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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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sein.«
    »Du wirst mich nicht töten, und du hast schon Magie gewirkt, das haben wir alle gesehen.«
    Ich stöhne entnervt. Warum ist er nur so schwierig? »Nein. Nein, habe ich nicht. Was ich getan habe, sind nur kleine Funken von nichts. Ich habe dich gebraucht, um meine Kette zu finden, schon vergessen?«
    Er neigt den Kopf zur Seite und lauscht meinen Gefühlen. »Aber du würdest es in Erwägung ziehen? Wenn du nicht ummantelt wärst und Magie wirken könntest?«
    Vernunft und Verzweiflung spielen Tauziehen mit mir. Ich will mit jeder Faser meines Wesens an seinen Plan glauben, aber ich kann es nicht. Beck setzt zu viel Vertrauen in mich. Er verlangt zu viel von mir. Ich kann eine solche Entscheidung nicht allein aufgrund von Möglichkeiten treffen. Ich brauche Beweise.
    »Nein.« Ich versuche, mein inneres Ringen zu verbergen. Er muss mir glauben. »Ich würde es nicht tun. Ich werde nicht das Risiko eingehen, dir zu schaden.«
    »Sieh mich an.« Seine tiefe, sanfte Stimme umfängt mich.
    Ich kneife die Augen zu.
    »Lark, bitte. Sieh mich an.«
    Sein Atem streichelt mein Gesicht. Meine Lider öffnen sich flatternd. Becks Mund ist nur Zentimeter von meinem entfernt.
    »Ob nun gebunden oder nicht, du bist mein Herz. Ein Stück von dir steckt tief in mir, und ich werde es nicht kampflos hergeben.«
    »Aber genau das ist es!« Die Tränen kommen nun ungehindert. »Das ist genau das, was geschehen wird. Ich werde mit dir darum kämpfen. Ich werde dich dafür töten. Bitte.« Ich verschränke die Finger aufs Neue mit seinen und küsse jeden einzelnen. »Tu es für mich. Lass nicht zu, dass ich dir etwas antue. Du musst mich gehen lassen.«
    »Was sagen sie doch gleich? Dass es mein Tod sein wird, dich zu lieben?« Er lacht, aber es klingt falsch.
    »Beck«, sage ich tadelnd, »das ist nicht witzig.«
    »Ich weiß«, erwidert er, »aber wenn ich nicht darüber lachen kann …«
    Wir sind in einer ausweglosen Situation. Ich muss das tun, wovon ich weiß, dass es das Richtige ist. Aber mein Herz stemmt sich mit aller Kraft dagegen.
    Ich gebe den Versuch auf, Beck gut zuzureden, und starre auf den tintenschwarzen See hinaus. Die Glühwürmchen umschwirren uns. Mehrere Minuten vergehen, während wir schweigend dasitzen.
    Schließlich spricht Beck wieder: »Weißt du, woran ich glaube? Ich glaube an uns. Wir sind alles, woran ich überhaupt noch glaube. Du musst stark für mich sein, Lark. Du musst es weiter versuchen. Gib nicht auf.«
    Ein intensives Begehren übermannt mich. Ich muss nahe bei Beck sein, und so ignoriere ich mein vernünftigeres Selbst und schmiege mich an seine Seite. »Was sollen wir tun?«
    »Wir haben drei Wochen.« Es liegt kein Humor in seinem sanften Tonfall. »Lass uns jeden einzelnen Augenblick miteinander verbringen. Lass uns mit dem nutzlosen Unterricht aufhören – du kannst ummantelt ohnehin nichts ausrichten – und einfach zusammen sein. Wie klingt das?«
    Ich wünschte, es wäre so einfach.
    Ein Geräusch schreckt mich auf. Musik. Die rauchige Stimme einer Frau schwebt durch die Luft und umfängt uns. Ich suche den Strand und die Bäume ab, kann aber nicht sehen, woher die Musik kommt. Die Quelle scheint rings um uns zu sein. Ich sehe Beck verwirrt an, und er lächelt.
    »Darf ich?« Er steht auf und bietet mir die Hand.
    »Du?«
    »Ich weiß, es ist kein zerstörerischer Sturm oder dergleichen, aber ich dachte, ich sollte dir einmal eines meiner vielen absolut nützlichen Talente demonstrieren.« Seine Arme liegen um meine Taille, und wir drehen uns langsam zur Musik im Kreis.
    Eine Erinnerung kommt mir in den Sinn. »Am letzten Tag in der Schule, im Schnee … Warst du das?«
    »Nur teilweise. Ich habe das Lied gespielt. Du dagegen hast den Schnee beherrscht. Ich habe gesehen, wie du ihn hast tanzen und wirbeln lassen, und ich dachte, es würde dich freuen, wenn die Musik dazu passen würde.«
    Ich nicke und erinnere mich daran, wie schön es war. »Was ist das für ein Lied?«
    »Eines, das ich in der Sammlung meiner Mutter gefunden habe. Du weißt doch, wie sehr sie Antiquitäten mag.« Er lässt die Wange auf meinem Kopf ruhen und beginnt zu singen. Seine tiefe Stimme ergänzt die Musik gut.
    Wir sind in einer ganz eigenen Welt. Ein paar Minuten lang gibt es nichts als Beck, die funkelnden Sterne und das leise Plätschern des Wassers. Wenn ich diesen Moment nur für immer festhalten könnte!
    Die Musik endet. Ich wirble von Beck weg und falle in den weichen Sand. Im Mondschein

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