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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Sagen uns, wir sollten die Klappe halten?«
    »Jack war ziemlich gemein zu Lemur«, erklärte Nikki. »Sagte, dass er schwul wäre.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Ich habe ihm nur vorgeschlagen, dass er aufhört, sich was vorzumachen, und sich selbst gegenüber ein bisschen ehrlicher ist.«
    »Er hat mich Schwuchtel genannt«, sagte Lemur.
    »Und was regt dich daran so auf, wenn du keine bist?«, fragte Papa. »Oder auch, falls du eine bist?«
    »Er macht mich runter. Als ob er mich anspuckt.«
    Papa kam um das Sofa herum und stand mit dem Rücken zum Feuer. »Also, Leute, ich muss schon sagen, ich bin enttäuscht.«
    »Machen wir keine Staatsaffäre daraus«, sagte Jack.
    »Nein, nicht aus ein paar Schimpfwörtern – so kindisch das auch sein mag. Was mir viel mehr zu schaffen macht, Jack, und das gilt für euch alle – und, um ehrlich zu sein, stört es mich manchmal auch an mir selbst –, das ist einfach so konventionell. So
gewöhnlich.
Der Gedanke, dass ein Mensch, der mit einem gleichgeschlechtlichen Partner Sex hat, es verdient hätte, lächerlich gemacht zu werden. Sind wir in dieser Familie vielleicht wiedergeborene Christen? Sind wir Scientologen? Mitglied dieser Familie zu sein, heißt, frei zu sein. Frei von den Etiketten und Konventionen, mit denen unsere untergehende Gesellschaft aus Bequemlichkeit um sich schmeißt. Schwuchtel. Terrorist. Kommunist. Liberaler. Irrer. Pauschalbegriffe. Die ersetzen eigenes Denken.« Papa tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. »Diese Familie denkt. Sie akzeptiert keine vorgefertigten Etiketten. Ich möchte, dass wir von solchen Konventionen, von denen sich der Rest der Welt einengen lässt, frei sind. Wir akzeptieren nicht die Moralvorstellung des Papstes oder von Rush Limbaugh, dem Radiomoderator, oder von Barack Obama. Wir entwickeln unsere eigene.
    Mein ganzes Leben lang hab ich mich bemüht, mich zu befreien, aber ich will nicht allein sein. Ich will meine Familie dabeihaben. Also werde ich hier und jetzt, in diesem Raum, den Konventionen trotzen. Ich werde jetzt vor euren Augen mit Lemur Sex haben. Hältst du mich für eine Schwuchtel, Jack?«
    »Nein.«
    »Und du, Nikki?«
    »Nein.«
    »Lemur?«
    »Nein, aber mich auch nicht, und ich will keinen Sex mit dir.«
    »Willst du für den Rest deines Lebens konventionell sein? Willst du verstecken, was du vielleicht gerne tun würdest oder auch nicht? Ich glaube nicht. Ich bitte dich, bei dieser kleinen Übung mitzumachen. Übung macht dich stärker. Wir werden zusammen dieses Tabu brechen, und danach sind wir beide stärker. Meinst du, dass es mir nicht widerstrebt? Das tut es. Das ist wie eine Eisenkralle in meiner Brust, ein Eisenband in meinem Kopf. Ich hege keinen Wunsch, mit einem Mann Sex zu haben. Aber ich treffe die Entscheidung, mich einfach nicht darum zu scheren.«
    Nikki hatte in ihrer kurzen Laufbahn als Stricherin eine Menge Dinge gesehen, doch nichts hatte sie je so schockiert wie Papa, der in diesem Moment vor dem Feuer seinen Pullover und sein Unterhemd auszog, dann Schuhe und Socken und alles andere, vor ihren Augen.
    Er hatte, egal, wie alt er sein mochte, einen wohlgeformten Körper, mit straffer Haut und drahtigen Muskeln. Seine Haut glühte vor dem Feuer.
    »Damit hätten wir schon mal eine Konvention abgelegt«, sagte er. »Bist du mit von der Partie, Lemur?«
    »Was ist mit Anstand? Du hast doch erst vor ein paar Tagen gesagt, dass wir …«
    »Besondere Umstände. Ziehst du dich aus, oder soll ich es für dich tun?«
    »Ich glaub das nicht«, sagte Jack. »Das ist völlig abgefahren.«
    »Ja«, sagte Papa, »das ist es. Steh auf, Lemur.«
    »Ich will das nicht.«
    »Ich auch nicht.« Papa packte Lemur am Handgelenk und zog ihn hoch. »Nicht sexuell. Aber als eine Art Befreiungsübung will ich nichts mehr als das. Das ist wichtig, Lemur. Und es kostet Mut. Den trau ich dir zu. Ich weiß, du hast ihn. Und ich weiß auch, dass dir unsere Freiheit wichtig ist. Zieh deinen Pullover aus.«
    Lemur zögerte, und so griff Papa nach dem Saum seines Pullovers und zog ihn ihm über den Kopf. Lemur murrte, wehrte sich aber nicht allzu sehr. Papa griff nach seinem Gürtel.
    »Sag, dass das nicht wahr ist«, murmelte Jack.
    »Hältst du mich für eine Schwuchtel?«, fragte Papa.
    »Nein, aber …«
    »Ich weigere mich, ein Sklave zu sein. Ich entscheide mich für die Freiheit, und ich will euch an meiner Seite haben. Zieh sie aus, Lemur. Lass mich nicht die ganze Arbeit machen.«
    Lemur zog

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