Eistochter
strahlen Becks Augen vor Glück, und ich bin mir sicher, dass meine genauso aussehen.
Er landet neben mir im Sand, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Die schwüle Luft lastet auf uns. Wenn ich meinen Verstand abschirme, kann ich fast so tun, als hätte sich nichts geändert. Wir sind noch immer in der Schule, versuchen noch immer, einander gegenseitig zu überbieten, und kommen noch immer zu spät zum Mittagessen. Wir befinden uns noch immer in seliger Unkenntnis der Ereignisse, die um uns herumwirbeln.
Ich stütze mich auf den Ellbogen und rücke näher an Beck heran, bis wir einander berühren. Mein dünnes Kleid klebt aufgrund der Feuchtigkeit an meinem Körper.
Ich lege Beck den Kopf auf die Brust und lausche dem beruhigenden Pochen seines Herzens. Seines guten, lichten Herzens, das immer für mich da ist, wenn ich es brauche.
»Sag mir, Lark, wenn ich doch angeblich so gut bin, warum sollte ich mir dann so verzweifelt etwas derart Böses wünschen?«
»Ich weiß es nicht«, necke ich ihn. Meine deprimierte Stimmung ist verflogen. »Vielleicht hat die Ummantelung nicht funktioniert, und ich lasse meine dunklen Kräfte auf dich wirken.« Ich lächle und fahre Beck mit einer Haarsträhne am Kiefer entlang. Er stöhnt vor Genuss. »Wir wissen nicht über alles Bescheid, wozu ich in der Lage bin, schon vergessen? Vielleicht bin ich wie meine Mutter, und du kannst gar nicht anders, als mich zu begehren.«
Seine Hand greift nach meinem Arm und zeichnet ein kleines Muster auf die Rückseite. Donner grollt in der Ferne.
»Siehst du? Wir wissen noch nicht einmal, ob das an mir liegt oder bloß normaler Donner ist«, sage ich und stemme mich hoch, so dass wir einander ins Gesicht blicken.
»Ich weiß einen Weg, das herauszufinden.« Beck greift nach meinem Gesicht und umfasst mein Kinn. Mit zitternden Händen zieht er mich zu sich hinab. Unsere Gesichter sind nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Seine Stirn berührt meine, und ich sehe zu, wie er eine Grimasse schneidet, als ob er mit sich ringen würde. An jeder Stelle, an der wir uns berühren, prickelt das leichte Vibrieren von Magie in meiner Haut. Unsere Magie arbeitet zusammen, wie damals, als wir nach dem Angriff die Kette gesucht haben.
»Lark, ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich.« Sein angestrengtes Atmen streicht über mein Gesicht hinweg. Der Donner wird lauter.
Mein Herz macht einen Sprung und lässt mir elektrischen Strom durch die Wirbelsäule laufen. Jede Warnung, jede Vorschrift ist aus meinem Verstand verbannt.
»Dann küss mich«, flüstere ich.
Seine Lippen berühren meine. Siebzehn Jahre des Begehrens durchpulsen mich. Ich spüre ein Knacken. Das Schloss um mein Herz lockert und öffnet sich.
Beck spannt sich an, aber seine Lippen lösen sich nicht von meinen. Er hat es auch gespürt. Blitze zucken über den Himmel.
»Eindeutig natürlich«, murmelt er.
»Eindeutig.« Ich greife wieder nach ihm. Mein Herz wirbelt immer stärker.
Wir bleiben so im Sand liegen, starren zu den Sternen empor und küssen einander. Die Zeit ist stehengeblieben – wir leben ganz in diesem Augenblick, und ich habe es nicht eilig damit, ihn vergehen zu lassen.
Wenn ich gewusst hätte, wie unglaublich es sich anfühlt, Beck zu küssen, ihn wirklich zu küssen, hätte ich alle Regeln gebrochen, und das schon viel früher. Aber jetzt bleiben uns nur noch drei Wochen.
Ich darf nicht so denken. Ich muss innehalten und den Moment genießen, bevor mir alles genommen wird.
33
Beck bringt mich zurück in mein Zimmer.
»Lark?«, beginnt er. »Darf ich heute Nacht bei dir bleiben?«
Ich verdrehe die Augen. »Du sagst das, als ob du nicht, abgesehen von den letzten paar Wochen, jede Nacht deines Lebens neben mir geschlafen hättest.«
Ein Grinsen breitet sich über sein Gesicht aus. Er scharrt mit dem Fuß auf dem Boden. »Ja, nun, also … Das hier … ist etwas anderes. Jetzt, weißt du?«
Ein Hauch von Röte steigt ihm in die Wangen.
Ich stoße die Tür auf und knickse. »Nach dir.«
Er nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich ins Zimmer. »Komm schnell rein, bevor jemand mich sieht.«
Er schließt sanft die Tür und achtet darauf, keinen Lärm zu machen. Warum benimmt er sich so seltsam? Es ist doch nicht so, als ob sich das nicht gehörte! Wir sind schließlich so aufgewachsen. Außerdem weiß jeder, dass er bei mir ist – sie haben ihn schließlich auf die Suche nach mir geschickt. Es ist kein Geheimnis.
Beck lässt sich auf mein Bett
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