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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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spricht, die Bethina als Hausmutter vom Staat erhalten hat.
    Sie legt die Pillen auf den Schreibtisch. »Ich weiß, wie du zu Medizin stehst, aber nur für den Fall … Sie werden dir helfen, dich besser zu fühlen.«
    Sie lässt die Hand auf meinem Schreibtisch ruhen, und ich berühre sie.
    »Ich hatte Angst«, sage ich leise und spreche es damit zum ersten Mal laut aus.
    Bethina legt tröstend die Arme um mich und zieht mich an ihren Bauch. »Oh, mein süßes Mädchen, das ist doch kein Wunder.« Sie streichelt mir den Hinterkopf, und zwei dicke Tränen sitzen in meinen Augenwinkeln.
    »Aber Beck … er war so tapfer, B. Du hättest ihn sehen sollen! Er hat nicht aufgegeben.«
    Bethina tritt zurück und hält mich auf Armeslänge von sich. »Jetzt hör mal zu, du bist genauso tapfer wie Beck Channing. Du bist genauso stark.«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein. Ich habe mich versteckt.«
    »Hast du mir nicht vorhin erzählt, dass du dich neben ihn auf den Hügel gestellt hast?«
    »Doch.«
    »Das hat Mut erfordert, Lark. Das hätten nicht viele Leute getan.«
    Ich sage ihr nicht, dass ich es nur für Beck getan habe. Dass ich ihn nicht im Stich lassen konnte. Es hatte mehr mit meiner Angst um ihn als mit Tapferkeit zu tun.
    Sie tupft mir die Augen mit dem Ärmel ihrer Tunika ab, bevor sich ihre Aufmerksamkeit auf Becks Zimmerseite richtet. »Er wird wohl nie lernen aufzuräumen, nicht wahr?«
    Ich schüttle den Kopf. Die Bewegung bringt alles im Innern meines Schädels durcheinander, und ich zucke zusammen. »Ein Glück, dass er uns hat.«
    Bekümmerung senkt sich über Bethinas Gesicht. »Ihr werdet bald nicht mehr da sein.«
    So gespannt ich auch auf den neuen Lebensabschnitt bin, auf die Trennung von Bethina freue ich mich nicht. Erst in letzter Zeit habe ich zu schätzen gelernt, was sie für uns tut und wie wichtig wir ihr sind.
    »Nun sieh nur, wie mir die Tränen kommen, bloß weil du erwachsen wirst.« Sie bückt sich und sammelt ein paar von Becks hingeworfenen Kleidungsstücken vom Boden auf.
    »Ich werde dich auch vermissen, B. Aber ich bringe Beck dazu, dass wir dich besuchen kommen.« Ich lächle sie an und hoffe, einen Teil ihres Kummers verscheuchen zu können. »Dann bestaunen wir dein Haus voller neuer Babys. Und wer weiß, vielleicht wird dir ja eines unserer Kinder zugewiesen?«
    »Ich hoffe, dass du zu Besuch kommst. Das hoffe ich wirklich.« Sie verlagert ihr Gewicht und starrt in die Ferne. »Lark.« Jetzt ist ihre Stimme sehr ernst. »Ich weiß, dass du dich nicht wohlfühlst, aber ich muss dir eine Frage stellen und eine ehrliche Antwort darauf hören.«
    Ich sehe ihr in die Augen. »Natürlich.«
    »Nach dem, was mit Ryker und Lina passiert ist …« Sie zögert. »War da jemals … so etwas zwischen Beck und dir?«
    Boden, verschling mich. Bitte. »Nein. Nie.«
    Sie nickt knapp. »Gut. Ich will nicht, dass du dir deine Zuweisung verdirbst.« Sie tätschelt mir den Arm. »Du bist ein verantwortungsbewusstes Mädchen. Ich vertraue darauf, dass du das Richtige tun wirst.«
    Als sie zur Tür geht, frage ich: »Was würde geschehen, wenn wir es täten?«
    Bethina erstarrt mitten im Schritt. Sie dreht sich langsam um, und ich erhasche einen Hauch von Panik in ihren tiefbraunen Augen. »Was meinst du?«
    »Was würde geschehen? Er ist mein ausgewählter Partner. Wir sind beide Nachkommen der Gründer. Es gibt niemanden sonst, der für einen von uns geeignet ist. Der Staat wird nicht zulassen, dass wir alleinstehend bleiben.«
    »Warum fragst du mich das?« Sie klingt nicht mehr argwöhnisch, sondern anklagend. »Was hast du getan?«
    Ich hebe mit großen Augen beide Hände und schüttle den Kopf. »Nichts, das schwöre ich. Aber wir teilen uns ein Zimmer. Was meinst du, was das für einen Eindruck vermittelt? Es ist in Ordnung für uns, zusammen zu sein und im selben Zimmer zu schlafen, aber wir dürfen nicht intim werden, obwohl wir in ein paar Wochen aneinandergebunden werden sollen. Das ist nicht fair, B.« Ich verschränke die Arme. »Und es ist schwer.«
    Jegliche Farbe weicht aus ihrem Gesicht. »Lark, hör mir zu. Du darfst nie, unter keinen Umständen, gegen die Vorschriften verstoßen. Verstehst du?« Ihre Augen mustern mich, bevor sie fortfährt: »Du würdest alle enttäuschen. Du sollst einmal eine Führungsrolle einnehmen, und die anderen schauen zu dir auf. Du musst ein Vorbild sein.«
    Darauf läuft es doch immer wieder hinaus – das Richtige zu tun.
    »Sie werden euch trennen«,

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