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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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Arm.
    Die gute Laune ist wiederhergestellt. Die drei kennen sich zu gut.
    Viertel vor vier.
    »Und jetzt noch in die Bahnhofspassage. Da soll so ein neuer Modeschmuckladen aufgemacht haben. In diesem Sommer sind angeblich Ringe für die Zehen der letzte Schrei«, befiehlt Kim.
    »Ich muss leider los«, sagt Zoe leise.
    »Wohin? Hast du noch Termine?«, fragt Kim erstaunt.
    »Ich treffe mich um vier mit Carl. Wir wollen unser Referat vorbereiten.«
    »Du triffst dich heute mit diesem Carl?«
    »Irgendwann muss ich es ja wohl tun. Das lässt sich ja leider nicht telefonisch erledigen.«
    »Und warum verdirbst du dir das Wochenende damit?«
    »Ich wollte es schnell hinter mich bringen.«
    »Aber du gehst nicht zu ihm nach Hause, oder?«, mischt Saskia sich erschrocken ein.
    »Nein. Wir treffen uns bei Starbucks.«
    »Gute Entscheidung. Mit dem sollte man sich nicht alleine treffen. Der hat irgendwie so was Brutales an sich«, findet Kim.
    Carl ist schon da. Er sitzt am Fenster vor einem leeren Tisch.
    »Was soll ich dir denn mitbringen?«, fragt Zoe knapp.
    »Einen Kaffee«, antwortet er ebenso kurz.
    »Und was für einen? Die haben hier nämlich sehr viele verschiedene Sorten. Das ist das Geheimnis dieses Ladens.«
    Zoe ist jetzt schon genervt.
    »Das ist kein Geheimnis. Das ist Verarsche. Ich will einen ganz normalen Kaffee. Meinst du, du kriegst das hin?«
    Sie braucht eine Viertelstunde, bis sie mit Kaffee und Wasser wieder bei ihm ist. Sie stellt alles ab, kramt Heft und Kuli raus. Alles, ohne ihn anzusehen.
    »Können wir anfangen?« Zoe klingt aggressiv und herausfordernd.
    »Eigentlich haben wir doch schon angefangen«, sagt Carl ruhig. »Die Menschen damals hatten keine Ahnung von Demokratie. Ja und? Das war doch nicht wirklich der Grund dafür, dass plötzlich die Nazis das Sagen hatten. Die Menschen waren dumm und bequem und wollten geführt werden. So wie die Typen hier.«
    Er macht eine ausladende Handbewegung. »Die Typen hier überlegen, ob sie einen Cappuccino oder einen Latte wollen, ob sie Sojamilch oder Carameldrops bevorzugen, ob large oder to-go und merken gar nicht, dass sie dabei total über den Tisch gezogen werden. Klassisches Ablenkungsmanöver. Was hast du jetzt für diese lauwarme Brühe bezahlt? Fünf Euro? Das ist heißes Wasser, das kurz in Kaffeeprütt gebadet hat. Die Tasse hat einen Sprung. Und für den Preis kriege ich das Ganze noch nicht mal gebracht. Ich muss es mir selber holen. Genau wie den Zucker – und vernünftige Löffel gibt es auch nicht. Das ist eine verdammte Kaffee-Diktatur.«
    »Du findest also, wir sollten in unserem Referat einen Vergleich ziehen zwischen dem Aufflammen der NSDAP und der Starbucks-Kette?«, fragt Zoe höhnisch.
    »Tu nicht so dumm. Das steht dir nicht. Es geht um die Menschen; um den menschlichen Wunsch, geführt und bevormundet zu werden. Wie wohl fühlen sich hier alle in der Masse.«
    »Ich nicht.«
    »Nein. Du nicht. Ich weiß, dass du anders bist. Deswegen sitzen wir beide ja hier«.
    Carl hat sich vorgebeugt. Trotzdem weiß Zoe, dass das keine Anmache ist. Nur was es ist, weiß sie auch nicht.
    »Hast du noch mehr lustige Beispiele für deine Blöde-Herde-Theorie? Ist McDonalds auch ein Beweis für den entmündigten Bürger?«, wechselt Zoe das Thema.
    »War es mal. Was viel gefährlicher ist, ist dieser Facebook-Quatsch. Da sitzen die Leute stundenlang vor ihren Computern und schreiben sich sinnlosen Mist. Und dazu stellen sie unscharfe und langweilige Fotos. Dann nehmen sie Freundschaftsanfragen an von Leuten, die sie überhaupt nicht kennen. Was ist das für ein Mist? Ich glaube, das ist ein großer virtueller Spielplatz, auf dem wir rumtollen dürfen, damit wir nicht merken, was wirklich abgeht. Wir registrieren nicht, wie und von wem wir regiert werden. Was da für ein Scheiß läuft. Und wir werden auch gar nicht hellhörig, obwohl ja inzwischen bis zu jedem durchgesickert ist, dass wir total überwacht werden. Das Internet weiß alles über uns. Wer wir sind, wer unsere Freunde sind, was wir lesen, wohin wir in Urlaub fahren, was wir essen und sogar, wo wir gerade sind.«
    »Kann es sein, dass du nur beleidigt bist, weil du niemals Freundschaftsanfragen bekommst?« Zoe ist wütend. Fühlt sich ertappt.
    »Natürlich bekomme ich keine. Weil ich nicht auf Facebook bin. Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, warum das kostenlos ist? Ein geiles Netzwerk, wo du mit all deinen Freunden reden kannst, du kannst Gruppen ins Leben rufen,

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