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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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knallt eine Flasche neben den Dreien auf den Boden. Die Typen springen erschrocken zur Seite, drehen sich um und suchen den Werfer.
    Zoe nutzt den Moment, dreht und schaltet runter. Sie weiß, dass sie schnell Strecke machen muss. Immer wieder lässt sie den kurzen Film vor ihrem inneren Auge abspulen. War das Carl da oben auf dem Dach? Hat er die Flasche geworfen, um die drei Typen aufzuhalten? Sie glaubt seine Silhouette erkannt zu haben. Oder will sie das nur glauben?
    Sie duscht lange, fühlt sich erschöpft. Sie hat wirklich fast so etwas wie Angst in dem Moment gespürt. Ganz ruhig legt sie sich zu Franzi und singt ihr Lieder vor. Seit sechs Jahren dasselbe Liederbuch. Zoe glaubt, dass Franziska den Bi-Ba-Butzemann am besten findet. Aber wissen kann man das nicht.
    »Hast dich gestern ein bisschen weit raus gewagt«, hört sie eine Stimme hinter sich.
    Carl ist wie immer ein paar Zentimeter zu nah. Zoe geht einfach weiter.
    »Ich war auf dem Weg zu einer Freundin.«
    Carl lacht laut. »Du bist echt süß. Die Mädels bei uns im Block haben keine Freundinnen. Die haben Konkurrentinnen.«
    Zoe würde ihn gerne fragen, warum er da oben auf dem Dach war. Warum er die Flasche geworfen hat und ob er extra danebengezielt hat. Sie lässt es.

Auf neutralem Boden
    D ie Trumm kommt in die Klasse, wirft gut gelaunt ihre Tasche aufs Pult und verkündet: »Durch den Vortrag von Carl und Zoe bin ich gestern auf eine Idee gekommen.« Sie klingt dabei fast ein bisschen verwegen. So verwegen wie eine Frau klingen kann, die sich die Haare grau färbt, damit die besser zur Kleidung passen. »Wir haben gestern so viele unterschiedliche Gründe für das Ende der Weimarer Republik gehört, dass ich die noch näher beleuchten möchte. Das heißt, ich möchte, dass ihr das macht. Ihr werdet jeweils in Zweiergruppen ein Thema näher bearbeiten und die Ergebnisse kommende Woche in einem Referat vorstellen. Das ist auch schon mal eine gute Übung für die Oberstufe. Da wird eine solche Form des selbstständigen Arbeitens vermehrt von euch erwartet.«
    Zoe lehnt sich zurück. Es war klar, dass die Lehrerin so schnell ihr Lieblingsthema nicht aufgeben würde. Wahrscheinlich hat die noch nie was anderes gemacht, wahrscheinlich hat die ansonsten von Geschichte null Ahnung und mogelt sich seit dreißig Jahren mit ihrem Scheiß-Weimar durch ihren Job. Die Trumm beginnt die Themen zu ver- und die Paare einzuteilen. Natürlich soll Zoe wieder mit Carl zusammenarbeiten, und zwar zum Thema »Demokratie-Unerfahrenheit der Bevölkerung«. Zoe holt gerade Luft, um zu widersprechen, als sie von Carl ein »Prima« hört. Sie funkelt ihn an. Was soll das?
    »Da ist das Dreamteam ja wieder zusammen«, flüstert jemand hinter ihr.
    »Wann sollen wir uns denn mal zusammensetzen?«, fragt Carl nach der Stunde. »Direkt jetzt am Wochenende?«
    »Von mir aus.«
    Dann hätte sie es wenigstens hinter sich.
    »Du könntest ja zu mir kommen, dann kannst du gleich noch deine ominöse Freundin im Block besuchen. Hat die dir eigentlich diese billige Frisur gemacht? Wie heißt die eigentlich? Vielleicht hatte ich ja schon mal was mit der«, grinst er frech.
    »Wohl kaum«, entgegnet Zoe nur knapp.
    »Also, wann und wo?«
    Nach dem Zwischenfall gestern hat Zoe wenig Lust, noch mal in den Block zu fahren. Nicht nur wegen der Typen. Da war alles so schmutzig und eklig. Es hat gestunken.
    »Ich habe mir gestern noch einen Platten geholt. Da lag so ein blöder Nagel auf der Straße«, lügt sie schwach.
    »Ist klar«, grinst Carl und wartet.
    Beide wissen, er wartet jetzt darauf, dass Zoe ihn zu sich einlädt. Das möchte sie jedoch noch weniger, als Carl zu besuchen. Carl darf Franziska nicht sehen. Er müsste noch nicht mal einen blöden Spruch machen. Ein angewiderter Blick würde reichen. Nur wenige in der Klasse wissen überhaupt von Zoes kleiner Schwester. Kim hat mal versucht, mit Zoe darüber zu reden. Aus Neugierde und Anteilnahme. Sie hatte sich eine ziemlich rüde Abfuhr geholt.
    »Bei mir ist auch schlecht«, sagt Zoe irgendwann.
    »Natürlich. War mir klar«, nickt Carl. Seine Augen werden ein bisschen schmaler. Er hatte damit gerechnet. Aber jetzt trifft es ihn doch. Natürlich möchte Zoe ihn nicht in ihrem sauberen Prinzessinnenzimmer haben. Er könnte ja was schmutzig machen. Und für ihren Ruf in der Nachbarschaft wäre es natürlich auch schlecht, wenn so ein Asozialer zu Besuch käme.
    »Wir könnten uns im Starbucks am Markt treffen«, schlägt Zoe

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