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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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davon.«
    Ich starre sie an. »Ich dachte, es spielt keine Rolle, was Beck und ich tun?«
    Sie runzelt die Stirn. »Nach heute Morgen bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
    »Das ist komisch. Du warst doch ganz zuversichtlich, dass wir keinen Ärger bekommen würden. Wir sind etwas Besonderes , weißt du nicht mehr?«
    Sie kaut auf ihrer Unterlippe. »Vielleicht habe ich mich geirrt.«
    Anscheinend hat Rykers Versetzung aus dem Haus ihre Wirkung auf Kyra nicht verfehlt. Das ist immerhin etwas.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, geht sie zu ihrem Stuhl.
    Ich gehe über den langen Flur zu meinem Platz, werfe meine Tasche unter den Arbeitstisch, nehme meine Schürze, binde sie um und beginne, Material aus dem Lagerschrank zu holen. Die Feuchtigkeit klebt an mir. Obwohl ich die Sommerhitze hasse, bin ich gern im Gewächshaus – wahrscheinlich, weil ich wieder gehen kann, wenn ich genug habe.
    Ich habe hier einige meiner schönsten Tage damit verbracht, an der Seite meines Lehrers zu arbeiten, Mr. Trevern. Fortschrittliche Nahrungsmittelerzeugung – neue Sorten essbarer Pflanzen zu entwickeln, um sie den Anforderungen einer vegetarischen Ernährung anzupassen – ist mein Traumberuf. Es hat etwas Entspannendes, in frisch vorbereiteter Erde zu graben und zuzusehen, wie kleine grüne Schösslinge die Oberfläche durchbrechen. Mr. Trevern hat versprochen, nach meiner Bindung bei der staatlichen Landwirtschaftsbehörde ein gutes Wort für mich einzulegen.
    Ich greife nach Fenchel-Dill-Hybridsamen und schütte die kleinen Pünktchen auf mein Sammeltablett. Mit der Pinzette platziere ich einen Samen unter der Vergrößerungslinse und seziere ihn.
    Ein anderer Lehrer betritt das Gewächshaus und spricht leise mit Mr. Trevern, bevor er wieder geht. Das ist seltsam. Normalerweise kommunizieren die Lehrer über ihre Armbänder, um den Unterricht nicht zu stören.
    Über meine Linse hinweg sehe ich, wie Mr. Trevern sich vor der Klasse aufbaut. Ich konzentriere mich wieder auf meine Arbeit.
    Eine kleine Glocke ruft uns zur Aufmerksamkeit. Da ich ganz in meine Arbeit vertieft bin, schaue ich eher aus Respekt als aus sonst einem Grund auf.
    »Ladys und Gentlemen«, sagt Mr. Trevern, als er den Blick über uns schweifen lässt und darauf wartet, dass die Gruppe still wird.
    Ich blinzle und reibe mir kräftig die Augen. Mr. Treverns Gesicht ist verschwommen – nur an den Rändern nicht. Um ihn herum ist alles scharf und klar zu erkennen. Der Kontrast ist verstörend. Ich muss meine Augen überanstrengt haben, weil ich zu lange ins Mikroskop gestarrt habe. Ich drücke mir die Handflächen gegen die Augen und blinzle erneut. Jetzt sieht er wieder normal aus.
    »Achtung.« Er hält noch einmal inne und blickt mich an, wobei sein Gesichtsausdruck irgendetwas zu verbergen versucht. »Es ist zu einem bedauerlichen Zwischenfall gekommen, von dem einige unserer Schüler betroffen sind.«
    Geflüster. Ich versuche zu hören, was die anderen sagen, aber Mr. Trevern spricht mit zitternder Stimme weiter: »Ich habe die Anweisung erhalten, euch aufzufordern, sofort nach Hause zurückzukehren. Weitere Informationen werden bei Bedarf mitgeteilt.«
    Das Raunen wird zu einem Stimmengewirr, einem Aufruhr. Ein Zwischenfall? Etwas so Schlimmes, dass wir nach Hause geschickt werden? Es kann nicht noch eine Sicherheitslücke sein! Wenn es das wäre, wären wir schon auf dem Weg in die Schutzräume, nicht wahr? Es muss etwas anderes sein, etwas noch Schlimmeres – wenn das überhaupt möglich ist.
    Ich strenge mich an, Informationen aus den Gesprächen der anderen zu filtern, aber niemand weiß etwas. Die Lichter flackern und tragen noch zu der allgemeinen Verwirrung bei.
    Da ich die Panik nicht noch steigern will, ordne ich meine Materialien auf einem Tablett an und trage es in den Vorratsraum zurück. Ich beginne, jede Flasche an ihren Platz zu stellen. Ich lasse nicht zu, dass ich hysterisch werde. Ich bleibe ruhig. Ich muss mich vorbildlich verhalten.
    »Lark?« Mr. Trevern steht neben mir.
    »Ja?« Ich ordne weiter die winzigen Flaschen ein.
    »Lass mich das fertig machen.« Er nimmt mir das Tablett aus der Hand. »Ich glaube, du solltest so schnell wie möglich in dein Haus zurückkehren.« Seine raue Stimme zittert.
    Überall im dampfigen Raum wird die Verwirrung zu Chaos. »Mr. Trevern? Was ist geschehen?«
    »Ich glaube, du solltest nach Hause gehen, Lark«, wiederholt er und konzentriert sich dann darauf, die Flaschen wegzuräumen. »Bethina hat

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