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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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war, genau die richtige Hitze, da hatte sie sich einen Moment gut gefühlt. Dieser eine Moment war rund und richtig. Ein erschreckter Laut aus dem Babyfon hatte ihn beendet. Zoe war als erste aufgestanden, um zu gucken, was Franzi hatte. Als sie zurückkam, mit kleinen Augen, weil sie sich neben Franzi ins Bett gelegt hatte, um ihr wieder in den Schlaf zu helfen, hatten Julian und seine Eltern schon die Jacken an.
    »Gute Nacht, Süße. Jedes Mal, wenn ich dich sehe, frage ich mich, wie hübsch du eigentlich noch werden möchtest. Du machst mir Angst«, lachte Alice, als sie Zoe zum Abschied umarmte.
    »Du hast nur Angst, selbst nicht mehr die Schönste zu sein«, lachte Zoe zurück.
    Zoe darf das sagen. Einfach, weil Alice erstens wirklich schön und zweitens total uneitel ist. Sie hat so eine natürliche Schönheit, die sie nachlässig präsentiert. Sonja Kessler hatte Zoe mal erzählt, dass sie ihre Nachbarin im Studentenwohnheim am Anfang gehasst hat.
    »Wer will so eine Nachbarin? Lange Beine, lange Locken, Perlweiß-Lachen und Körbchengröße C? Da stand ich mit Körbchen A und praktischem Kurzhaarschnitt ziemlich doof da«, hatte sie sich erinnert.
    Auf irgendeiner Semester-Party hatte Alice sich ihre Zimmernachbarin dann vorgenommen. Und die musste irgendwann zugeben: leider nett. Das war der Beginn einer tiefen Freundschaft. Sie hatte einige Wohnsitzwechsel, Männer, Diäten überstanden. Jetzt war Alice Zoes Patentante.
    Als die Haustür ins Schloss gefallen war, hatte Sonja sich zu Zoe umgedreht. »Gute Nacht. Schlaf gut.«
    »Ich helfe noch eben«, hatte Zoe eingewandt.
    Ihre Mutter schob sie Richtung Treppenhaus. »Du schläfst fast im Stehen. Papa und ich machen das schon. Geh mal.«
    Das war um kurz nach zehn gewesen. Sie war sofort in einen schwarzen, schweren Schlaf gefallen. Und jetzt um halb acht war sie wach. Auf dem Weg in die Küche registriert sie, dass außer ihr noch niemand wach ist. Selbst aus Franzis Zimmer kommt das schnelle Ein- und Ausatmen der kindlichen Schlafphase. Zoe macht sich einen Kakao, geht wieder in ihr Zimmer und setzt sich auf die Fensterbank.
    Sie guckt auf die stummen Fenster der umliegenden Häuser. Es sieht so aus, als würden überall noch die Menschen in ihren warmen Betten liegen, sich vielleicht aneinander kuscheln. Man kann sich schnell und ohne viel Fantasie vorstellen, wie Kinder mit ihrem Teddy im Arm schlummern, wie Frauen sich an ihre Männer schmiegen oder Singels ihr Kopfkissen umarmen. Wie wohlig sie alle daliegen, die letzten Träume zucken hinter den Augenlidern. Dann tapsen nackte Kinderfüße übers Parkett, suchen den Weg ins Elternschlafzimmer, Kaffee-Automaten werden angeschaltet. Der Himmel ist schon blau, es wird wieder ein schöner Tag. Zoe traut dieser Idylle nicht. Sie stellt sich andere Dinge vor. Da, hinter diesem Fenster mit dem lustigen Vorhang, weint vielleicht gerade ein Kind. Weil seine Eltern sich schon wieder zischend im Schlafzimmer streiten. Hinter diesen Rollladen stöhnt vielleicht gerade eine alte Frau. Weil die Schmerzen immer schlimmer werden, aber sie sich nicht zum Arzt traut. Zoe misstraut jedem schönen Schein. Sie mag es nicht, wenn es zu schön ist. Nebenan wird die Haustür geöffnet. Christian Schenk kommt raus. Mit Sportschuhen, Shorts und Shirt bekleidet. Er reckt sich kurz und ein Streifen behaarter Bauchspeck kommt zum Vorschein. Gemächlich setzt er sich in Bewegung. Zoe grinst. Das ist ja die perfekte Gelegenheit.
    Mit dem Telefon in der Hand macht sie es sich wieder auf der Fensterbank gemütlich. Eine verschlafene Daniela Schenk meldet sich endlich nach dem vierten Klingeln.
    »Hi. Kann ich bitte Chris haben?«, flötet Zoe.
    »Wer ist denn da?«. Daniela Schenk klingt jetzt sehr wach.
    »Jenny. Ich wollte den Chris sprechen.«
    »Mein Mann ist nicht da. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    »Ach, ist der schon los? Dann muss ich mich aber beeilen. Ciao.«
    Zoe guckt auf die Uhr. Es dauert nur drei Minuten, ehe sich nebenan wieder die Tür öffnet. Zoe muss ein Kichern unterdrücken. Daniela Schenk trägt wirklich einen Ballonseide-Anzug in lila-pink. Sie rennt bis zum Gartentor und bleibt unschlüssig stehen.
    »Tja, hättest du deinen lieben Mann mal gefragt, wohin er so joggt, dann hättest du jetzt nicht das Problem«, sagt Zoe gehässig. Daniela schafft es, sich für die falsche Alternative zu entscheiden. Sie wackelt rechts die Straße runter. Zoe hat Christian Schenk richtig eingeschätzt. Er hatte nicht sehr

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