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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Keine Spur. Das Schneetreiben war so dicht, dass sie nur ein paar Meter weiter blicken konnte, als das Verandadach reichte. Der Berggipfel hatte sich in eine weiße, lautlose, unzugängliche Science-Fiction-Landschaft verwandelt.
    »Ist es weniger geworden?«
    Kopfschüttelnd wandte sie sich vom Fenster ab und umgriff ihre Ellbogen, um das Frösteln abzuwehren. Dass sie sich kurz vom Feuer entfernt hatte, hatte genügt, damit die Kälte durch alle Kleidungsschichten drang. Sie hatte sämtliche Socken angezogen, die sie dabeihatte, trotzdem blieben ihre Füße kalt. Am liebsten hätte sie sich in die Hände gepustet, um sie aufzuwärmen, aber dazu fehlte ihr der nötige Atem.
    Tierney hatte sich nicht über die Kälte beschwert. Seine unablässigen Bemühungen, die Handschellen abzustreifen, hielten ihn warm. Offenbar war er zu dem Schluss gekommen, dass eine Flucht ein Paar wundgescheuerte, blutige Handgelenke aufwog. Er hatte nicht einmal versucht, den Lärm zu übertönen. Sie hatte das unaufhörliche Klirren von Metall auf Metall, das Rumpeln des Kopfendes gegen die Wand und die zornigen, frustrierten Flüche gehört, als die Handschellen nicht nachgeben wollten.
    »Wie sieht es mit dem Feuerholz aus?«, fragte er.
    »Es reicht fürs Erste.«
    »Fürs Erste. Und wie sieht es später aus? In einer Stunde?«
    Sie trat in die offene Tür. »Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist.«
    »Wenn es so weit ist, ist es zu spät, um sich darüber Gedanken zu machen.«
    Sie verschwendete keinen Atemzug darauf, ihm zu widersprechen, denn er hatte nur ihre schlimmsten Befürchtungen ausgesprochen. »Möchtest du… noch eine… Decke über die… Beine?« Sie musste zwischen den Worten innehalten, um Luft zu holen.
    »Wann hast du das letzte Mal deine Medikamente genommen?«
    »Meine Pillen?«, keuchte sie. »Gestern früh.«
    »Du hörst dich nicht wirklich überzeugt an.«
    0 Gott, konnte er ihre Gedanken lesen?
    Ehrlich gesagt konnte sie sich nicht erinnern, ob sie gestern früh ihre Pillen genommen hatte. Auch wenn sie sich den ganzen Tagesablauf durch den Kopf gehen ließ, stieß sie auf keine Erinnerung daran, dass sie ihre Medikamente eingenommen hatte.
    Sie hatte in der Stadt einiges zu besorgen gehabt. Erst war sie zur örtlichen Umzugsfirma gefahren und hatte ein paar Umzugskartons gekauft. Danach hatte sie, wie sie noch wusste, an einem Geldautomaten gehalten, um Geld für die Rückfahrt nach Atlanta abzuheben.
    Zuletzt hatte sie noch einen kurzen Stopp bei der Apotheke eingelegt, bevor sie zur Hütte zurückgefahren war. Die letzte Pille hatte sie am Vorabend eingenommen. Glücklicherweise hatte sie, als sie angefangen hatte, regelmäßig nach Cleary zu kommen, einen Arzt gefunden, der ihr ein Rezept für ihre Medizin gegen Asthmaattacken ausgestellt hatte. Das Rezept bewahrte sie für Notfälle auf, damit ihr nie die Medikamente ausgingen.
    Gestern hatte ihr William Ritt die Pillen ausgehändigt. Danach verwischte sich die Erinnerung. Sie konnte sich nicht entsinnen, ob sie die Tablette eingenommen hatte, als sie an der Kaffeetheke stehen geblieben war, um bei Linda Wexler ein Vanilla Coke zu kaufen, oder ob sie die Pille erst nehmen wollte, wenn sie wieder in der Hütte war.
    Bestimmt hatte sie nicht vergessen, ihre Medizin einzunehmen. Sie vergaß nie, ihre Medizin einzunehmen. Das gehörte zu ihrem festen Tagesablauf. Allerdings war gestern keineswegs ein normaler Tag gewesen, und das betraf nicht nur den Tagesablauf. Dutch hatte sie auf eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt.
    Er hatte schon auf sie gewartet, als sie zur Hütte zurückgekehrt war. Er hatte mit zusammengesunkenen Schultern auf der Sofakante gesessen und mit verlorenem Blick ins Leere gestarrt. Seine Begrüßungsworte: »Wie konntest du mir das antun?«
    In Anbetracht der Ereignisse, die darauf gefolgt waren, war es durchaus möglich, dass sie vergessen hatte, ihre Medizin zu nehmen.
    »Lilly, bist du sicher, dass du gestern deine Medikamente genommen hast?«
    Ihr Blick richtete sich wieder auf Tierney. »Natürlich«, behauptete sie.
    »Aber das ist schon vierundzwanzig Stunden her.«
    Oder sechsunddreißig.
    »Sie wirken nicht mehr«, sagte er. »Du stehst unter Druck.«
    »So was… kann vorkommen,… wenn du entdeckst… dass du mit einem… Serienkiller… eingesperrt bist.«
    »Du weißt genau, dass ich kein Serienkiller bin. Schließ die Handschellen auf. Ich gehe deine Pillen holen.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dir

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