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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sein? Schon der Gedanke, dass sie mit irgendeinem Mann allein in der Hütte war, trieb ihn zum Wahnsinn. Aber jetzt war sie mit einem Mann zusammen, dem sie gestern mit offenem Mund hinterhergeglotzt hatte.
    Dutch hatte schon mehrmals beobachtet, wie die Frauen, ob alt oder jung, Ben Tierney musterten und weiche Knie bekamen, sobald sie seine harten Muskeln und das gemeißelte Kinn bemerkten. Und er könnte wetten, dass er verdammt gut wusste, wie er die Ladys zum Beben brachte.
    Bestimmt hielt er sich für einen Superhengst. Er als Abenteurer und Eroberer, der ständig in Zeitschriften abgebildet wurde. All das summierte sich zu einem Freifahrtschein in jedes Höschen, das er für erobernswert hielt.
    Kajakfahren, leck mich.
    Die bitteren Gedanken beiseiteschiebend, sagte er: »Aufpassen, Hawkins. Gleich kommen wir zur ersten Kehre.«
    »Hm.«
    »Noch knapp zehn Meter.«
    »Wir haben nicht die kleinste Chance, das zu schaffen.«
    »Wenn du weißt, was gut für dich ist, wirst du es schaffen.«
    Mehrere Sekunden lang glaubte Dutch, dass sie es tatsächlich schaffen könnten. Vielleicht war sein Wunsch so stark, dass er es schon vor sich sehen konnte. Aber mit positivem Denken ließen sich Gesetze der Physik nicht ausschalten. Um sicher durch die Kurve zu kommen, musste Cal nach unten schalten. Daraufhin hatte der Laster nicht mehr genug Schwung, um die Steigung zu nehmen. Er kam zum Stillstand und schien eine halbe Ewigkeit reglos auszuharren. Dann rutschte das schwere Gerät talwärts.
    Hawkins kreischte auf wie ein Mädchen.
    »Gib mehr Gas, du Idiot!«
    Hawkins tat es, aber Dutch hatte das Gefühl, dass seine Bemühungen nicht so energisch waren, wie es nötig gewesen wäre, um den unerbittlichen Zug der Schwerkraft zu überwinden. Auf jeden Fall hatte Cal mit seinen Versuchen keinen Erfolg und schaffte es lediglich, durch behutsames Bremsen das langsame Abrutschen aufzuhalten und zu verhindern, dass sie von der Straße kippten.
    Als der Laster schließlich zum Stehen gekommen war, atmete Hawkins tief auf. »O verflucht. Das war knapp.«
    »Versuch's noch mal.«
    Sein Kopf zuckte so schnell herum, dass seine Halswirbel knackten wie aufplatzende Maiskörner. » Spinnst du?«
    »Leg den Gang wieder ein, und versuch's noch mal.«
    Hawkins schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund. »Auf keinen Fall, o nein. Und wenn du deine Knarre nimmst und mir zwischen die Augen schießt, das ist wenigstens ein schneller Tod. Immer noch besser, als unter Tonnen von Schrott und Sand zerquetscht zu werden. Nein danke, Sir. Du kannst warten, bis nicht mehr ganz so viel runterkommt, oder du besorgst dir einen anderen Fahrer, oder du fährst die Kiste verflucht noch mal selbst. Mir scheißegal, außer dass ich es bestimmt nicht noch mal versuche.«
    Dutch versuchte ihn mit einem Todesblick einzuschüchtern, aber Cal Hawkins' blutunterlaufene Augen starrten wütend zurück. Das stopplige Kinn war streitlustig vorgereckt. Beide schreckten auf, als jemand an Dutchs Seitenfenster klopfte.
    Wes sah zu ihnen herein. »Alles okay bei euch?«
    »Alles wunderbar«, rief Dutch durch die geschlossene Scheibe.
    »Einen Scheiß ist es«, brüllte Hawkins.
    Wes stieg auf das Trittbrett, zog die Tür auf und konnte sofort Hawkins' Angst riechen. »Was ist denn?«
    Hawkins deutete mit einem zitternden Finger auf Dutch. »Er hat mich mit seiner Waffe bedroht und gesagt, er bringt mich um, wenn ich ihn nicht auf diesen Berg bringe. Er ist irrer als 'ne Scheißhausratte.«
    Wes sah ungläubig auf Dutch, der müde erklärte: »Ich hätte ihn bestimmt nicht erschossen. Ich wollte ihm nur Angst machen, damit er wirklich alles versucht.«
    Wes sah ihn kurz prüfend an und wandte sich dann mit ruhiger, vertrauenerweckender Stimme an Hawkins. »Seine Frau ist mit einem anderen Mann in der Hütte.«
    Hawkins verarbeitete das und sah dann Dutch wieder an, der ihm plötzlich in einem ganz anderen Licht erschien. »O Mann. Das kotzt an.«
    Was Dutch wirklich ankotzte, war die Tatsache, dass er von Typen wie Cal Hawkins bedauert wurde.
    Wes sagte: »Cal, glaubst du, dass du den Laster wieder auf die Hauptstraße runterbringen kannst?«
    Hawkins, in seinem neu empfundenen Mitgefühl erheblich zugänglicher, erklärte, dass er es versuchen würde. Unter den Anweisungen der beiden anderen schaffte er den Streulaster zurück auf den Highway und lenkte ihn in Richtung Stadt.
    Dutch befahl Bull, mit Hawkins zu fahren, und gab seinem Untergebenen die Warnung mit, Hawkins

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