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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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sein.«
    Neben mir versteift sich Beck, und die Wärme, die sonst von ihm ausstrahlt, verschwindet.
    »Erzählt mal, was heute Morgen passiert ist. Wie ist es euch gelungen, nicht getötet zu werden?« Kyra stiehlt mir eine Weintraube vom Teller. Sie tut so, als wäre es etwas ganz Alltägliches, von Empfindsamen in die Enge getrieben zu werden.
    Ich runzle die Stirn, als ich mich daran erinnere, wie die Empfindsamen Beck und mich angesehen haben. »Es waren zehn«, wiederhole ich dieselben Informationen, die ich dem Sicherheitstrupp gegeben habe, der uns befragt hat. »Zuerst schien ein Mann uns zu verspotten, aber dann hat Beck …«
    Als ich seinen Namen sage, steht er auf. »Ich hole mir etwas zu essen. Möchtest du noch etwas?«
    »Ich bin zufrieden, danke.«
    »Kyra?«, fragt er in dem Bemühen, nett zu sein.
    Sie schnippt sich noch eine von meinen Weintrauben in den Mund. »Nein. Ich teile mir das Essen mit Lark.«
    Sobald er weg ist, beugt sie sich über den Tisch, so dass ihr Kopf nahe bei meinem ist, und holt tief Luft. »Okay, bitte gerat nicht in Panik.«
    Ich hasse es, wenn sie ihre Ausführungen so beginnt. »Das tue ich schon nicht.«
    Sie hält den Kopf neben meinen. »Maz und ich …« Sie hält inne, und ich weiß schon, was als Nächstes kommt, bevor sie es ausspricht.
    Ich reiße die Augen auf. »Kyra! Was, wenn Bethina das herausfindet? Oder eure Eltern – bei eurer Bindung? Du darfst nicht mit ihm schlafen. Du könntest in einem anderen Haus landen – dann würden wir einander kaum noch sehen. Und was, wenn du Gefühle für ihn entwickelst und er nicht für dich ausgewählt wird?«
    Ich kann diesen Tag einfach nicht länger ertragen. Ich will ihn hinter mir haben. Erst die Empfindsamen, dann Becks seltsames Verhalten und jetzt Kyra, die ihr Bestes tut, um für den Rest ihres Lebens irgendeine Hilfstätigkeit zugewiesen zu bekommen! Ich habe genug.
    Kyra setzt sich wieder auf ihren Platz. »Ich empfinde längst Gefühle für ihn, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte.« Zum ersten Mal scheint sie tatsächlich verlegen zu sein, oder vielleicht nur schüchtern. Ich kann nicht einschätzen, was von beidem, denn erst lächelt sie mich an, um im nächsten Moment schon meinem Blick auszuweichen. »Außerdem bin ich nicht dumm. Wir haben nicht alles getan. Nur fast alles.« Sie schiebt mein Kinn hoch, damit ich den Mund nicht länger aufsperre. »Und außerdem … wie sollte jemand das herausfinden? Sie haben schließlich keine magischen Maschinen, die anzeigen, ob man keusch ist, wenn man hindurchgeht.« Sie lacht, aber ich zucke bei der Art zusammen, wie sie das Wort »magisch« gebraucht. »Außerdem weiß ich aus sicherer Quelle, dass Maz mein Partner ist.«
    Ich starre sie mit offenem Mund an. Schon wieder.
    »Woher?«, frage ich – sie kennt niemanden, der bei der Zuweisungsbehörde arbeitet.
    Sie legt sich einen Finger an die Lippen. »Das darf ich nicht verraten.«
    Wenn sie glaubt, dass Maz ihr Partner ist, wird auch noch so viel Widerspruch ihre Überzeugung nicht erschüttern, und so versuche ich es mit einer anderen Herangehensweise: »Was, wenn ihr erwischt werdet?«
    »Was sollen sie dann schon tun? Mich anschnauzen? Es ist ja nicht so, dass sie einen öffentlichen Prozess abhalten und mich zu den Empfindsamen verbannen werden. Leute wie uns verurteilt man nicht zur Zwangsarbeit.« Sie zuckt die Achseln. »Außerdem … sehnst du dich nie so sehr danach, mit Beck zusammen zu sein, dass es wehtut?« Ihr Tonfall ist nicht mehr glücklich, sondern klingt jetzt anklagend.
    Ich beiße mir auf die Unterlippe. Beck hält mir den Rücken zugewandt, während er Stück für Stück in der Schlange vorankommt. Heute Morgen – es fühlt sich an wie vor mehreren Jahren –, als er sich über mich gebeugt und mir in die Augen gesehen hat, habe ich gehofft, dass er mir einen Kuss geben würde, nicht einen der keuschen, kleinen Küsse, die er in letzter Zeit so überreich austeilt, sondern mehr.
    Aber das hat er nicht getan. Weil es falsch wäre und wir das beide wissen.
    »Nein. Ich will unsere Zukunft nicht aufs Spiel setzen.« Ich bedenke sie mit einem strengen Blick. »Und das solltest du auch nicht tun, Kyra. Du wirst ein entsetzliches Prüfungsergebnis bekommen, wenn du erwischt wirst. Und du wirst Maz ganz sicher verlieren. Dein ganzes Leben wird ruiniert sein, nur weil du ungeduldig warst.«
    Sie schüttelt mit einem Lächeln auf den Lippen den Kopf.
    »Du hast es doch selbst

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