lupenreine, hundertprozentige Schwuchtel bist.«
    »Es geht um Lemurs Zukunft«, sagte Nikki. »Er kann sie sich vorstellen, wie er will.«
    »Die hässlichste Hure der Welt verteidigt den dämlichsten Arschrammler der Welt. Gott, wie bin ich eigentlich in diese Freakshow geraten? Soll ich dir was sagen, Lemur? Ich weiß den idealen Beruf für dich. Mach einen auf Priester.«
    »Halt einfach die Klappe«, sagte Lemur. »Ich bin nicht schwul.«
    »Ist das die Familie, mit der ich zusammenlebe?«
    Keiner von ihnen hatte Papa hereinkommen hören. Er stand, wie gewohnt die Hände hinter dem Rücken verschränkt, einfach nur da und musterte sie kritisch.
    »Wir beleidigen uns? Beschuldigen uns?

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